Weinheimblog» Kolumne http://weinheimblog.de Nachrichten & Informationen Wed, 14 Aug 2013 08:29:15 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.2 “Die Mehrheit im Bundestag sind Internet-Doof-Finder” http://weinheimblog.de/04/die-mehrheit-im-bundestag-sind-internet-doof-finder/13557.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=die-mehrheit-im-bundestag-sind-internet-doof-finder http://weinheimblog.de/04/die-mehrheit-im-bundestag-sind-internet-doof-finder/13557.html#comments Mon, 04 Mar 2013 13:50:48 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=13557

 

Rhein-Neckar/Berlin, 04. März 2013. (red/pro) Am Freitag hat eine Mehrheit im Bundestag dem “Leistungschutzrecht für Presseverlage” zugestimmt. Das Gesetz soll angeblich die “Leistungen” von Verlagen schützen – so dürfen nur noch “einzelne Worte” oder “kleinste Textauszüge” von Verlagsinhalten kostenfrei angezeigt werden – alles andere muss bezahlt werden. Was “kleinste Textauszüge” genau heißt, ist offen und muss im Zweifel vor Gericht geklärt werden. Droht eine neue Abmahnwelle – provoziert durch die Verlegerlobby? Für die grüne Medienexpertin Tabea Rößner steht jetzt schon fest: “Dieses Gesetz ist der größte Schwachsinn aller Zeiten.”

Von Hardy Prothmann

Die Grünen-Politikerin Tabea Rößner wird zum neuen Gesetz so zitiert:

Dieses Gesetz ist der größte Schwachsinn aller Zeiten.

Verantwortlich für dieses Gesetz ist die Bundesregierung. Und die Lobby der Zeitungsverleger, allen voran der Axel-Springer-Verlag, dessen Chef-Lobbyist Christoph Keese alle Energie in dieses Leistungsschutzrecht gesteckt hat. Ursprünglich wurde es “Lex Google” genannt, weil die Verlage beklagten, Google bereichere sich an ihren Inhalten, indem die Suchmaschine so genannte “Snipets”, also Textschnipsel anzeige, die dem Suchmaschinenbenutzer einen Hinweis auf den Inhalt des nach einer Suche angezeigten Links geben.

Verlogene Argumentation

Aus Sicht der Verleger ist das “Diebstahl”. Kurios: Kein Verlag muss sich den angeblichen Diebstahl gefallen lassen, mit einer kurze Codezeile wird ein Internetangebot für Google unsichtbar. Warum beschützen die Verlage ihr Eigentum also nicht? Weil sie von Google gefunden werden müssen, sonst gehen die Zugriffszahlen in den Keller.

Die Verlage argumentieren, Google und andere, die solche Snippets anzeigen, müssten trotzdem zahlen, schließlich hätten die Verlage ja für die Erstellung bezahlt. Genauso gut könnte Google argumentieren, die Verlage müssten an Google zahlen, denn schließlich hat Google in die Infrastruktur investiert.

Der Journalist und Blogger Mario Sixtus beschreibt die Logik der Verlagsargumentation so:

Mit der gleichen Logik könnte ein Restaurantbesitzer Geld von Taxifahrern verlangen, die ihm Gäste bringen.

Gegen das “7. Änderungsgesetz zum Urheberrecht” sind so ziemlich alle, die was vom Internet verstehen. Ob Max-Planck-Institut, der Bundesverband der deutschen Indrustrie oder der Deutsche Anwaltsverein – sie alle lehnen das Gesetz ab. Im Bundestag stimmte nun eine Mehrheit von 293 Abgeordneten von CDU, CSU und FDP für das Gesetz, 243 stimmten dagegen, drei enthielten sich (wer wie abgestimmt hat, sehen Sie hier bei Spiegel Online). Mario Sixtus charakterisiert die Zustimmer so:

Die größte Mehrheit im Bundestag bilden die Internet-Doof-Finder.

