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Mittwoch, 28. August 2013

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Der Gemeinderat beschließt Ausbau der Kindertageseinrichtungen

Wird die Betreuungsquote erreicht?

Weinheim, 18. April 2013. (red/ld) Ab dem 01. August tritt der Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in Kraft. Kinder ab einem Jahr haben dann bis zur Einschulung einen gesetzlichen Anspruch auf einen Platz in einer Tageseinrichtung. Für Weinheim wird die Zeit knapp, die von der Landesregierung vorgeschriebene Betreuungsquote von 34 Prozent zu erreichen. Dafür fehlen noch 40 Plätze. Der Gemeinderat hat heute Ausbaumaßnahmen in Höhe von knapp 6,5 Millionen Euro beschlossen.

Von Lydia Dartsch

Der August kommt mit schnellen Schritten und der Ausbau der Kindertagesstätten braucht seine Zeit. Deshalb wird die Stadt den Vorgaben des Landes nicht rechtzeitig nachkommen können. Die sieht eine Betreuungsquote von 34 Prozent vor. Der Gemeinderat rechnet damit, dass im August etwa 1.750 Kinder in Weinheim leben werden und für jedes dritte Kind wird ein Platz beantragt wird. Von den 375 benötigten Kindergarten- und Krippenplätzen fehlen momentan noch vierzig, also knapp zehn Prozent. Bis 2015 sollen 64 weitere Plätze geschaffen werden. Für die Gemeinde ist das allerdings eine immense finanzielle Belastung: Allein um öffentliche Träger zu bezuschussen, wurden dieses Jahr im Haushaltsplan knapp 6,5 Millionen Euro veranschlagt. Wie viele Eltern tatsächlich einen Kindergartenplatz beantragen werden, ist noch nicht bekannt. Die Stadtverwaltung rechnet aber damit, dass die angestrebte Quote von 34 Prozent nicht ausreichen wird.

Wir teilen diese Auffassung und werden den Ausbau der Kinderbetreuung uneingeschränkt unterstützen,

sagte Christina Eitenmüller (CDU). Nach ihrer Ansicht geben die Planzahlen Anlass zur Hoffnung, dass die Messlatte von 34 Prozent nur knapp verfehlt werde. Nach Christian Mayer (Freie Wähler) fehlten rein rechnerisch 354 Plätze.

Ob die Stadt den Richtwert erfüllt oder nicht ist ein Zahlenspiel. Oberbürgermeister Bernhard rechnete gestern aus, dass zwar weniger Plätze geben wird als die gesetzlich geforderten 34 Prozent für Kinder unter drei Jahren. Da Kinder aber erst ab einem Jahr in Krippen betreut würden, ergebe das eine Betreuungsquote von derzeit 45 Prozent bei den Kindern zwischen einem und drei Jahren. Bis 2015 rechne er mit 53 Prozent nach den derzeit geplanten Maßnahmen.

Bis zu 30 Ganztagsplätze in Lützelsachsen

Der evangelische Kindergarten in Lützelsachsen plant zwischen 25 und 30 Ganztagsplätze mit einer Öffnungszeit bis 17:00 Uhr. Dafür sind umfangreiche Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen erforderlich: Nach den Plänen der Kirchengemeinde soll der Kindergarten einen neuen Anbau erhalten, in dem ein Ruheraum, ein Personalraum und ein Bewegungsraum für ein Sportangebot untergebracht werden sollen. Außerdem soll ein neuer Zugangsbereich entstehen, ein Windfang gebaut und der Essbereich ausgebaut werden. Der Essbereich soll zusammen mit einer neuen Küche, einem Büro und einem Elternzimmer in die Räume des bisherigen Pfarrbüros ziehen. Das Büro soll in andere Räume umziehen. Die bestehende Küche wird künftig als Lager- und Abstellraum sowie als Hauswirtschaftsraum genutzt werden.

Für diese Umbauten hat die Kirchengemeinde 776.523 Euro veranschlagt. Die Stadt bezuschusst den Bau mit 70 Prozent der Investitionssumme, insgesamt 543.000 Euro. Die werden der Kirchengemeinde in den kommenden drei Jahren in Raten ausgezahlt. Die Kosten für den von der Kirchengemeinde gewünschte Umzug des Pfarrbüros trägt diese selbst. Neue Kindergartenplätze werden durch den Umbau aber nicht entstehen. Der Gemeinderat stimmte einstimmig für die Zuschüsse an den evangelischen Kindergarten.

Neue Plätze noch im laufenden Kindergartenjahr

Die Bedarfsplanung der Kinderbetreuungsplätze hätte Oberbürgermeister Heiner Bernhard gerne einfacher gehabt, sagte er. Das sei aber nicht möglich:

Wir haben beachtliche Fortschritte gemacht. Ich hoffe, dass wir in Zukunft auch genügend Personen finden, um alle Gruppen zu betreuen,

sagte er. Besonderes Augenmerk wolle er auf die Ausbildung und das gesellschaftliche Ansehen der Erzieherinnen und Erzieher:

Unsere Kinder und Jugendliche sind darauf angewiesen, dass sie von Menschen ausgebildet und betreut werden, denen der Beruf Spaß macht.

