Rhein-Neckar, 24. Dezember 2012. (red) Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine besinnliche Weihnachtszeit, schöne Bescherungen und frohe Botschaften. Auch wenn der “Wettergott” es nun dieses Jahr gar nicht gut mit uns gemeint hat und uns sommerlich anmutende Temperaturen von 14° Grad beschert hat. Immerhin ist die Welt nicht untergegangen – sie dreht sich weiter. Wir lassen das Jahr geruhsam ausklingen. Ab der zweiten Januarwoche sind wir wieder voll im Einsatz für Sie da.
Von Hardy Prothmann
Heute Abend wird es überall Bescherungen geben – schöne Geschenke, die hoffentlich Freude machen. Es wird zusammen gelacht, gefeiert, auch gestritten und gebetet, zurück- und vorgeschaut, sich erinnert. Und natürlich gut gegessen und getrunken.
Bei uns ist das ganze Jahr Weihnachten. Wir bescheren Sie, unsere Leserinnen und Leser, fast täglich und kostenlos mit “Botschaften”. Die sind leider nicht immer “froh”, sondern geben wieder, was in unserer Welt passiert. Denn das haben wir uns zur Aufgabe gemacht und das erwarten Sie selbstverständlich von uns.
Ist das aber so selbstverständlich, wie es scheint? Das ist es nicht. Wir erbringen eine Dienstleistung für die Allgemeinheit, die tausende von Menschen kostenlos nutzen, die aber alles andere als kostenfrei ist. Wir haben in technische Geräte investiert, haben laufende Kosten für Büroräume, Arbeitsmaterialien, Fahrzeuge. Der größte Posten sind die Honorarkosten für unsere Mitarbeiter, die sehr engagiert Informationen zusammensuchen, sortieren, verarbeiten und aufbereiten.
Umbruchszeit
Während wir diese journalistische Dienstleistung aufbauen und ausweiten, stellen andere diese ein. Spätestens im Jahr 2012 ist klar geworden, dass der Medienmarkt in einem entscheidenden Umbruch ist. Die Verlierer dieses Prozesses werden die gedruckten Zeitungen sein. Nur ein paar Beispiele: In Hamburg wurde die Financial Times Deutschland eingestellt, in Nürnberg die Abendzeitung und hier bei uns vor Ort das Stadtmagazin Meier. Diese Medien sind aus dem Meinungsmarkt verschwunden. Deren Informationen – egal, wie gut oder schlecht sie gewesen sein mögen – werden fehlen.
Stabile Demokratien zeichnen sich aber durch Meinungsfreiheit aus. Bei uns ist diese grundgesetzlich durch Artikel 5 unserer Verfassung geschützt. Um sich eine umfassende Meinung bilden zu können, brauchen wir alle verlässliche und umfassende Informationen, die wir gegeneinander abwägen. Um eine Haltung zu entwickeln oder Entscheidungen zu treffen.
Während im Printbereich viele Angebote ersatzlos verschwinden, entstehen bundesweit seit einiger Zeit neue Angebote wie unseres oder von Kollegen. Einige Dutzend haben sich im Netzwerk istlokal.de zusammengefunden und suchen gemeinsam neue Wege, um einen guten, hintergründigen Lokaljournalismus anbieten zu können.
Kritischer Journalismus bedroht
Wir gehen dabei jeden Tag ein hohes Risiko ein. Denn sobald jemand mit unseren Veröffentlichungen nicht “einverstanden” ist, drohen Abmahnungen und Klagen wie vor einem Jahr durch den Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele oder die vermeintliche “Tierschutz”-Organisation Peta oder der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler – in nur drei Jahren sind wir über ein Dutzend Mal abgemahnt worden. Das finanzielle Risiko lag dabei immer zwischen 2.000-10.000 Euro. Insgesamt haben wir bereits über 10.000 Euro an Anwalts- und Gerichtskosten bezahlen müssen. Wie heftig es dabei zugehen kann, zeigt das Beispiel Regensburg-Digital. Unser Kollege Stefan Aigner wurde von der katholischen Kirche verklagt, weil er Zahlungen der Kirche an ein Missbrauchsopfer als “Schweigegeld” bezeichnet hatte. Durch Spendenzahlungen von Lesern hatte er die finanziellen Mittel, um sich juristisch zu wehren. Das Hamburger Landgericht untersagte dem engagierten Journalisten zunächst diese Behauptung, das Hamburger Oberlandesgericht hob das Urteil auf und die Diözese Regensburg legte dagegen Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Die Karlsruher Richter lehnten die Beschwerde ab.
