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Weinheim, 17. Mai 2011 (red/pm) Der alte Wehrturm am Rand der östlichen Weinheimer Altstadt, vom Volksmund “Hexenturm” genannt, wurde denkmalgerecht saniert. 120 000 Euro kosteten die Arbeiten, finanziert überwiegend vom Land und der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Jetzt ist das “neue” alte Wahrzeichen der Stadt Weinheim wieder fit für die nächsten Jahrzehnte.
Von Roland Kern
Hexen waren dort nie. Es ist auch nicht zweifelsfrei überliefert, dass im Mittelalter Frauen, die man für Hexen hielt, darin eingesperrt waren. Und doch hat sich der Name „Hexenturm“ über viele Jahre im Volksmund gehalten. So haftet durchaus etwas Mysthisches an dem alten Wehrturm am östlichen Rande der Weinheimer Altstadt, der vermutlich im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Er steht im ehemaligen Zwinger und hatte früher einen „Bruder“. Beide Türme waren mit einem Brückchen verbunden, das wohl auf der heute im Obergeschoss noch erkennbaren Sandsteinplatte endete.
Der „Hexenturm“, wenige Meter vom unteren Schlosspark-Ausgang an der Grundelbachstraße entfernt, ist jetzt wieder „fit“ für mindestens die nächsten Jahrzehnte, so schätzt es jedenfalls Christian Szillinsky, Architekt im Weinheimer Rathausamt für Immobilienwirtschaft.
Im Laufe der letzten zwei Jahre wurde der Turm gesichert und in Absprache mit dem Referat Denkmalpflege des Karlsruher Regierungspräsidiums denkmalgerecht saniert. Zuvor hatteAchim Wendt vom Heidelberger Büro für Bauforschung eine ausführliche Dokumentation über die Bausubtanz des Turmes angefertigt. Die Gesamtkosten in Höhe von knapp 120 000 Euro werden wegen der historischen Wertigkeit des Turms überwiegend durch das Land und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg finanziert. Ausgeführt wurden die Arbeiten durch die Gernsheimer Fachfirma „bst“, die im letzten Jahr auch schon Teile der Schlossparkmauer saniert hatte.
Wichtigste Sanierungsmaßnahme: Der „Hexenturm“ wurde quasi trockengelegt, so dass durch die obere Plattform kein Wasser mehr eindringen kann. Diese wurde mit einer Abdeckhaube geschlossen, das Regenwasser wird nun über einen Wasserspeier in die Grünfläche abgeleitet. Außerdem wurde das Mauerwerk saniert, so dass sich nun keine Feuchtigkeit mehr darin ansammeln kann.
Vor der Sanierung konnte das Wasser durch die wohl anfangs des 20. Jahrhunderts aufgebrachte Mauerkrone in das Gestein eindringen, so dass Risse und sogar Grünbewuchs in den Furchen und Fugen entstanden. Wegen einer Gefährdung durch möglicherweise herabfallende Steine war der „Hexenturm“ schon 2008 eingerüstet und mit einem provisorischen Dach versehen worden. Die Mauerkrone musste komplett abgetragen werden.
Nach den Förderzusagen im Juli 2010 und einem Gemeinderats-Beschluss im November begannen die Sanierungsarbeiten. Mittlerweile ist das Gerüst entfernt und die Abnahme durch die Behörden erfolgt. Weinheim hat ein neues altes Wahrzeichen.
Es war übrigens nicht einfach, das „echte“ historische Aussehen des „Hexenturms“ nachzuvollziehen, denn es hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein paar Mal verändert. Auf dem bekannten Merianstich (um 1610) ist der Turm mit einem Dach abgebildet, auf einer Zeichnung von 1815 sind beide Hexentürme als Ruinen zu sehen, auf Fotografien vor 1870 sind noch keine größeren Fensteröffnungen zu erkennen. Der „neue Hexenturm“ kommt jetzt wohl seinem Aussehen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts am nächsten.
Anmerkung der Redaktion:
Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der Stadt Weinheim.
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