Und es gibt jede Menge Experten, die diese Zustimmer für doof halten. Denn die Konsequenzen dieses “verunglückten” Gesetzes sind vollständig unklar. Viele befürchten eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Abmahnanwälte, da nicht geklärt ist, was lizenzfrei und was lizenzpflichtig ist. Viele junge Internetunternehmen, die innovativ Ressourcen “aggregieren”, stehen eventuell vor dem Ruin. Alle Internetnutzer müssen Nachteile befürchten, weil der Informationszugang nun wegen der rechtlichen Unsicherheit erschwert wird. Dieses Gesetz verhindert also nicht nur Innovationen, sondern schadet der Informationsgesellschaft insgesamt.

Verlage bedienen sich wie niemand sonst an “kostenlosem” Inhalt

Und es birgt kuriose Absurditäten in sich: Wenn Zeitungen Pressemitteilungen 1:1 wiedergeben, verleiben sich die Zeitungen diese Texte ein und machen sie zu einer “Verlagsleistung” und wollen dafür Geld, wenn jemand mehr als nur “kleinste Textauszüge” davon als Ausschnitt anzeigt. Aus Sicht der Verlage ist das natürlich kein “Bedienen am geistigen Eigentum anderer”, sondern eine Selbstverständlichkeit. Kostenloser Inhalt, wie er täglich zuhauf in den Zeitungen steht. Beim Mannheimer Morgen ab und an erkennbar am Kürzel “zg”, das steht für “zugeschickt”.

Über das Leistungsschutzrecht wurde intensiv berichtet, wie Zeitungen das getan haben, beschreibt der Medienjournalist Stefan Niggemeier so:

Das Wett­ren­nen um die ver­lo­genste, ein­sei­tigste, fal­scheste und irrste Bericht­er­stat­tung in der deut­schen Presse über das Leis­tungs­schutz­recht ist noch im vol­len Gang.

Übersetzt heißt das: Die Verlage, die von sich behaupten, eine Stütze der Demokratie zu sein und “Qualitätsjournalismus” zu liefern, also die Wahrheit zu berichten, lügen und führen in die Irre. Als Beispiel nennt Niggemeier einen Kommentar im Mannheimer Morgen an. Dort stand am 30. November 2012:

Der amerikanische Internetriese sammelt Texte ohne Rücksicht auf Urheber- und Verlagsrechte in speziellen Nachrichtenportalen.

Dieser Satz ist bislang falsch und irreführend. Was Google macht, ist bislang erlaubt – das neue Leistungsschutzrecht für Presseverlage könnte das allerdings ändern. Ebenfalls “irreführend” ist die Bezeichnung des Autors als “Von unserem Korrespondenten Rudi Wais”. Das suggeriert, dass Herr Wais ein Angestellter des Mannheimer Morgens ist, als “unser Korrespondent” nach Berlin entsandt. Tatsächlich ist Herr Wais Mitglied einer “Pool-Redaktion”, also eines Journalistenbüros, das für viele Zeitungen schreibt. Beispielsweise am 28. Februar 2013:

Reicht der lange Arm von Google schon bis in die deutsche Politik?

Den langen Arm der Zeitungsverleger verschweigt der Autor. Ebenso die bundesweite Kritik durch mehr oder weniger alle einschlägigen Experten, ebenso die Erkenntnis, das ganze Teile des Gesetzentwurfs verfassungswidrig waren und jetzt nur noch ein ziemliches Durcheinander übrig ist, dessen Sinn nicht der Schutz des geistigen Eigentums ist – das wird nämlich schon ausreichend gesetzlich geschützt – sondern der Branche der Zeitungsverleger durch den Gesetzgeber neue Einnahmen bringen soll, da man hier bislang zu “blöd” war, selbst neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Last Exit Vermittlungsausschuss

Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, hat sich intensiv mit dem Gesetz auseinandergesetzt und sagt unumwunden:

Dieses Gesetz ist der größte Schwachsinn aller Zeiten.

Sie kritisiert das Tohuwabohu konkret:

Wenn mich beispielsweise eine Zeitung in einer Überschrift zitiert, gehört dieses Zitat dann der Zeitung und ist es für niemanden anderen mehr kostenfrei nutzbar? Hier droht eine Monopolisierung von Sprache und Gedanken.

