Weinheim, 22. Januar 2013. (red/aw) Beim 4. Weinheimer Gesundheitstag im Rolf-Engelbrecht-Haus am vergangenen Samstag hatten Interessierte die Gelegenheit sich zu aktuellen Themen der Medizin, Physiotherapie, Zahnmedizin oder Arzneimittel zu informieren. Die Resonanz war äußerst positiv. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen, um sich Kurzvorträge anzuhören oder aber sich von den Ausstellern in verschiedenen Belangen beraten zu lassen.
Von Alexandra Weichbrodt
„Medizin zum Anfassen“, so lautete das Motto des bereits 4. Weinheimer Gesundheitstages, veranstaltet von Therapeuten, Ärzten, Zahnmedizinern und Apothekern aus der Region. Ein Angebot, dass vor allem das „Verhältnis zwischen Patient und Behandler stärken soll“, verrät Jürgen Boldrin von der Therapeutenvereinigung „Ihre Therapeuten e.V.“ Ähnlich wie die Ärztevereinigung „Regiomed e.V.“ oder die „Zahnärzte badische Bergstraße e.V.“ möchte man mit diesem Zusammenschluss den Patienten „eine möglichst optimale Betreuung garantieren“.
Normalerweise sind diese Berufszweige sehr separiert. Hier kommen wir alle zusammen und bilden so ein komplettes Netzwerk für den Patienten,
erklärt Jürgen Boldrin den Sinn des Weinheimer Gesundheitstages.
Gesundheitsparcours als Service für Besucher
Das Angebot ist breit gefächert: Kurzvorträge von insgesamt zwölf Experten und Fachleuten aus dem Medizin- und Therapiewesen, zahlreiche Aussteller, die Neuigkeiten oder Behandlungsformen präsentieren und sogar ein kostenloser Gesundheitscheck.
Die Inhalte sind dabei so differenziert, wie die Bedürfnisse der Patienten. So referiert der Weinheimer Orthopäde Dr. Frank Jörder über die „Möglichkeiten und Grenzen der nicht-operativen Therapie am Bewegungsapparat“.
Bleiben Sie beweglich,
lautet seine Devise. Verschleiß an Körper und Knochen sei normal, wichtig sei dann allerdings eine „individuelle Anpassungsfähigkeit des Körpers an die Beanspruchung“.
Problematisch sei allerdings immer öfter die Erwartungshaltung des Patienten, denn auch Mediziner können keine Wunder verbringen.
Es ist auch ein Tag, an dem es um Aufklärung geht:
Arthrose ist nicht heilbar, wir können da nur das Drumherum optimieren.
Es sei jedoch immer schwieriger, dass den Patienten auch verständlich zu vermitteln. Die Ressourcen im Gesundheitssystem seien nicht unendlich, da müsse vor allem auf Prävention gesetzt werden. Der Weinheimer Orthopäde bietet dafür bereits auf seiner Homepage Eigenübungen zum Selbermachen an.
„Mein Kind hat Karies, was tun?“
Auch Themen aus der Zahnmedizin werden auf dem Weinheimer Gesundheitstag behandelt. „Denn auch hier ist dringend Aufklärung nötig“, sagt auch Dr. Cäcilia Amler, Zahnärztin aus Weinheim. Am Ausstellungsstand der Vereinigung von Zahnärzten von der Bergstraße hat sie ein kleines Ratespiel aufgebaut.
Raten Sie mit: Wie viel Zucker hat wohl ein Liter naturreiner Orangesaft?
Das Ergebnis überrascht die Besucher: 45 Stück Würfelzucker, 9 Gramm Zucker auf 100ml Saft. „Ein Fakt, der besonders von Eltern mit Kleinkindern oft unterschätzt wird.“ Beim „nuckeln“ von Fruchtsaft oder auch Schorlen aus Trinkfläschchen, sei die Gefahr von Kariesbildung sehr hoch.
Denn ist diese erstmal da, lässt sich der Gang zum Zahnarzt nicht vermeiden. Doch was tun, wenn die Angst vor diesem groß ist?