Ganz überwiegend wird kritische Berichterstattung aber anerkannt. An dieser Stelle möchten wir alle die loben, die bereit sind, Kritik nicht nur auszuhalten, sondern anzunehmen und weiter den Austausch suchen. Wir stehen mit dutzenden von Behörden, mit hunderten von unseren Leserinnen und Lesern in gutem Kontakt, die uns immer wieder wertvolle Hinweise über das Geschehen vor Ort geben, die uns Informationen zukommen lassen, die wir prüfen, aufbereiten und veröffentlichen.
Hochwertige Informationen sind wertvoll
Über dieses Engagement sind wir sehr dankbar. Ebenso über das Vertrauen, dass uns unsere Werbekunden schenken. Die Einnahmen aus der Werbung bezahlen unsere Arbeit. Unsere Werbekunden wiederum nutzen die durch uns erzeugte Aufmerksamkeit gerne, weil sie den Medienwandel verstehen und feststellen, dass wir zwar immer wieder streitbare, aber insgesamt sehr hochwertige Informationen anbieten. Weil wir Informationen nicht langweilig verwalten, sondern einordnen und bewerten.
Im kommenden Jahr werden wir ähnlich wie unser Berliner Kooperationspartner Prenzlauerberg-Nachrichten einen Freundeskreis schaffen und eine finanzielle Unterstützung bei Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, einwerben. Wir wissen, dass der überwiegende Teil unserer Leserinnen und Leser unsere Arbeit wertschätzt und lassen uns überraschen, inwieweit das “honoriert” wird. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, können also selbst ihren Teil beitragen, um unseren kritischen Journalismus, den wir nicht aus Selbstzweck, sondern für Sie machen, zu unterstützen. In Stuttgart hat “Kontext – Die Wochenzeitung” über 1.000 Unterstützer gefunden, die zehn Euro und mehr im Monat (ohne Abo-Bindung) zahlen, um deren journalistische Arbeit zu finanzieren. Sicher aus der Überzeugung heraus, dass kritischer Journalismus absolut notwendig ist, damit die Demokratie lebendig bleibt.
Während Großverlage Teile ihrer Angebote einfach einstellen, wenn sie nicht genug abwerfen, bauen wir auf und investieren. Die Geschäfte entwickeln sich positiv – Ihre Unterstützung können wir trotzdem gut brauchen. Und die ist gut angelegt, weil wir im Gegensatz zu anderen Medien tatsächlich unabhängig arbeiten.
Schlechte Nachrichten vs. positive Entwicklungen
Wir nutzen zum Jahresende die “besinnliche” Zeit, um über das zu Ende gehende Jahr nachzudenken und das kommende Jahr vorauszudenken. Wir ziehen Bilanz, was uns gut gelungen ist, was weniger, was wir besser machen können. Sie unterstützen uns dabei fortwährend, durch Kommentare, Postings auf Facebook, emails, Anfrufe und persönliche Gespräche. Dafür danken wir ebenfalls sehr herzlich.
Leider besteht unsere Arbeit oft nicht aus “frohen Botschaften” – denn wir müssen über Missstände berichten, damit diese bekannt und hoffentlich beseitigt werden. Wir freuen uns aber immer, wenn wir positive Nachrichten oder zufriedenstellende Lösungen verbreiten können. Und manchmal kommt beides zusammen: Die Aktivitäten der rechtsradikalen NPD sind schlechte Nachrichten, der Widerstand von Gegendemonstranten dagegen sind sehr gute Nachrichten. Die Katastrophe von Fukushima war eine besonders schlechte Entwicklung, das daraus entwickelte Umdenken in Richtung Energiewende ist eine positive Wendung. Dass wir privaten Energieverbraucher geschröpft werden, während Stromfresserbetriebe von der Bundesregierung verschont werden, ist eine doppelt schlechte Nachricht. Wir informieren Sie über all das und helfen Ihnen, sich ein Bild zu machen und sich eine möglichst differenzierte Meinung bilden zu können.
Eine sehr schöne Nachricht ist, dass unser Flashmob-Video, das wir im vergangenen Jahr in Weinheim produziert haben, mittlerweile fast 50.000 Menschen gesehen haben. In einer schönen, friedlichen Atmosphäre singen Menschen zusammen und erfreuen sich und andere an schöner Musik. In diesem Sinne wünschen ich Ihnen stellvertretend für die gesamte Redaktion Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.
Ihr
Hardy Prothmann
Chefredakteur
P.S. Bei aktuell wichtigen Ereignissen finden Sie selbstverständlich auch in der Ferienzeit Informationen bei uns.
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