Weinheim, 15. April 2012. (red/pm) Mit einer aktuellen Pressemitteilung macht die Stadt Weinheim auf ihren neuen Imagefilm aufmerksam. Der vier Minuten dauernde Film habe bisher alle begeistert, die ihn gesehen haben, so die Stadt. Unsere Erfahrung ist eine gegenteilige – wir haben den Film auf Facebook gepostet und dort kamen nur negative Statements. Machen Sie sich selbst ein “Bild” und kommentieren Sie gerne, was Sie von dem Film halten.
Von Christian Mühlbauer
Mit Imagefilmen ist es so eine Sache. Sie sollen attraktiv und ansprechend sein, zeitgleich aber auch eine gewisse Distanz wahren, damit Dritte sich besser einfühlen können. Die Anforderungen an einen Imagefilm sind entsprechend hoch. Von der Idee über die Umsetzung muss alles stimmen. Sonst “stolpert” der Film.
Exzessive Aneinanderreihung
Weinheim hat den Versuch unternommen, diesen Spagat zu bewältigen. In einem rund vier Minuten dauernden Clip versucht man Interessierte von den Vorzügen der Stadt Weinheim zu begeistern.
Willkürlich und exzessiv erscheint auf den ersten Blick die Aneinanderreihung von Schnitten und Bildern. Innerhalb von 244 Sekunden (also guten vier Minuten) stürmen auf den Betrachter beinahe 100 Bilder ein. Somit hat dieser keine drei Sekunden Zeit, um beim ablaufenden Film ein Bild zu fokusieren. Das ist aber gerade für einen Imagefilm notwendig.
So wichtig wie die Bilder eines Films sind auch die dazugehörigen Sprechertexte. Und gleich der Anfang verwirrt: “Während es woanders noch friert und fröstelt…”. Dazu sieht man Winterbilder. “Woanders?”, also nicht aus Weinheim? Oder doch? Und dann folgt ein Schnitt auf blühende Blumen. Blühen die das ganze Jahr in Weinheim?
Oft holpert der Text und bringt Sätze, die schwerfällig sind und nichts aussagen:
“Weinheim ist das lebendige Mittelzentrum mit der komfortablen Infrastruktur einer großen Kreisstadt.”
Dazu erhält man folgende Bilder:
- Luftaufnahme Weinheim
- die Darstellung einer Skulptur, die Fremden völlig unbekannt sein dürfte
- Eine Zoom-Aufnahme zu einem Unternehmensschild
- Abfahrende Bahn-Züge
- Ein Fußballfeld
- Ein weiteres Bild ab Sekunde 46, das für Externe in keinster Weise einzuordnen ist
- Ein weiteres Bild ab Sekunde 48, welches ebenfalls ein beliebiges Gebäude zeigt
Verwirrende Vergleiche
Ab Minute 1:08 wird der “historische Marktplatz im Stile einer italienischen Piazza” gezeigt. Das Bild ist dunkel und distanziert, es ist kaum etwas los und nur, wer noch nicht in Italien war, könnte denken, es handele sich um eine “italienische Piazza”. “Vor allem im Sommer einer der beliebtesten Treffpunkte der Region”, erzählt der Film weiter und zeigt überwiegend leere Tische.
Der Film präsentiert “das kurpfälzische Schloss” – vermutlich ist “ein” Schloss gemeint, denn “das” ist ein wenig übertrieben. Und der Schlosspark im “Stile eines englischen Gartens”? Da bin ich kein Experte, aber bei Wikipedia liest sich das anders und Weinheim ist hier als Beispiel nicht angeführt (was man ja noch nachholen könnte).
Weiter betont die Stadt, der Film sei nun “weltweit” zu sehen. Das ist grundsätzlich richtig – doch wer ist die Zielgruppe? Nur deutschsprachige Menschen oder auch andere? Dann bräuchte es zumindest eine englische Version.
Insgesamt betrachtet hätte man wohl weit mehr aus einem Imagefilm holen können. Der Charakter Weinheims kommt nur schwerfällig bei einem externen Betrachter an.
Anm. d. Red: Unser Mitarbeiter Christian Mühlbauer ist Bayer, studiert in Ansbach Journalismus und sollte mit dem Blick von außen den Film betrachten.
Pressemitteilung der Stadt Weinheim:
“Weinheim. „Weinheim an der Bergstraße“, mit diesen Worten endet der Film, während die Kamera über den Waidsee hinüber zum waldgrünen Odenwald-Hang und zu den beiden Burgen zoomt, „wer hier einmal ist, mag nie wieder weg“. „Das stimmt“, so haben bis jetzt die meisten Menschen reagiert, die den vierminütigen Weinheimer Image-Film gesehen haben. Er ist jetzt funkelnagelneu herausgekommen, die letzten Dreharbeiten fanden noch am blühenden Pflänzeltag statt – dann machte Produzent und Regisseur Christian Gräber (Gründer der Internet-TV-Sender Weinheim TV und Rhein-Neckar TV) einen „Cut“.
Oberbürgermeister Heiner Bernhard, der Weinheimer Unternehmer Bertram Trauth als Vorstandsmitglied des Stadt- und Tourismusmarketing sowie City-Managerin Maria Zimmermann waren jetzt die ersten, die den Film zu sehen bekamen.
Der Vier-Minuten-Image-Film ist weltweit über den Internet-Kanal „Youtube“ bereits als Film der „StadtWeinheim“ zu sehen, ebenso auf der Weinheimer Facebook-Seite www.facebook.com/weinheim. Ein Direktlink ist von den Internetseiten www.weinheim.de und www.weinheim-marketing.de geschaltet. “
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