Tabea Rößner, medienpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, nimmt kein Blatt vor den Mund: “Das Gesetz ist der größte Schwachsinn aller Zeiten.”

Für die frühere Journalist ist klar: Dieses Gesetz schadet der Meinungsfreiheit und behindert kleine publizistische Einheiten, beispielsweise auch unsere Blogs. Im Zweifel können die großen Verlage jeden erstmal verklagen, dem sie vorwerfen, geschützte Leistungen zu verletzen. Die wenigsten kleineren Anbieter werden sich kostenintensiven Prozessen stellen können – damit wird Meinungsvielfalt eingeschränkt. Auch das könnte ein Ziel der Zeitungen sein – ausschließlich die über sie verbreiteten Meinungen zu schützen. Die Bundesregierung ist williger Gehilfe dabei.

Am 22. März geht das Gesetz in den Bundesrat. Die Verlagspresse hat sich auch hier wieder durch Fehlinformationen hervorgetan und den SPD-”Netzpolitiker” Lars Klingbeil zitiert, der ankündigte, die Bundesratsmehrheit würde das Gesetz verhindern und dagegen stimmen. Das mag er so gesagt haben – es bleibt aber Unfug, da das Gesetz nicht zustimmungspflichtig ist. Der Bundesrat kann beschließen, den Vermittlungsausschuss “anzurufen”. Die 16 Bundestagsabgeordneten in diesem Ausschuss können beliebig lange über das Gesetz verhandeln, wenn der Ausschuss allerdings drei Mal eine Vermittlung als gescheitert feststellte, wäre das Gesetz gescheitert.

 

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Ausmisten ist gut für die Seele http://weinheimblog.de/14/ausmisten-ist-gut-fur-die-seele/12235.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ausmisten-ist-gut-fur-die-seele http://weinheimblog.de/14/ausmisten-ist-gut-fur-die-seele/12235.html#comments Mon, 14 Jan 2013 02:00:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=12235

Kisten packen ist nur die halbe Arbeit. Davor muss man Ordnung schaffen – innerlich und äußerlich. Foto: Rheinneckarblog.

Rhein-Neckar, 14. Januar 2013. Umzüge sind nicht nur eine äußerliche Veränderung des Wohnraums, sondern verändern auch das eigene Leben. Eine von Gabis Freundinnen ist gerade umgezogen und hat Ordnung geschaffen – innerlich und äußerlich, wie Gabi erfahren hat.

„Ausmisten ist gut für die Seele, befreit und macht leichter“, nach diesem Motto ging eine Freundin ihren Umzug an. Meistens schreibe ich ja über meine Beobachtungen. Heute präsentiere ich Ihnen, was ich protokolliert habe:

Der Kleiderschrank war zuerst dran. Es ist erstaunlich, wieviel Kleiderstücke “frau” im Schrank aht, die „frau“ in den letzten drei bis fünf Jahren nicht mehr getragen haben, da sie A zu klein, B nicht mehr modern oder C eigentlich noch nie wirklich gefallen haben? Das waren zumindest bei mir ziemlich viele. Denn man hofft stets A, dass man wieder abnimmt, B, dass die Kleider wieder in Mode kommen oder C, dass man doch noch eine Gelegenheit findet, diese “guten” Stücke zu tragen, denn schließlich waren sie ja teuer.

Macht man sich davon frei – und das habe ich wirklich versucht – ist der Haufen der ausgemisteten Kleider größer als der, der im Schrank verbleibt. So schleppte ich gefühlte hundert Säcke zur Altkleidersammlung.

Schwieriger gestaltete sich das Aussortieren des Bücherregals. Es gibt die aktuellen Romane und die Klassiker, die packt man ganz schnell in die Kiste. Doch was macht man mit “Uta Danella”-Romanen, die im Umschlag den Namenszug der Großmutter tragen? Büchern mit Widmungen, die man noch nie gelesen hat? Bildbände mit „Wunder dieser Welt“, die mal “sauteuer” waren und die man in den letzten zehn Jahren nicht einmal in der Hand hatte? Und mit Lexika, die in den 90er Jahren erschienen sind?

