Mannheim/Rhein-Neckar, 03. April 2013. (red/ld) Lydia Dartsch war seit vergangenem September als freie Mitarbeiterin für uns tätig. In den kommenden 20 Monaten wird sie als Volontärin eine praxisnahe journalistische Ausbildung bei uns absolvieren und über die vielen spannenden Themen der Region berichten. Während des Volontariats wird sie in verschiedenen Redaktionen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland gastieren. Schon im Mai geht es für eine Woche nach Straßburg. Dort wird sie während der Sitzungswoche am Europäischen Parlament die Abgeordnete der Grünen, Franziska Brantner, begleiten. Ihre Vorliebe für den Lokaljournalismus hat sie als freie Reporterin bereits entdeckt. Ihr Credo: Auch Kleintierzuchtvereine bieten Stoff für “Gänsehaut”.
Von Lydia Dartsch
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
ich freu’ mich wie ein Schnitzel über dieses Volontariat, das mich in den kommenden 20 Monaten durch die Region und das gesamte Bundesgebiet führen wird. In verschiedenen Redaktionen werde ich das Handwerk des Lokaljournalismus erlernen; mit allem, was dazu gehört.
Die Region bietet viele spannende Geschichten
Berlin, Paris, Washington – die Brennpunkte der Weltpolitik haben mich nie so sehr gereizt, wie die Geschichten, die es vor der Haustür zu erzählen gibt. Ein Erntedankfest an einer katholischen Kirche in Mannheim-Sandhofen war vor einigen Jahren mein Erweckungserlebnis. Als freie Reporterin für den Mannheimer Morgen sollte ich für kleines Zeilenhonorar zwischen 60 und 80 Zeilen füllen. Wen interessiert der Stand mit den Basteleien und das Angebot an gespendetem Kuchen?, fragte ich mich damals. Niemanden! Eine halbe Stunde später hatte ich dann die interessante “Story”: Der Pfarrer der Kirche leistet volle Arbeit, wurde aber nur für eine dreiviertel Stelle bezahlt. Schuld war der Rückgang der Gemeindemitglieder und der Priestermangel, der sich unmittelbar in den eigenen Stadtteilen abzeichnete.
Die Region ist spannend. Das habe ich besonders in den vergangenen Monaten gemerkt: Ob die Strickguerilla aus Viernheim, die kürzlich (durch meinen Bericht motiviert) sogar im Mannheimer Luisenpark zugeschlagen hat oder der Wandel der Schullandschaft in Hemsbach, Heddesheim, Heidelberg und den anderen Gemeinden in unserem Berichtsgebiet. Es gibt viel Interessantes zu entdecken und Wissenswertes zu erzählen. Und manchmal auch Schockierendes wie der Prozess gegen einen Sexualstraftäter am Landgericht Frankenthal. Oder Kulturelles wie das Internationale Filmfestival Mannheim/Heidelberg. Entscheidend ist: Unsere Berichte betreffen die Menschen direkt. Und über das Internet haben wie zu jeder Zeit an jedem Ort Zugriff auf unsere Informationen.
Wie die EU vor Ort wirkt, wird mein Fokus in Straßburg sein. Das Volontariat wird mich auch zu den Netzwerk-Mitgliedern des Verbands istlokal.de führen – nach Berlin zu den Prenzlauerberg-Nachrichten.de und zur Tegernseerstimme.de. Ich werde auch bei einer großen Tageszeitung gastieren (welche, wird noch nicht verraten) und die Arbeit einer Pressestelle kennenlernen. Stationen bei Funk und Fernsehen werden gerade noch verhandelt. Klar ist: Die Packung Journalismus, die ich erhalte, wird sehr kompakt sein.
Ich will alles ausprobieren.
2004, während meines Studiums der Politikwissenschaft und Anglistik (M.A.) an der Universität Mannheim, begann ich, journalistisch zu arbeiten: Zunächst beim Tageszeitungsprojekt “Der Mannheimer”, dann als freie Mitarbeiterin für das Mannheimer Wochenblatt sowie für die Lokalredaktion und die Stadtteilseiten des Mannheimer Morgen. Ich wollte alle journalistischen Formen ausprobieren. Deshalb absolvierte ich Praktika beim Mannheimer Morgen, bei Radio Regenbogen, dem Rhein-Neckar-Fernsehen, beim SWR4-Kurpfalzradio und Hitradio FFH.
