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Dienstag, 26. Juni 2012

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Verwaltung wird am Personal sparen müssen

Und es geht doch was

Weinheim, 22. juni 2012. (red/pro). Das externe Gutachten der Nürnberger Organisationsentwicklungsgesellschaft arf listet enorme 1,4 Millionen Euro Einsparpotenzial beim Personal der Stadtverwaltung auf. Das ist angesichts der maroden Kassen viel Geld. OB Bernhard wird nun handeln müssen – aber er wird sich dafür vermutlich viel Zeit lassen.

Kommentar: Hardy Prothmann

Ein Oberbürgermeister ist nicht nur das gewählte Oberhaupt einer Gemeinde, er ist vor allem Verwaltungschef. Je mehr Mitarbeiter, desto chefiger ist so ein Chef. Und je mehr Mitarbeiter, umso mehr Personen hängen vom Chef ab und umso mächtiger ist ein Chef. Und Chefs haben es nicht gerne, wenn man ihnen Macht nimmt.

Die Personaldebatte (zuviel, genau richtig, zuwenig) ist entschieden: Die Stadt Weinheim beschäftigt zu viel und vermutlich hier und da zu teures Personal. Sonst könnte man nicht 1,4 Millionen Euro einsparen.

Die Frage, ob man noch mehr hätte einsparen können, bleibt unbeantwortet im Raum. Denn der Gemeinderat hatte keinen Einfluss darauf, in welche Richtung die Gutachter suchen sollten. Das hat OB Bernhard sehr zum Ärger einer überfraktionellen Gruppe von sechs Stadträten verhindert. Manche Chefs sind so.

“Verwerfungen” wurden festgestellt, wenngleich keine “großen”, so die Gutachter. Auf 160 Seiten zeigen sie “Stellschrauben” auf, an denen “gedreht werden kann”. Was das im einzelnen ist, soll in den entsprechenden Gremien beraten werden.

Nachfragen? Nicht vorgesehen!

Soviel steht fest: Die 100.000 Euro für das Gutachten sind angesichts des 14-fachen Einsparpotenzials eine gute Investiton gewesen. Merkwürdig nur, dass Nachfragen der Medien offensichtlich zunächst nicht erwünscht sind. Typischerweise werden Ergebnisse auf Pressekonferenzen vorgestellt – mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Eine ist zum Beispiel: Über welchen Zeitraum dieses Einsparpotenzial von 1,4 Millionen Euro berechnet ist? Das steht nirgendwo in der Pressemitteilung. Eigentlich eine naheliegende Frage, die man aber nur fragen kann, wenn das möglich ist. Und die jemand, der keine Nachfragen zulässt, offen lassen kann.

Scheut die Verwaltung Nachfragen an die Gutachter? Das muss man fast vermuten, wenn man den Verfahrensablauf betrachtet. Der OB sträubte sich lange gegen ein solches Gutachten und hebelte dann jeden kritischen Einfluss aus, in dem er den Ältestenrat entscheiden ließ, der aber gar nicht entscheidungsfähig war. Das kann ein Chef solange machen, bis jemand Stop sagt – es gibt in allen Fraktionen kritische Geister, aber auf einen offenen Schlagabtausch lässt sich bislang keiner ein.

Vermuten darf man, dass 1,4 Millionen Euro pro Jahr gespart werden können – das sind über 30 “volle” Stellen, das heißt auf eine größere Zahl von Personen könnte man verzichten. Insgesamt würden so gut sieben Prozent der angestelten Personen (an der Beschäftigtenzahl) von derzeit rund 450 eingespart. Nach unseren Informationen könnten Veränderungen schon 2013 greifen und 2014 voll “durchschlagen”. Vielleicht dauert es auch einige Jahre länger, da auf Kündigungen verzichtet wird.

Man darf gespannt sein, was “voll” sein wird, ob der OB tatsächlich “keine Tabus” hat beim Abbau seiner Chef-Machtfülle. Und ebenso, ob der Gemeinderat das Einsparpotenzial einfordert oder sich mit der Hälfte, zwei Drittel, einem Drittel zufrieden gibt.

Und es wird noch ohne Einschränkungen bei der “Wohlfahrt” gehen – die Bürger werden Einschnitte bemerken. Sinnvoll ist die Einsparung allemal, weil neue Ausgaben kommen werden – vor allem bei der Kinderbetreuung. Aber auch durch Verlagerung von Aufgaben an “externe”. Unterm Strich wird die Einsparung also gebraucht, will Weinheim tatsächlich das Ziel erreichen, Schulden abzubauen.

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