Weinheim, 14. November 2012. (red/aw) Im Rahmen der regionalen Gründerwoche der Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltete auch Weinheim eine Veranstaltung für Existenzgründer und Jungunternehmer. Der Förderkreis Selbstständigkeit lud gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Weinheim zu einem Vortrags- und Informationsabend in das alte Rathaus und gab zahlreiche Tipps für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit.
Von Alexandra Weichbrodt
Wer sich heutzutage selbstständig machen will, braucht Mut. Daneben sollten aber auch eine gute Vorbereitung und das nötige Know-How nicht fehlen. Der Förderkreis Selbstständigkeit unterstützt seit Mitte diesen Jahres ehrenamtlich Jungunternehmer und jene, die es werden wollen auf ihrem Weg.
Der Schlüssel zum Erfolg sind nicht Informationen. Das sind Menschen.
So lautet das Motto der sechs Mitwirkenden des Förderkreises. Allesamt Experten aus den Bereichen Strategie, Konzeption, Kommunikation, Marketing und Vertrieb, Finanzplanung und Controlling. Man habe sich zusammengetan, um Wissens- und Erfahrungsreichtum weiterzugeben, so Claus-G. Firchow, der Marketing-Experte im Förderkreis Selbstständigkeit:
Wir wollen Menschen beraten und ihnen auch in kritischen Situationen beistehen.
Seit ihrem Zusammenschluss im Juni 2012 hat das Beraterteam 15 Existenzgründern zur Seite gestanden und ihnen ein wenig Starthilfe geleistet. Keine finanzielle, nur informelle und menschliche. Denn der Schritt in die Selbstständigkeit will gut überlegt sein.
“Gute Vorbereitung ist Gold wert”
Weiß auch das neueste Mitglied im Förderkreis Selbstständigkeit Uta Walkhoff. Sie berichtete über ihren ganz persönlichen Weg in die Selbstständigkeit. Die 47-jährige Diplom-Wirtschaftsingenieurin wagte den Sprung von einer sicheren Festanstellung in die Unabhängigkeit:
Das ist eine lebensverändernde Entscheidung.
Die Ausführungen ihrer Vorbereitungen auf das eigene Unternehmen, ist ein Musterbeispiel der Existenzgründung. Dazu gehörte die Orientierungsphase, in der man sich vielen verschiedenen Punkten widmen muss: Einer genauen Marktanalyse, der Auseinandersetzung mit möglichen Rechtsformen, der Buchhaltung und Versicherungen sowie der Erstellung des Business Plans:
Der Business Plan ist meine Basis. An ihm orientiere ich mich heute noch.
Und dabei schade es nicht, sich fachkundige Beratung zu holen. Denn nicht selten hat man vielleicht eine gute Geschäftsidee, bricht dann aber schnell unter den ganzen Anforderungen einer Existenzgründung zusammen. Uta Walkhoff war geduldig. Sie baute ihre Unternehmensberatung nebenberuflich auf und durchlief eine Testphase von ca. einem Jahr, bevor sie tatsächlich den sicheren Job an den Nagel hing:
Das war ein großer Moment. Da ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen.
Seit Anfang des Jahres ist sie nun Unternehmerin. Doch auch nach erfolgreichem Start dürfe man die Geschäftswelt nicht unterschätzen. Die Aufträge kämen nicht von alleine, man müsse vor allem selbst aktiv sein. Die Geschäftsentwicklung sollte immer im Auge behalten werden. Stichworte wie “Vorsicht und Weitsicht, Priöritäten setzen und Selbstdisziplin” fallen.
Selbstständigkeit = Nur man selbst und das ständig
“Ungeheuren Respekt vor dem Schritt in die Selbstständigkeit” hat auch Seniorberater für Geschäftskunden der Deutschen Bank Arthur Frank-Wetzel. Seit vielen Jahren betreut und berät er Existenzgründer, die Kredite von der Bank brauchen. Er referierte darüber, wie die Kreditvergabe an Unternehmensgründer abläuft und welche Anforderungen erfüllt werden müssen. Was genau interessiert die Bank bei der Entscheidung über Bewilligung oder Ablehnung einer Unternehmensfinanzierung?
Das ist vor allem Ihre Präsentation der Existenzgründerunterlagen,
verrät er. Dazu gehöre allem voran der Business Plan. Dieser müsse natürlich vollständig ausgearbeitet, plausibel belegt und thematisch sortiert sein. “Und so wenig wie möglich Recherche von Seiten der Bank benötigen.”
Aber auch so genannte Fokusunterlagen gehören dazu: Lebenlauf, Qualifikationen, Zeugnisse, eine ausführliche Vorhabensentscheidung, Ergebnis- und Liquiditätsplanung sowie Standortbeschreibung und Wettbewerbssituation.
Sind all diese Unterlagen in guter Ausführung vorliegend, beeinflussen aber noch einige andere Kriterien die Kreditvergabeentscheidung von Seiten der Bank. Dazu gehört die persönliche Qualifikation des Unternehmensgründers ebenso wie eine positive Branchenaussicht. Auch die Schufa muss einwandfrei sein:
Haben Sie es sich einmal mit der Schufa versaut, dann ist die Kreditwürdigkeit für immer dahin.
