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Montag, 02. September 2013

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Bewohner vorsorglich in Klinik verbracht - ein Zimmer vollständig ausgebrannt

Brand im Langgassenweg

Sieht aus wie Kino – ist aber ein echter Katastropheneinsatz. Die Feuerwehr Weinheim bekämpft unter anderem über die Drehleiter den Brand im Langgassenweg.

 

Weinheim, 30. Dezember 2012. (red) (Aktualisiert, 30. Dezember, 18 Uhr) Kurz nach Mitternacht ist heute ein Brand im ersten Stock eines Einfamilienhauses im Langgassenweg ausgebrochen. Die Feuerwehr bekam das Feuer schnell in den Griff – um 0:40 Uhr war es aus. Die Bewohner, ein Ehepaar, wurden vorsorglich wegen einer möglichen Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Ein Feuerwehrmann erlitt Brandverletzungen 2. Grades. Das Zimmer, in dem der Brand ausgebrochen ist, ist zerstört. Durch das umsichtige Eingreifen der Feuerwehr könnte ein größerer Schaden verhindert worden sein.

Von Hardy Prothmann

Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht war einer der ersten vor Ort: “Die Bewohner waren sehr vernünftig und haben das Haus verlassen. Ich habe die Erstbetreuung übernommen.” Wegen einer möglichen Rauchgasvergiftung wurde das Ehepaar in eine Klinik verbracht.

Der Einsatzleiter wirkt konzentriert, aber ruhig. Sein Blick wandert immer wieder über die Szenerie:

Wir haben die Lage im Griff.

Im Langgassenweg ist kurz nach Mitternacht die Nachtruhe um. Über ein Dutzend Einsatzwagen blockieren den Weg, direkt vorm betroffenen Haus ist die Drehleiter postiert. Aus den Fenstern im ersten Stock und unterm Dach steigt immer noch dicker, schwarzer Qualm auf. Immer wieder gehen Feuerwehrleute unter Atemschutz ins Gebäude.

Kohlrabenschwarz nach Einsatz.

Nach dem Einsatz: Der verformte Helm und das kohlrabenschwarze Visier hatten heute ihren letzten Einsatz.

 

Jetzt kommen zwei raus, die mittendrin waren. Ihre sonst eierschalenfarbenen Helme sind schwarzbraun verfärbt. Die Visiere kohlrabenschwarz. Sie nehmen den Atemschutz und die von der Hitze verformten Helme ab. Klitschnass verschwitzt sind sie. Die Backen sind fleckig gerötet, die Augen glitzern. Man sieht ihnen den Stress an. Sie haben vollen Einsatz gegeben und sind für heute “fertig”. Kameraden übernehmen.

Das Zimmer dürfte hin sein,

sagt einer. Der andere fasst sich an die Brust. Irgendwas juckt ihn. Er öffnet die Jacke, greift darunter. Ein kurzes Stöhnen ist zu hören. Er öffnet die Jacke weiter. Jetzt sieht man diffus kleine Hautfetzen abstehen. Sieht aus wie ein heftiger “Sonnenbrand”. Aber es ist natürlich eine Brandwunde. Trotz Schutzkleidung.

Eben noch Held – jetzt Patient.

Der Feuerwehrmann wird sofort von einem Kollegen zu den Sanitätern gebracht. Eigentlich will er nicht, aber er muss, zuckt die Schultern und geht mit. Eben noch Held, jetzt Patient. Vermutlich spürt er noch keinen Schmerz, zu hoch ist noch der Adrenalinspiegel. Der Feuerwehrmann hat vorbildlich alles gegeben. Er ist einer der Helden des Abends, aber doch nur ein Mensch – verletztlich und auf andere angewiesen.

Viele Leute können sich das nicht wirklich vorstellen, was bei so einem Feuer abgeht. Das ist wie ein Kaminofen. Da hat es schnell mal 800 oder 900 Grad Hitze,

sagt Ralf Mittelbach, Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim. Er betreut die Medienvertreter und wenn er das nicht muss, schleppt er auch Gerät und Schläuche und guckt, wo er gebraucht wird.

Szenenwechsel: Ab 0:21 Uhr ist die Abteilung Sulzbach alarmiert und übernimmt die Bereitschaft im Feuerwehrhaus der Stadt, da die Kameraden im Einsatz sind. Zur Not würden sie weitere Atemschutzgeräteträger schicken – soweit kommt es aber nicht. Aber man ist vorbereitet.

Szenenwechsel: Vor Ort sind 40 Feuerwehrleute im Einsatz, dazu Polizei und Sanitäter.

Sich selbst, Leib und Leben, Hab und Gut schützen.

