Montag, 05. Dezember 2011 (20:04 Uhr)

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Weinheim wird wiederbelebt

Sieben Sparkassen-Filialen mit portablen Defibrillatoren ausgestattet

Oberbürgermeister Heiner Bernhard im Einsatz: Herzmassage am Dummy.

Weinheim, 24. November 2011. (red/mh) Ein Defibrillator hätte den tragischen Tod des „Pony-Manns“ vor einem Jahr verhindert können. Seit kurzem gibt es in den Bankautomatenbereichen der Weinheimer Sparkassen sprachgesteuerte Schockgeber. Ein Jahr zu spät für den „Pony-Mann“, der kurz vor Weihnachten 2010 einen Kreislaufstillstand erlitt und noch vor Ort verstarb. Künftig soll Menschen mit einem Herzkreislaufstillstand schnell geholfen werden können.

Von Martin Heilmann

Dem Mann in der Fußgängerzone in Weinheim ist schwindelig. Ein stechender Schmerz fährt ihm durch die Brust. Ihm wird schwarz vor Augen. Er geht zu Boden und wird ohnmächtig. Sein Kreislauf bricht zusammen. Menschen eilen herbei. Helfen. Alarmieren Rettungskräfte. Sie führen wiederbelebende Herzmassagen und Beatmung durch. Die Zeit ist knapp. Der Mann ringt mit dem Leben. Der Notarzt trifft ein und hat einen Defibrillator dabei. Das Gerät kommt zum Einsatz. Der elektrische Impuls wird ausgelöst. Einmal. Zweimal. Ein drittes Mal. Zu spät. Der Mann ist tot.

Das besonders tragische an dem Tod des „Pony-Manns“ vor rund einem Jahr: Es gab einen für jedermann zugänglichen Defibrillator wenige Meter entfernt im Bürgerbüro Weinheim. Aber niemand wusste das.

Der plötzliche Herztod kann jeden treffen.

100.000 bis 200.000 Menschen wie der „Pony-Mann“ in Weinheim versterben Jahr für Jahr an den Folgen eines plötzlichen Herztods – die Todesursache Nummer eins in Deutschland außerhalb von Krankenhäusern. „Pro Minute, in der kein Defibrillator zum Einsatz kommt, sinkt die Überlebenschance für Menschen um acht bis fünfzehn Prozent“, so Mit-Initiator Ralf Mittelbach von der freiwilligen Weinheimer Feuerwehr. “Nach zehn Minuten liegen die Überlebenschancen nur noch bei rund fünf Prozent.”

Einen “großen Dank” für das Engagement Mittelbachs und seinen Kameraden bei der Feuerwehr sprach Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD) aus und fügte an: „Jeder hat jederzeit Zugang zu den Sparkassen-Filialen. Im Notfall kann das Leben retten.“

Portable Defibrillatoren sind einfach zu bedienen.

Prof. Dr. Rüdiger Hauser, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, ließ jüngst alle Mitarbeiter an einem auffrischenden Erste-Hilfe-Kurs teilnehmen und sagte: „Es geht auch darum, den Menschen die Angst zu nehmen, dass man etwas falsch macht.“ Die nun angebrachten Defibrillatoren sind voll sprachgesteuert und unterstützen den Bediener bei jedem Schritt. Da die Geräte im Automatenbereich angebracht sind, kann man sie rund um die Uhr erreichen.

Christian Linder, Ralf Mittelbach, Prof. Dr. Rüdiger Hauser, OB Heiner Bernhard bei der Präsentation eines Defibrillators in der Filiale Bahnhofstraße der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord. Sieben Filialen wurden mit den Geräten ausgestattet.

Der Vorfall des „Pony-Manns“ war unter anderem Anlass für die Weinheimer Feuerwehr ein Defibrillatoren-Kataster für die Stadt anzulegen, das alle Standorte in Weinheim angibt, an denen sich solche Geräte befinden.

Die Feuerwehr startete dafür einen Aufruf in der Bevölkerung. Es meldeten sich Unternehmen, Büros, Läden bis hin zu Privatpersonen. Eine Übersicht soll in Kürze auf den Internetseiten der Weinheimer Feuerwehr veröffentlicht werden.

Weinheim ist “spitze” in der “Defi”-Ausstattung.

Insgesamt gibt es heute 33 Schockgeräte in Weinheim. Inklusive der jetzt für je rund 1.000 Euro angeschafften Defibrillatoren für sieben Filialen im Bereich des Weinheimer Zentrums. Weitere Standorte in der Region sollen folgen. Weinheim ist diesbezüglich in Baden-Württemberg sogar eine echte Vorreiterstadt. “Nur” 133 frei zugängliche Geräte  sind im kompletten Bundesland registriert.

Die Sparkasse unterstützte die Anschaffung mit 16.000 Euro – die Feuerwehr Weinheim wartet und kontrolliert die Geräte.

Um die Bevölkerung in Sachen Herzinfarkte noch besser zu sensibilisieren, veranstalten die GRN-Klinik Weinheim und der Johanniter-Unfallhilfe am 29. November um 18:30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Weinheimer Feuerwehrzentrum in der Bensheimer Straße 6. Die Bevölkerung ist “herzlich” eingeladen – es gibt Expertenvorträge und Vorführungen.

Für Rückfragen und nähere Informationen zu dieser Veranstaltung gibt es bei der Feuerwehr in Weinheim unter email: [email protected] oder Telefon: 06201/2580673.

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