Da hilft nur Ausmisten. Doch wohin? Alte Romane kriegt man in den Bücherregalen der Kommunen unter, aber wohin mit Bildbände und Lexika, die möchte keiner mehr, also bleibt nur die Tonne und das ist schmerzhaft. Der Mannheimer Umzugsberater meines Vertrauens von ASH Kurpfalz Umzüge hatte volles Verständnis dafür: “Lassen Sie sich Zeit und sehen Sie es als Chance”, sagte er verständnisvoll.

Horrorszenario Speicher

Ein Horrorszenario offenbarte sich auf dem Speicher: Kisten mit Kinderspielzeug, Kinderbetten, alte Fotos und Briefe, Dias, Unterlagen aus dem Studium – ein unerschöpflicher Quell der Erinnerungen. Hier geht Sortieren ans Eingemachte.

Die Uni-Unterlagen, die ich schon zweimal umgezogen habe, flogen jetzt endgültig ins Altpapier. Briefe, Tagebücher und Fotos – da bin ich ganz sentimental – landeten in der Umzugskiste.

Die Kindersachen wurden in Aschenputtel-Marnier sortiert, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Sprich Bilderbücher und Spielsachen, die der Nachwelt bzw. den Enkelkindern in weiter Ferne erhalten bleiben sollen, sowie Kinderbettchen und Schaukelpferd wurden eingepackt. Unvollständige Spiele und kaputte Spielsachen wanderten in den Müll und den Rest brachte ich neben Schränken, Regalen und Nippes zu einem sozialen Secondhand-Kaufhaus.

Horte der Sammelwut und Momente des Glücks

Und was bleibt noch übrig? Richtig, der Keller. Ein weiterer Hort der ungezähmten Sammelwut. Braucht man wirklich acht Isomatten und zehn Schlafsäcke? Wird man in naher Zukunft die Luftmatratze und das Schlauchboot flicken? Wie viel Beachball-Spiele und Squash-Schläger kommen in den nächsten Jahren wirklich zum Einsatz? Da helfen nur eiserne Disziplin und große Müllsäcke.

Das männliche Spielfeld – die Werkstatt – auszumisten, habe ich meinem Mann überlassen. Wie er mir versicherte, habe er gnadenlos weggeschmissen, dennoch blieb bei mir der Eindruck zurück, dass man mit den übrig gebliebenen Schrauben, Nägeln und Brettern nebst Werkzeug in allen Größen und Formen ein ganzes Haus bauen könnte. Sehr lustig war, wenn ich ihn nach diesem und jedem fragte und wann er das schon mal benutzt hatte: “Bis jetzt noch nicht, Schatz, aber man weiß ja nie.”

Immerhin: Als ich eine Hakenschraube (nennt man das so?) erst mit dem Schraubenzieher und dann mit einer Zange aus der Wand holen wollte, verschwand er und kam triumphierend mit so einer Art Hakenzieher wieder. Das “Tool” setzte er an und drehte mühelos mit einem Lächeln die Haken aus der Wand: “Siehst Du, geht doch viel einfacher”, sagte er nicht ohne Stolz, endlich mal eines seiner sonst jahrelang ungebrauchten Werkzeuge einsetzen zu können. Und andere Männer sammelten schließlich Briefmarken oder Modellautos, er stehe halt auf Werkzeug. Sicher freut er sich drauf, im neuen Haus die Haken wieder eindrehen zu können.

Wohin mit dem Müll?

Die wichtigsten “Events” in dieser Lebensphase waren die Abfuhrtermine von Sperrmüll, Elektroschrott und Wertstofftonne sowie Altkleidersammlungen.