Kurz vor 0:30 Uhr trifft der Erste Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner ein, um sich ein Bild der Lage zu machen. Er schaut besorgt, erkundigt sich, wird informiert und hält sich zurück. Schaut zu, was die Experten machen, mehr kann er nicht tun. Dass er da ist, wird sehr wohlwollend von den Feuerwehrleuten aufgenommen. “Feuerwehr” gehört zu seinem Aufgabenbereich.

Konzentriert im Team gegen das Feuer.

 

Auch der stellvertretende Kreisbrandmeister Axel Schuh ist, wie so oft, vor Ort und aktiv am Geschehen beteiligt. Die Führungsleute vom Einsatzleiter über Zug- und Gruppenführer sind im ständigen Austausch. Das erste Ziel ist der Selbstschutz. Kontrolle zu haben. Das eigentliche Ziel ist klar die Brandlöschung – aber nur unter “sicheren” Umständen.

Überall am Rande stehen Anwohner und schauen auf das Geschehen. Am Einsatzort draußen geht es geschäftig, aber konzentriert ruhig zu. Keine lauten Rufe oder irgendein “Stress” sind hier zu bemerken. Und obwohl überall Schläuche liegen und ständig Gerätschaften hin- und hergetragen werden, wirkt die Szenerie nie hektisch, sondern nur sehr geschäftig unter dem Blaulicht der Einsatzfahrzeuge und den Scheinweifern, die das Haus erleuchten.

Löschen und erhalten.

Von außen erhascht man manchmal einen Blick auf Feuerwehrleute, die am Fenster vorbeikommen. Es ist ein ständiges Rein und Raus in das Gebäude: “So wie es aussieht, ist ein Raum ausgebrannt. Mit etwas Glück konnten wir den Schaden begrenzen, zumindest, was das Erdgeschoss angeht”, sagt Ralf Mittelbach. Man hört die Ventilatoren brummen, die das Haus entrauchen. “Ein Teil der Kameraden ist rein und hat sich um Brandbekämpfung gekümmert. Die anderen haben unten alles zu gemacht.” Dann guckt er ernst und sagt entschuldigend:

Vermutlich werden wir unsere Spuren im Flur und über die Treppe hinterlassen haben, aber das geht natürlich nicht anders.

Für die Bewohner ist der Brand sicher eine schlimme Katastrophe. Aber sie haben sich gut verhalten und ihr Leben gerettet, statt sich unnötig zu gefährden. Und sie hatten “Glück” mit der Uhrzeit, so komisch das klingt:

Meine Leute mussten sich durch keinen Berufsverkehr kämpfen und waren deshalb von zuhause aus schnell vor Ort,

bilanziert Einsatzleiter Reinhold Albrecht. An einem “normalen” Arbeitstag mit viel Berufsverkehr sind die Kräfte oft auf der Straße “gebunden” und wertvolle Zeit verrinnt.

Die Partner müssen sich verlassen können – man sieht die Anspannung und Konzentration in den Augen.

 

Was genau die Ursache des Brandes ist, werden Brandsachverständige feststellen müssen. Fest steht, es war das Arbeitszimmer – eventuell ist dort ein elektrisches Gerät “durchgebrannt”.

Gegen 1:00 Uhr in der Nacht qualmt es immer wieder heftig. Abteilungskommandant Patrick Müller erklärt das Phänomen:

Das Feuer ist aus – das ist jetzt noch Wasserdampf. Schließlich war es sehr, sehr heiß.

Das Ehepaar kann noch in der Nacht die Klinik verlassen. Ebenso der Feuerwehrmann – er hat sich bei seinem Einsatz eine etwa handteller-große Verbrennung zweiten Grades auf der Brust eingehandelt.

Vor Ort verbleibt bis zum frühen Morgen eine Brandwache, um eventuell auftretende Glutnester zu bekämpfen.

Aktualisierung

Information der Feuerwehr Weinheim:

“Kurz nach 24 Uhr meldete die Feuerwehrleitstelle Rhein Neckar einen Zimmerbrand im Langgassenweg. Die Feuerwehr Weinheim rückte unter der Einsatzleitung von Stadtbrandmeister Reinhold Albrecht und Abteilungskommandant Patrick Müller mit dem Löschzug zur Einsatzstelle in die Nordstadt aus.

Die Wohnungsinhaber, ein älteres Ehepaar hatte bereits mit den Löschmaßnahmen begonnen, mussten diese dann aber aufgrund der starken Rauchentwicklung abbrechen. Bereits auf der Anfahrt war der Feuerschein weithin sichtbar. Auch die Leitstelle teilte den Einsatzkräften mit, dass es weitere Notrufe gebe und vermutet wird, dass sich der Brand bereits auf das Dachgeschoss ausgeweitet hatte. Bei Ankunft der Weinheimer Feuerwehr waren bereits alle Personen aus dem Gebäude.

