Weinheim, 19. Oktober 2012. (red) Die Unfälle in der neuen Rutsche im Miramar haben eine hohe Aufmerksamkeit gefunden. Die Hauptfrage lautet: Sind die Rutschen wirklich sicher? Geschäftsführer Marcus Steinhart sagt eindeutig ja. Trotzdem kam es zu Unfällen. Der Grund: Eine Mitarbeiterin hat sich ablenken lassen. Im Exklusivinterview stellt sich der Geschäftsführer unseren Fragen und schildert Maßnahmen, mit denen eine Fehlbedienung in Zukunft ausgeschlossen sein soll. Aus Betreibersicht hat die Sicherheit der Gäste absoluten Vorrang.
Interview: Hardy Prothmann
Herr Steinhart, hat sich die Aufregung über eine Woche nach dem schweren Unfall in der Rutsche “Hurricane Loop” gelegt? Wissen Sie, warum sich der Unfall ereignet hat?
Marcus Steinhart: Es steht mittlerweile fest, dass sich die Mitarbeiterin an der Anlage hat ablenken lassen. Die Aufregung ist noch nicht vorbei, es gab sehr viele Anfragen von Gästen zur Sicherheit der Rutschen und die Anfragen dauern noch an. Auch das Medieninteresse war sehr groß.
Fehlerquelle Mensch
Was erzählen Sie den Gästen?
Steinhart: Die Rutschen sind sicher – werden jedoch Bedienfehler gemacht, kann es wie überall, wo Fehler gemacht werden, zu Unfällen kommen.
Das klingt jetzt erstmal nicht sehr beruhigend.
Steinhart: Wir sind davon ausgegangen, dass das Sicherheitskonzept greift. Es gibt Sensorenpunkte, die die Rutschenden passieren, eine Kamera auf den Ausstieg sowie ein Signal vom Drehkreuz, wenn die rutschende Person die Anlage verlassen hat. Aus Sicht des Herstellers und auch aus unserer ist das für den gesunden Menschenverstand ein sicheres Konzept. Die Mitarbeiter wurden geschult. Trotzdem wurden Fehler gemacht – wir arbeiten daran, dass Fehler keine Folgen mehr haben können.
Neue Sicherheitsstufe
Wie das?
Steinhart: Der Hersteller wird in den nächsten Tagen die Anlage umprogrammieren. Bislang konnte ein Mitarbeiter die Anlage freigeben, wenn er davon ausging, dass die rutschende Person alle fünf Sensorpunkte passiert hat. Künftig bleibt die Freigabe gesperrt, bis alle Punkte passiert worden sind und falls eine Person liegengeblieben ist, muss der Mitarbeiter diese über den Notausstiege herausholen, sich überzeugen, dass die Rutsche frei ist und am Ausstieg über einen Schalter den Sensorpunkt bedienen. Das macht den Vorgang komplizierter, aber absolut sicher.
Die Polizei hat auch Ermittlungen aufgenommen. Wie ist der Stand der Dinge?
Steinhart: Ich kann dem Ergebnis nicht vorgreifen, aber ich denke, dass die Polizei ebenso wie wir einen Bedienfehler feststellen wird. Technisch ist die Anlage einwandfrei.
Wieso bleiben die Gäste trotzdem liegen?
Steinhart: An einem gut besuchten Tag gibt es gut 1.500 Rutschvorgänge – einer dauert etwa 30 Sekunden. Täglich bleiben tatsächlich ein, zwei, drei Personen liegen, was im Verhältnis einem Zehntel Prozent entspricht. Warum vereinzelte Personen den zweiten Looping nicht schaffen, wissen wir nicht genau. Die Anlage ist so konzipiert, dass Personen mit mindestens 50 Kilogramm Körpergewicht die Loopings schaffen. Wenn jetzt aber beispielsweise “bremsende” Faktoren eintreten wie lange Badeshorts oder möglicherweise auch eine gewisse Körperhaltung, kann es passieren, dass jemand den zweiten Looping nicht schafft und zurückrutscht.
Was eigentlich kein Problem ist?
Steinhart: Richtig. Das einzige Problem, dass jetzt auftreten dürfte, ist, dass die Schlange vor der Rutsche größer wird, weil eine Person aus der Rutsche geholt werden muss. Das echte Problem, dass es zu Unfällen gekommen ist, bedauern wir sehr und der Dame gelten unsere besten Genesungswünsche. Wir haben sie auch schon persönlich besucht.
Rakentenstart und Doppellooping – eine echte Attraktion
Wer rutscht hauptsächlich den “Hurricane Loop”?
Steinhart: Ganz überwiegend Jugendliche. Für die ist die Rutsche mit dem Rakentenstart und dem Doppellooping eine echte Attraktion.
Wer Sie die Öffentlichkeit über das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen informieren?
Steinhart: Selbstverständlich. Wir haben keine Informationen zurückgehalten und gehen absolut offensiv mit dem Thema um. Die Gäste haben ein Recht darauf zu erfahren, was wir tun, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Wenn das Ergebnis vorliegt, werden wir die Öffentlichkeit informieren und auch unser Sicherheitskonzept nochmals vorstellen.
Hintergrund:
Das Miramar verfügt über insgesamt acht Rutschen. Im August wurden drei neue in Betrieb genommen, darunter der “Hurricane Loop” – die einzige Rutsche in Deutschland mit Raktenstart und Doppellooping. Gäste müssen mindestens 12 Jahre alt sein und ein Mindestgewicht von 50 Kilogramm haben, was man vor der Rutsche über eine Waage prüfen kann.
Trotz eines dreistufigen Sicherheitskonzepts kam es Anfang Oktober zu mindestens zwei Unfällen, bei denen ein Gast auf einen in der Rutsche “hängengebliebenen” Gast aufgerutscht ist (wir berichteten). Die Geschäftsführung reagiert konsequent und baut eine vierte Sicherheitsstufe ein, die Unfälle dieser Art künftig ausschließen soll.
Pro Jahr besuchen rund 600.000 Gäste das Freizeitbad mit Wellenbad, Therme, Saunalandschaft und Rutschen für jeden Geschmack.
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