Denn hat man sich schon mehr oder weniger schweren Herzens von allen möglichen Dingen und Erinnerungen getrennt, bleibt die große Frage, wohin damit? Einen Container aufzustellen erschien mir zu brachial und gegen die – heutzutage in aller Munde – Nachhaltigkeit. Dementsprechend hat es mich gefreut, wenn Passanten und Sammler noch Nützliches vor meiner Tür gefunden haben.

Freiheit!

„Und“, fragte ich nach dem Bericht meiner Freundin, „fühlst du dich jetzt leichter?“ „Befreit“, meinte sie, denn schließlich habe sie nun in Schränken und Regalen wieder viel Platz und Neues könne jetzt Einzug halten – im Haus und im Leben.

Vielleicht sollten wir alle mal häufiger ausmisten, nicht nur beim Umzug, dachte ich.

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Gerichteküche Weinheim http://weinheimblog.de/30/gerichtekuche-weinheim/9742.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=gerichtekuche-weinheim http://weinheimblog.de/30/gerichtekuche-weinheim/9742.html#comments Sun, 30 Sep 2012 12:47:53 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=9742 Weinheim, 30. September 2012. (red) Unser neuer Mitarbeiter ist ein harter Hund: Berufskorrespondent Schroeder deckt auf, was andere noch nicht mal ahnen. Ob als Hauptstadtkorrespondentn mit Kommentaren zum landesbolidischen Geschehen, ob als regioneller Rechenchör oder lokaler Reportierer.

(Hinweis: BKS (so sein Zeichen) finden Sie immer auf dem Rheinneckarblog.de. Ist BKS vor Ort unterwegs, dann auf dem entsprechenden Ortsblog – die finden Sie oben im Menü unter Nachbarschaft. Alle Recherchen und Hintergrundberichte von BKS gibts es hier.)

Aktuell hat Berufskorrespondent Schroeder erstmals in Weinheim recherchiert und skandalöse Zustände aufgedeckt. Sein investigativer Bericht:

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Warnstreiks bringen Ärger für Bürgerinnen und Bürger http://weinheimblog.de/05/warnstreiks-bringen-arger-fur-burgerinnen-und-burger/5461.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=warnstreiks-bringen-arger-fur-burgerinnen-und-burger http://weinheimblog.de/05/warnstreiks-bringen-arger-fur-burgerinnen-und-burger/5461.html#comments Mon, 05 Mar 2012 17:24:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=5461 Rhein-Neckar, 05. März 2012. Müllmänner, Busfahrer, Krankenschwestern, Kinderbetreuer sind von der Gewerkschaft verdi zu Warnstreiks aufgerufen werden. Die Folge: Durch den Arbeitskampf leiden die Bürgerinnen und Bürger.

Von Hardy Prothmann

Der Ärger ist kalkuliert und soll Druck ausüben. Die Gewerkschaft rechnet mit mehreren tausend Streikenden. Zehntausende, hunderttausende Bürgerinnen und Bürger werden darunter leiden müssen.

Hintergrund ist die Forderung nach mehr Geld für die fast zwei Millionen Beschäftigten beim Bund und den Kommunen. Die Gewerkschaften fordern 6,5 Prozet mehr Lohn. Die Arbeitgeber forderten, dass die Gewerkschaften ihre Forderungen nach unten anpassen sollten.

Die Gewerkschaftler fassten es als Provokation auf, dass die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt hätten. Nun reichen die Gewerkschaften diese “Provokation” an die Bürgerinnen und Bürger weiter:

“Beim Auftakt der Tarifverhandlungen am 1. März 2012 in Potsdam haben die Arbeitgeber erneut die Chance verpasst, aus den Fehlern vergangener Tarifrunden zu lernen: Zum wiederholten Male legten sie zu Verhandlungsbeginn kein Angebot vor.”

Ob es auch ein Fehler sein könnte, die Bürgerinnen und Bürger so unter Druck zu setzen, fragen sich die Gewerkschaften nicht. Sie tun das einfach: Und eine Forderung von 6,5 Prozent mehr Gehalt ist utopisch hoch. Will man am Ende die Provokation?