„Lachgas gegen die Angst“
Dann könnte ein Besuch beim Weinheimer Zahnarzt Dr. Lars Albrecht empfehlenswert sein. Er ist nämlich einer der ersten in der Region, der mit Lachgas arbeitet. Diese Form von „Betäubung“ dient zur Entspannung des Patienten.
Am Stand der „BIEWER medical“ erklärt Christian Wünsch Interessierten, wie die Behandlung mit Lachgas abläuft:
Es ist kein Ersatz für eine Lokalanästhesie, gegen die Schmerzen hilft nur die Spritze. Aber es vermittelt ein gewisses „High-Gefühl“ und sorgt für eine deutlichere Entspannung des Angst-Patienten.
Die Zufuhr von Lachgas sei vollkommen ungefährlich und im angelsächsischen Raum schon seit Jahren etabliert. In den USA ist Lachgas in 80 Prozent der Zahnarztpraxen vorhanden. In Deutschland hingegen findet man sie derzeit aber nur etwa in vier von 100 Praxen.
Innerhalb von wenigen Minuten sei der Mix von Lachgas und Sauerstoff wieder „abgeatmet“ und der Patient nicht weiter beeinträchtigt.
Autofahren direkt nach der Behandlung ist also kein Problem,
versichert Wünsch den Besuchern.
Hoher Blutdruck, hohes Cholesterin – auch Weinheimer Volkskrankheiten
Neben der Möglichkeit sich zu informieren, bietet der Gesundheitstag im Rolf-Engelbrecht-Haus auch einen kostenlosen Check-Up für die Besucher an. Bei dem Gesundheitsparcours können die Anwesenden drei Parameter überprüfen lassen: Das Herz-Kreislauf-System, die Blasenfunktion sowie die Diabetes-Gefahr.
Dazu sind verschiedene Untersuchungen nötig, die direkt vor Ort vorgenommen und auch ausgewertet werden. Neben Angaben zu Größe, Gewicht und Erkrankungen brauchen die Mediziner lediglich den Blutdruck messen und den Blutzucker bzw. den Cholesterinwert bestimmen. Diese Daten werden anschließend von einem eigens dafür entwickelten „Risikokalkulationsberechnungssystem“ ausgewertet und zeigen schnell anhand der Ampelfarben, wie hoch das Risiko ist, etwa an Diabetes zu erkranken.
Mit diesem individuell erstellten Gesundheitsprofil hat man erste Anzeichen für möglichen Behandlungsbedarf, den man am besten gleich vor Ort mit den Ärzten bespricht.
Dazu haben sich Dr. Tilman Steinhausen und Dr. Michael Melcher vom Ärzteverbund „Regiomed e.V.“ bereit erklärt.
Es gibt Kerngesunde oder aber welche, bei denen die Ampel bereits dunkelrot ist.
Dr. Steinhausen freut sich über die große Teilnahme am kostenlosen Gesundheitscheck:
Die Resonanz ist toll, die Ergebnisse aber zum Teil alarmierend.
Von zehn Auswertungen sind etwa drei, die sofortigen Handlungsbedarf signalisieren. Vor allem zu hoher Blutdruck und erhöhtes Cholesterin sorgen für überraschte und teilweise auch schockierte Besucher.
Das ist häufig so, denn die Patienten spüren diese Krankheiten oft nicht.
Dr. Steinhausen bestätigt das, was auch der Orthopäde Dr. Jörder ansprach: Die Erwartungshaltung des Patienten. „Ich habe keine Schmerzen, also kann ich nicht krank sein.“ Erst die Messungen beim Arzt zeigen dann meist, wie es dem Körper tatsächlich geht. Doch nicht selten ist es dann bereits zu spät und Folgen, wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen unmittelbar.
Daher ist es wichtig, die Leute darüber zu informieren. Auch ohne Schmerzen, kann es meinem Körper schlecht gehen,
rät Dr. Steinhausen. Ein regelmäßiger Arztbesuch sollte daher für jeden Pflicht sein.
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