Dem stimmte auch Stella Kirgiane-Efremidis (SPD) zu:

Generell muss der Beruf der Erzieher attraktiver werden, damit auch mehr Männer ihn ergreifen wollen und Vorbildfunktionen übernehmen können.

Neue Kindergartenplätze werden noch im laufenden Kindergartenjahr entstehen. Im katholischen Kindergarten “St. Marien” wurden 20 neue Ganztagsplätze geschaffen. Noch im April wird der evangelischen Kindergarten “Kindernest” eine dritte altersgemischte Gruppe von 20 Plätzen in Betrieb nehmen. 18 Ganztagsplätze wurden im evangelischen “Wurzelkindergarten” in Sulzbach geschaffen. Außerdem wurde bereits zum Anfang diesen Jahres eine weitere Krippengruppe im “Wichtelstübchen” der Arbeiterwohlfahrt in Lützelsachsen eröffnet. Im Waldorf-Kindergarten in der Kurt-Schumacher-Straße wurde im Januar eine Krippengruppe mit zehn Plätzen eingerichtet.

Für das Kindergartenjahr 2013/14 ist vorgesehen, dass Kinder zwischen einem und zwei Jahren bevorzugt in Kinderkrippen untergebracht werden. Ab zwei Jahren sollen sie in altersgemischten Gruppen versorgt werden. Vor allem Ganztagsplätze fehlen. Die Wartelisten sind lang. Im evangelischen Kindergarten “Löwenzahn” in Oberflockenbach wird seit Februar eine Ganztagsbetreuung an drei Tagen angeboten. Das Angebot läuft derzeit probeweise für sechs Monate. Stadträtin Dr. Helene Eggert (GAL) lobte die Entscheidung der Verwaltung, die Kinderbetreuung der Unter-Dreijährigen in Krippen und altersgemischte Gruppen zu teilen.

Einbindung der Freudenbergkita entscheidet sich noch dieses Jahr

Im Kindergarten “Baumhaus” möchte die evangelische Kirchengemeinde eine altersgemischte Gruppen einführen. Das hält die Stadtverwaltung aber derzeit nicht für vertretbar, da sie dadurch hohe Platzverluste erwartet. Im Juli 2013 will das Pilgerhaus eine Krippe mit zwei Gruppen im Dienstleistungszentrum am Kreiskrankenhaus eröffnen. Für den 01. März 2014 hat zudem der Postillon e.V. beantragt, mit dem sechsgruppigen Kindergarten auf dem Betriebsgelände der Firma Freudenberg in die Bedarfsplanung der Stadt einbezogen zu werden. Darüber wird der Gemeinderat noch in diesem Jahr abstimmen. Bereits gestern waren sich die Stadträte darin einig, diese Entwicklung zu unterstüzen:

Wir freuen uns über das Angebot der Firma Freudenberg,

sagte Stadträtin Kirgiane-Efremidis (SPD).

Eine zusätzliche Ganztragsgruppe könnte im kommenden Kindergartenjahr in der Kindertagesstätte Bürgerpark eingerichtet werden, in den Räumen des Stadtseniorenrats. Allerdings müssen für diesen zunächst neue Räume gefunden werden.

Zentrales Vergabeverfahren für städtische Einrichtungen

Die Platzvergabe wird in den konfessionellen und städtischen Einrichtungen jeweils zum 15. April vorgenommen. Bei der Vergabe werden vorrangig Kinder berücksichtigt, die in Weinheim gemeldet oder in Dauerpflege sind. Ein Rechtsanspruch auf die Aufnahme in einer bestimmten Einrichtung besteht nicht. Peter Lautenschläger (Weinheim Plus) regte an, neben den Betreuungseinrichtungen auch auf das Angebot der Tagesmütter und -väter hinzuweisen.

Erst für das Kindergartenjahr 2014/15 strebt die Stadtverwaltung ein zentrales Vergabeverfahren für alle Einrichtungen an. Bis dahin vergeben die konfessionellen und freien Träger die Plätze in eigener Regie. Die Kriterien für die Vergabe der städtischen Plätze im derzeitigen zentralen, einrichtungsübergreifenden Anmeldeverfahren sind die Beschäftigung und der Beschäftigungsumfang der Eltern und die Wohnortsnähe der Einrichtung. Außerdem wird berücksichtigt, ob Geschwisterkinder bereits in der Einrichtung aufgenommen sind. Der Gemeinderat verabschiedete die Bedarfsplanung einstimmig.

 

 

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