Ein Zimmer, im ersten Obergeschoss des Einfamilienhauses, stand bereits im Vollbrand und die Flammen loderten meterhoch aus dem Balkonfenster auf den Dachstuhl. Im ersten Obergeschoss, hatte der dicke schwarze Brandrauch, bereits die komplett Sicht zwischen Decke und Boden genommen. Dadurch konnte sich die Feuerwehr nur noch mit einer Wärmebildkamera orientieren. Das Feuer breitete sich rasant aus und der erste Angriffstrupp hatte durch die massive Wärmestrahlung Probleme sich zum Brandherd vorzukämpfen.

Während ein Trupp das Feuer mit einem Rohr im Innenangriff bekämpfte, baute ein zweiter Trupp eine Riegelstellung von außen auf und konnte dadurch das Übergreifen auf den Dachstuhl verhindern. Weitere Trupps bauten die Wasserversorgung auf und versuchten durch schließen von Fenster und Türen die Ausbreitung des Brandrauchs zu verhindern.

Die Drehleiter wurde mit einem Wenderohr vor dem Gebäude in Stellung gebracht und die Einsatzstelle ausgeleuchtet. Das Ehepaar wurde vorsorglich durch den Rettungsdienst versorgt und zur weiteren Kontrolle in ein Krankenhaus eingeliefert. Dieses konnten Sie noch in der Nacht verlassen.

Vor Ort unterstützte der stellvertretende Kreisbrandmeister Axel Schuh die örtliche Einsatzleitung. Der erste Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Dr. Torsten Fetzner machte sich persönlich vor Ort ein Bild der Lage und bot seine Hilfe an.

Während des Einsatzes wurde die Abteilung Sulzbach auf Bereitschaft alarmiert. Vor Ort mussten die Feuerwehrangehörigen aus Sulzbach nicht mehr in den Einsatz gebracht werden. Die Abteilung Stadt, die mit vierzig Einsatzkräften vor Ort war, konnte den Brand gegen 0:40 Uhr unter Kontrolle bringen. Die Abteilung Sulzbach stellte in dieser Zeit den Brandschutz mit sechzehn Feuerwehrangehörigen im Stadtgebiet sicher und konnte gegen 2 Uhr aus dem Einsatz entlassen werden.

Nachdem das Feuer unter Kontrolle war, musste die abgehängte Decke mit Strohmatten entfernt werden, da sich hier auch das Feuer rein gefressen und Glutnester gebildet hatte. Auch viele verbrannte Bücher, Unterlagen und Regalteile mussten ins Freie gebracht und dort abgelöscht werden. Hier wurden die immer wieder auflodernden Glutnester gelöscht. Auch mehrere Lüfter sorgten dafür, das der Brandrauch aus dem Gebäude gedrückt wurde.

Ein Feuerwehrmann des ersten Trupp, der zur Brandbekämpfung vorgegangen war zog sich am Oberkörper, trotz der speziellen Einsatzkleidung eine handgroße Verbrennung zweiten Grades zu. Diese wurden von den Rettungssanitätern vor Ort erstversorgt und im Krankenhaus weiterbehandelt. Er konnte noch in der Nacht das Krankenhaus verlassen, muss seine Verbrennung weiter behandeln lassen.

Gegen 3 Uhr konnte die Feuerwehr Weinheim mit den meisten Fahrzeugen einrücken. Der Gerätewagen Licht und das Tanklöschfahrzeug blieben bis am nächsten Morgen um 6 Uhr vor Ort für eine Brandwache. Die Einsatzstelle wurde an die Polizei Weinheim übergeben.

Zur Schadenshöhe und Brandursache können keine Angaben gemacht werden.”

Ergänzung: Wie die Feuerwehr am Abend informierte, hatte sich ein weiterer Feuerwehrmann am Auge verletzt. Die Verletztung konnte amulant behandelt werden.

Information der Polizei:

“Aufgrund eines implodierten Fernsehgerätes kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag kurz nach Mitternacht zu einem Wohnungsbrand im Langgassenweg. In der Dachgeschosswohnung des Einfamilienhauses hatte gerade das 71-jährige Ehepaar fern geschaut, als es plötzlich eine Verpuffung gab und das Gerät in Flammen aufging. Das Feuer griff schnell auf das Inventar über, konnte jedoch schnell von der alarmierten Feuerwehr aus Weinheim gelöscht werden.

Das Ehepaar wurde vorsorglich in einem Krankenhaus untersucht da sie die schädlichen Gase eingeatmet hatten, wurde nach einer ambulanten Behandlung jedoch wieder entlassen. Der entstandene Schaden beträgt mehrere 10.000 Euro. Das Haus ist derzeit nicht bewohnbar.”

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