Dabei haben die Verhandlungern erst am 01. März begonnen, heute, am 05. März wird schon gestreikt, die nächste Verhandlungsrunde soll am 12. März stattfinden.

Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes haben klar ein recht auf Streik, wenn die Arbeitsbedingungen unzumutbar oder im Vergleich sehr viel schlechter sind. Ist das so?

Diese Beschäftigten haben aber eine ungleich höhere Verantwortung als andere Arbeitnehmer, denn sie erhalten ihr Geld über die Steuern von uns Bürgerinnen und Bürgern.

Und diese müssen auch irgendwie rumkommen – allein erziehende Mütter ihre Kinder unterbringen können, Schulkinder müssen transportiert werden und andere ihre Arbeit erreichen.

Man muss von beiden Seiten, Gewerkschaften und Arbeitgebern, mehr Vernunft erwarten dürfen, sonst schwindet das Vertrauen in einen zuverlässigen öffentlichen Dienst.

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Schnecken, Austern und Sauerkraut – beim Verzehr bitte lächeln … http://weinheimblog.de/16/schnecken-austern-und-sauerkraut-beim-verzehr-bitte-lacheln/4531.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=schnecken-austern-und-sauerkraut-beim-verzehr-bitte-lacheln http://weinheimblog.de/16/schnecken-austern-und-sauerkraut-beim-verzehr-bitte-lacheln/4531.html#comments Sun, 15 Jan 2012 23:01:49 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=4531

Frische Austern – wirklich lecker? Quelle: Wikipedia, Garitzko.

Rhein-Neckar, 16. Januar 2012. Gewisse Delikatessen verspeisen viele Menschen vor allem, um höflich zu sein und den Gastgeber nicht zu verärgern. Das erfuhr Gesina Stärz neulich auf einer Party.

Die Gäste erzählten sich ihre Erlebnisse mit Austern, Schnecken, Kaviar und Hummer. Eine Frau erzählt:

„Austern musste ich einmal in Italien essen. Die kaufte unsere Gastgeberin immer in der Früh frisch auf dem Markt. Einmal nahm sie uns mit und wir mussten vor Ort jeder drei Stück kosten.“

Weil sie höflich sein wollte, hätte sie die Austern sehr gelobt. Zum Abendessen habe es dann für jeden zwölf Austern gegeben!

Diese weichen Gebilde zu verspeisen muss für die Frau eine große Qual gewesen sein. Mir schien, als würgte sie beim Erzählen und ihr Gesicht überzog sich mit so einem eigenartigen grünen Schimmer.

Am nächsten Tag habe die Gastgeberin die Austern zum Glück gratiniert, erzählte die Frau weiter. Die Kruste über den schleimigen Gebilden habe dann das Essen wesentlich erleichtert. Vielleicht erinnerte sie das an den guten bayerischen Schweinsbraten.

Zerlassene Schneckenbutter

Mein Erlebnis mit Meeresfrüchten erzählte ich lieber nicht. Der Abend in einem französischen Restaurant in der Pfalz endete mit einer Lebensmittelvergiftung. Der vierte Gang der Menüfolge bestand nämlich aus Jakobsmuscheln auf Sauerkraut.

Während ich noch an die Schwächeanfälle dachte, die mich eine Woche nach dem vierten Gang „Jakobsmuscheln auf Sauerkraut“ peinigten, erzählte ein anderer Partygast, dass er ziemlich Probleme mit Schnecken habe. Man könne die Schnecken nur essen, wenn sie in Kräuterbutter gedünstet werden. Ja, man esse die Schnecken eigentlich nur, wegen der zerlassenen Kräuterbutter, die dann mit frischem Weißbrot sehr gut schmecke.

Toter Hummer

Nun fehlten nur noch Geschichten mit Kaviar und Hummer. Die Klassiker sozusagen. Fischeier mag eigentlich keiner. Und an die schreckliche Art, den Hummer zu töten, darf man gar nicht denken und überhaupt sollte man ihn deshalb auch gar nicht essen. Richtig. Wir sollten vieles gar nicht essen aus vielen sehr gewichtigen Gründen.