Ein Volontariat zu bekommen, ist schwer und die Konkurrenz ist riesengroß: Meine Bewerbungen wurden entweder kommentarlos oder unter fadenscheinigen Begründungen abgelehnt; sogar von den Redaktionen, für die ich jahrelang arbeitete. Ein Personalverantwortlicher brachte es bei einem Assessmentcenter auf den Punkt:
Sie sind zu digital aufgestellt.
Er meinte, ich könnte schreiben, Radiobeiträge produzieren und Fernsehbeiträge erstellen. All das schien nicht Bestandteile der Voraussetzungen zu sein, die ein Verlag im digitalen Zeitalter an seine Volontäre stellte. All das sind wesentliche Voraussetzungen, um bei einer Internetredaktion arbeiten zu können. Und nachdem meine Fähigkeiten seit September ausgiebig getestet wurden, habe ich diesen spannenden Ausbildungsplatz erhalten.
Umso mehr freue ich mich also, hier angekommen zu sein. In der Lokalberichterstattung ist jedes journalistisches Genre möglich: Ich freue mich auf Theaterkritiken von Laienspielgruppen wie vom Nationaltheater und auf viele Reportagen und Portraits über interessante Menschen, mit denen Sie Tür an Tür leben. Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft – all das bietet Lokaljournalismus in Hülle und Fülle. Und ich kann mit Text, Fotos und Videos berichten, bin über Social Media in Kontakt mit den Menschen – das ist großartig.
Mit meinem Chef, Hardy Prothmann, habe ich einen versierten Ausbilder, der vom Print kommt, viel für Hörfunk und Fernsehen gearbeitet hat, lokalen und überregionalen Journalismus kennt, als Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche bestens in der Republik vernetzt ist und seit Jahren das Internet als Zukunft des Journalismus propagiert – wie recht er hat, erkennt man an den enormen Problemen der Printmedien und an den Veränderungen der Sendeanstalten wie dem Bayerischen Rundfunk, der künftig keine Trennung zwischen Hörunk, Fernsehen und Internet mehr kennen wird. Der Anspruch hier ist einfach beschrieben: kritisch, unabhängig, meinungsstark. Wir sind ein kleines Team – aber ein feines und unsere Berichterstattung sorgt immer wieder für große Aufmerksamkeit.
In die Saiten greifen und Abtauchen muss auch mal sein.
Wenn die Finger vom vielen Tippen brennen oder das Handgelenk nach der Recherche schmerzt und der Kopf nach dem Durchsehen von Sitzungsunterlagen und anderem Material brummt, greife ich zuhause zu einer meiner Gitarren, jogge meine fünf Kilometer den Neckar entlang oder gehe schwimmen. In diesem Sommer könnte ich auch mal wieder Tauchen gehen: Hier gibt es genug Seen, die ich noch nicht erkundet habe. Wie die lokalen Themen werden die lokalen Seen unterschätzt.
Wenn Sie ein Thema haben, über das ich unbedingt berichten sollte, schreiben Sie mir unter lydia.dartsch(at)rheinneckarblog.de oder auf Facebook. Und wenn Sie mir positive wie negative Kritik zukommen lassen wollen – bin ich daran sehr interessiert.
Darüber hinaus freue ich mich auf ein leckeres Schnitzel bei der nächsten Hauptversammlung eines der vielen Vereine – Bratwurstjournalismus werden Sie allerdings von mir keinen geboten bekommen. Die Wettergötter, Gerstensäfte, Floriansjünger, Pedalritter, das leibliche Wohl oder Verben wie “schmunzeln” hat mir mein Chef schon vor dem Volontariat ausgetrieben. Manchmal muss ich darüber “schmunzeln”, wie herrlich er sich über solche Begriffe aufregen kann.
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