Weinheim, 23. November 2012. (red/pm) „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand……“
Wer kennt sie nicht, die bekannten Eingangssätze der Ballade von Theodor Fontane? Das Gedicht hörte man oft in der Runde der Schulkinder und Senioren, die sich letzte Woche in verschiedenen Pflege- und Seniorenheimen in Weinheim trafen. Allerdings lasen nicht wie üblich die Erwachsenen den Kindern vor, die Rollen waren dieses Mal vertauscht: Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse der Wald-, Friedrich- und Albert-Schweitzer-Schule gingen in die Einrichtungen in der Nähe ihrer Schule und lasen den Heimbewohnern Geschichten und Märchen zum Sich-Erinnern und Schmunzeln vor, sagten Gedichte auf und sangen der Jahreszeit entsprechende Lieder wie: „Bunt sind schon die Wälder……“
Information der Stadt Weinheim:
“Aus Anlass des bundesweiten Vorlesetags, der von der ZEIT, der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn ins Leben gerufen wurde, gibt es jedes Jahr im November in ganz Deutschland verschiedene Aktionen rund ums Vorlesen. Unter der Federführung des Bildungsbüros/Integration Central beteiligte sich dieses Jahr auch Weinheim daran und hatte sich diesen ganz besonderen Rollentausch ausgedacht.
Die Organisation hatte Elke König, die im Bildungsbüro für das Ehrenamt zuständig ist, übernommen und zusammen mit den ehrenamtlichen Lesepatinnen, die schon seit einigen Jahren regelmäßig in Kita und Schulen vorlesen, die Aktionen begleitet. Elke König: „Ich möchte, dass auch einmal die Kinder erfahren, wie andere sich freuen, vorgelesen zu bekommen.“ Ihr besonderes Anliegen ist es zudem, alte und junge Menschen zusammenzubringen und ihnen Räume und Möglichkeiten zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten zu geben. Die ganze Woche gab es Vorleseaktionen in verschiedenen Einrichtungen wie dem Bodelschwingh-Heim, dem Haus Pamina des Deutschen Roten Kreuzes, dem GRN (Gesundheitszentrum Rhein-Neckar) und der Arbeiterwohlfahrt. Die Kinder, die von ihren Lehrerinnen gut vorbereitet wurden, hatten sich überlegt, womit sie ältere Menschen erfreuen können. Frau von Hirschheydt von der Waldschule: „Wir haben schon vor einigen Wochen begonnen, im Unterricht diesen Lesetag vorzubereiten und gemeinsam Textpassagen ausgesucht und geprobt.“
Als es dann endlich soweit war, waren die Grundschüler sehr aufgeregt: Sie durften Auszüge aus ihren Lieblingsbüchern lesen – eine Herausforderung für die Kinder, denn hier kam es darauf an, für die Senioren besonders deutlich zu sprechen. Den Kindern machte das Vorlesen sichtlich Spaß, betont lasen sie ihre Lieblingsgeschichten oder Gedichte vor, die sie lange vorher im Unterricht geübt hatten. Die Senioren hörten interessiert zur und sparten nicht mit Beifall. Besonders aufmerksam aber wurden sie bei Geschichten, die sie kannten, wie die vom Fischer und seiner Frau „Ilsebill, die keiner will“ oder dem „Fliegende Robert“, und bei den bekannten Liedern sah man einige Senioren mitsingen.
Die Schüler der ASS konnten im Haus Pamina des DRK mit dem Märchen „Dornröschen“ erfreuen. Die betagten Zuhörer in dem kleinen Aufenthaltsraum im Heim des DRK lauschten gespannt und waren fast ein wenig verwundert, wie fließend und betont die Neun- und Zehnjährigen vorlesen konnten. Über das Vorlesen hinaus gab es spontane Pantomime (3. Klasse der Friedrichschule im GRN), Bewegungslieder (3. Klasse der Waldschule im Bodelschwingh-Heim), einen englischen Song (4. Klasse der Waldschule bei der AWO) und vieles mehr.
Aber auch die Einrichtungen hatten sich gut vorbereitet, das Bodelschwingh-Heim hatte sogar ein Podest und ein Mikrofon für die kleinen Akteure bereitgestellt – und in allen Häusern hatten die Leiterinnen dafür gesorgt, dass als Dankeschön für die Kinder Saft, Gummibärchen und etwas Süßes für den Nachhauseweg bereit stand. Überall wurde der Wunsch laut, diese Aktion zu wiederholen! Auch die Kinder wollten unbedingt wiederkommen – und nicht nur wegen der Urkunden und den Buchgeschenken, die sie vom Bildungsbüro zum Dank erhielten.
Diesen Wunsch möchte Elke König sehr gerne aufgreifen. Nach den guten Erfahrungen in der vergangenen Woche plant sie, diese generationsübergreifenden Begegnungen zwischen Jung und Alt regelmäßig und im Rahmen des Programms des Mehrgenerationenhauses fortzuführen. Elke König: „Diese Begegnungen unterstützen nicht nur die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, sie beleben auch den Alltag der Senioren und schaffen eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung und Wertschätzung.“
Die Arbeit der Fachstelle „Ehrenamt in der Weinheimer Bildungskette“ des Bildungsbüros/Integration Central wird von der Freudenberg Stiftung, dem Generali Zukunftsfonds sowie vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Programm „Mehrgenerationenhäuser II“ gefördert.”
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