Vielleicht sollte man analog zum Begriff „Politische Korrektheit“, der den besonders sensiblen Umgang mit der Sprache bezeichnet, um Minderheiten nicht allein schon durch die verwendeten Worte zu diskriminieren, den Begriff der ökologischen Korrektheit für unser Essverhalten einführen. Immerhin könnten wir uns bei gewissen Delikatessen nicht einmal darauf berufen, dass sie gar so unwiderstehlich munden.

Auf der Party gab es übrigens unter anderem Schweinsbraten nach italienischer Art in Rosmarin und Zwiebeln eingelegt und im Holzbackofen gebacken und zum Dessert wurde Stachelbeerkuchen mit Sahne- und Baiserschicht gereicht.

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Vom Aussterben der Telefonzellen und der Parkuhren http://weinheimblog.de/09/gabis-kolumne-vom-aussterben-der-telefonzellen-und-der-parkuhren/4288.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=gabis-kolumne-vom-aussterben-der-telefonzellen-und-der-parkuhren http://weinheimblog.de/09/gabis-kolumne-vom-aussterben-der-telefonzellen-und-der-parkuhren/4288.html#comments Sun, 08 Jan 2012 23:01:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=4288

Öffentlich Telefonieren heute - es gibt sie noch, die Telefonzelle. Aber selten in gutem Zustand.

Guten Tag!

Weinheim, 09. Januar 2012. Vor kurzem hat Gabi einen Beitrag gehört über Dinge, die quasi ausgestorben sind – und dabei ging es nicht um Dinosaurier, sondern um die jüngste Vergangenheit, also um Sachen, die noch vor wenigen Jahren zum Alltag gehörten. Gabi erinnert sich an Telefonzellen und Parkuhren.

Ich kann mich noch gut an den Geruch von Telefonzellen erinnern und vor allem den der Telefonhörer. Der Geruch war eine Mixtur aus Mensch und Rauch. Wenn ich mich recht erinnere, gab es kleine Aschenbecher aus Metall, die aber nie genutzt wurden und überall konnte man die Spuren der ausgedrückten Zigaretten erkennen. Die Telefonbücher waren meist zerfleddert und die Nummer, die man suchte, war meist in dem Teil, der ausgerissen war.

Systemfragen

Im Sommer war der Gestank und die Hitze in den Telefonzellen unerträglich und im Winter nicht viel besser, aber wenn man davorstand und in der Kälte darauf wartete, dass sie frei wurde, erschien der Innenraum durchaus verlockend.

Vor allem im Urlaub war die Telefonzelle meist die einzige Möglichkeit mit Zuhause zu telefonieren. In jedem Land musste man sich auf ein neues System einstellen, mal erst wählen, dann zahlen, mal umgekehrt. In Italien funktionierte telefonieren zu Lire-Zeiten eigentlich nur mit “Gettoni”, die man irgendwo erwerben musste. In England konnte man, wenn man schnell genug war, ein „Gut angekommen“ in den Hörer brüllen, bevor man die Münzen einwerfen musste.

Und überhaupt die Münzen. Nie hatte man das richtige Kleingeld parat, entweder – damals war telefonieren ja auch noch richtig teuer – waren die Zehnpfennigstücke in Nullkommanix weg oder aber man hatte eine Mark eingeworfen und der gewünschte Gesprächspartner war nicht zu Hause und stattdessen telefonierte man mit dem Vater.

Neues Styling – alter Geruch

In meiner Erinnerung sind Telefonzellen immer noch Gelb, obwohl mit dem Wandel von der Deutschen Post AG zur Telekom irgendwann ein Umstyling in grau-pinkfarbene Häuschen erfolgte, mit schickeren Hörern und komfortabler Tastenwahl. Der Geruch blieb.

Es gibt sie auch heute noch, aber wenn ich ehrlich bin, ich weiß eigentlich nicht, wo hier im Ort die nächste Telefonzelle steht. Meist sind das nur noch Wandgeräte, die man inzwischen auch mit Geldkarten füttern kann. Und auch heute sind sie selten in gutem Zustand. Ich glaube, die letzten zehn Jahre habe ich keine mehr benutzt und meine Kinder wie auch andere wahrscheinlich noch nie – die haben heute Handys.