Aber auch eine plausible Darstellung der Mittelverwendung möchte die Bank in der Regel sehen. Es sei nachvollziehbar, dass ein Unternehmensgründer Geld für bestimmte Anschaffungen wie zum Beispiel Maschinen brauche, aber ein Vertreter, der als Geschäfstwagen gerne Ferrari fahren würde, sei nicht angebracht.
Sie werden nicht glauben, was ich da schon alles gehört und gelesen habe.
Dem Finanzierungsinstitut geht es aber natürlich auch immer um die Rückzahlung des Kredites. Wie risikobehaftet ist der Business Plan? Da spielen Kapitaldienstfähigkeit und eine verhältnismäßige Besicherung eine Rolle. “Wie viel Eigenkapital können Sie einbringen, welche Sicherheiten haben Sie?”
Nur die Idee, reicht schon lange nicht mehr
Mit einer guten Geschäftsidee, realistischen Kalkulationen und positiven Marktaussichten könne man aber auch durchaus mit wenig bis gar keinem Eigenkapital zum Unternehmer werden. Besonders für frischgebackene Uni-Absolventen oder Arbeitslose sei diese Option oftmals wichtig.
Ja, die Krux mit den Finanzen kriegt der Existenzgründer schnell zu spüren. Auch in Sachen Steuern. Das weiß Dr. Dietmar May, Steuerexperte und Wirtschaftsprüfer aus Weinheim. Er will den Anwesenden
die Angst vor dem Steuerrecht nehmen.
Dr. May führt die unterschiedlichen Steuerformen für Gewerbetreibende und Selbstständige auf. Auch in Sachen Umsatz- und Einkommensteuer gilt es viele Punkte zu beachten und nicht bereits im Vorfeld die falschen ”Kreuzchen” beim Fragebogen des Finanzamtes zu machen. Seine Tipps klingen einfach:
Geben Sie nicht nur Geld aus, um Steuern zu sparen. Legen Sie 15 bis 16 Prozent des Umsatzes für die Steuerschuld zurück. Bei Geschäften im Ausland gilt besondere Vorsicht.
Bei der Umsetzung hapert es allerdings oft. All seine Ausführungen bietet der Experte auf seiner Homepage kostenlos zur Ansicht (PDF) an und rät zu einem gewissenhaften Umgang mit dem Finanzamt. Steuern nicht zahlen zu können, sei nicht immer schlimm. Steuern nicht zu erklären, hingegen schon.
Da versteht das Finanzamt keinen Spaß.
Doch was tun, wenn all diese Hürden bereits genommen wurden? Der Unternehmensgründer hat einen guten Business Plan entwickelt, die Finanzierung gesichert und die nötigen Angaben beim Finanzamt gemacht. Sein Unternehmen ist am Start. Doch noch weiß niemand davon. Woher kommen jetzt die Kunden?
“Let’s go local”
Darüber referierte zum Abschluss des Abends der Verkaufs-Experte des Förderkreis Selbstständigkeit Dieter G. Rauch und machte gleich zu Beginn seines Vortrags klar:
Die Gelben Seiten sind Out. Google ist In.
Fast 80 Prozent aller Deutschen seien mittlerweile im Internet unterwegs. Google habe täglich rund 180 Millionen Suchanfragen. Davon suchen rund 70 Millionen nach Informationen aus dem direkten, lokalen Umfeld. Daher sei es enorm wichtig, sich und sein Unternehmen dort möglichst präsent zu platzieren.
Dank Google Places kann heute jeder sein Unternehmen kostenlos bei Google veröffentlichen. Wichtig sei es, sich aktiv um die Präsenz und Inhalte dieser Einträge zu kümmern. Mit der Funktion AdWords habe man zusätzlich die Möglichkeit die beliebtesten Suchbegriffe herauszufinden und damit die Auffindbarkeit des eigenen Eintrags zu optimieren.
Denn wenn Google Sie nicht kennt, kennt Sie niemand.
Doch auch die Nutzung der mobilen Endgeräte ist heute durchaus zu beachten. Das Problem: Nur 10 Prozent aller Websites sind ”mobil-freundlich”.
Bevor man also mit einer neuen Homepage online gehe, sollte man darauf achten, dass diese auch auf Smartphones benutzergerecht angezeigt werde. Die Größendarstellung, Menü-Führung und besonders das Nutzen von Flash-Elementen könnten den potenziellen Kunden schnell abschrecken.
Wichtig sei es, anders als am heimischen PC, dem Suchenden übersichtlich wichtige Informationen zu präsentieren. Dazu gehören vor allem Telefonnummer, Andresse und Anfahrt sowie besondere Angebote oder je nach Branche bspw. eine Speisekarte.
Diese Möglichkeit nicht zu nutzen sei “hochgradig fahrlässig” findet Dieter G. Rauch. Existenzgründer sollten sich von Beginn an, mit diesen technischen Gegebenheiten auseinandersetzen.
Und wenn Sie sich fragen: Warum jetzt? Dann bleibt nur die Antwort: Weil Ihre Kunden es schon lange getan haben.
Der Förderkreis Selbstständigkeit unterstützt Sie gerne dabei. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat bieten die Experten im Rathaus – nach Vereinbarung – Sprechstunden an. Anmeldungen nimmt die Weinheimer Wirtschaftsförderung entgegen. Kontakt: Telefon 06201-82417 oder per E-Mail [email protected].
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