Wirklich vermissen tue ich sie nicht, aber natürlich hatte sie auch ihre Vorzüge, so konnte man in der damals noch handylosen Zeit sagen: „Ich hätte dich ja gerne angerufen, habe aber leider keine Telefonzelle gefunden“, und ein unangenehmes Gespräch konnte man mit: „Du jetzt habe ich kein Kleingeld mehr“, problemlos abwürgen.

Ähnlich wie die Telefonzellen verschwinden auch die Parkuhren immer mehr aus den Straßenbildern – und das ist optisch kein Verlust – beziehungsweise werden durch moderne Parkautomaten ersetzt.

Die Einführung des Euros war der Anfang vom Ende

Als der Parkraum immer knapper wurde, führte man in den 50er Jahren die „Parkographen“ – eine amerikanische Erfindung – ein. Die Einführung des Euros 2002 war quasi der Anfang vom Ende, denn eine Umrüstung auf neue Münzen wäre für die Kommunen zu teuer geworden. So begann der Siegeszug der Parkautomaten und wo man früher pro Parkplatz eine Parkuhr brauchte, reicht heute ein Automat für viele.

Auch bei den Parkuhren fehlte mir ständig das passende Kleingeld. Und oft konnte man nur für eine halbe Stunde Münzen einwerfen, so dass man ständig wieder hinrennen und nachwerfen musste. Erfreulicherweise waren Parkuhren oft kaputt und mussten dann nicht befüttert werden.

Bedauere ich das „Aussterben“ von Telefonzellen und Parkuhren? Nicht wirklich, ich überlasse es nostalgischen Sammlern, sich Telefonzellen oder Parkuhren in den Garten zu stellen.

Ich freue mich, dass ich ein Handy habe und keine öffentlichen Telefoniermöglichkeiten mehr suchen muss, finde es praktisch, dass man Parkscheine auch (meist) für länger als eine halbe Stunde lösen kann, vermisse weder Euroschecks noch Überweisungsformulare, genieße also insgesamt die kleinen Erleichterungen im Alltag. Denn letztlich fahren wir auch nicht mehr mit der Postkutsche und Kerzenlicht. Das ist romantischen Stunden im Urlaub vorbehalten.

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Kolumne: Vorsicht Jahreshoroskop http://weinheimblog.de/19/kolumne-vorsicht-jahreshoroskop/4107.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=kolumne-vorsicht-jahreshoroskop http://weinheimblog.de/19/kolumne-vorsicht-jahreshoroskop/4107.html#comments Sun, 18 Dec 2011 23:08:52 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=4107 Alice und ihre Welt – eine Kolumne von Gesina Stärz

Einmal im Jahr kaufe ich mir ein Life Style Magazin. Im Dezember. Manchmal sind es auch zwei oder drei. Alle kaufe ich im Dezember. Wegen des Jahreshoroskops.

Nicht, dass ich an die Astrologie glauben würde. Ob die Sternenkonstellationen unser Leben beeinflussen, ist nicht zu beweisen. Wie auch? Das ist so ein bisschen wie mit der Wettervorhersage oder den Prognosen für Aktienkurse.

Anders als die Astrologie gehören die Metrologie, Betriebswirtschaft und die Zukunftsforschung zu den Wissenschaften. Aber deshalb ist der Anteil des gesicherten Wissens, das sie hervorbringen, nicht wesentlich größer. Insofern ist es nicht gerechtfertigt, wenn die Astrologie in einigen Kreisen belächelt wird.

Wissen, was sein wird.

"Johannes Keplers Horoskop für Wallenstein, dem er hinzufügte: „Ich habe das Horoskop erst aufgestellt, als ich sicher war, daß meine Arbeit für jemanden berechnet war, der die Philosophie versteht und nicht unvereinbar dem Aberglauben unterlegen ist." Quelle: Wikipedia

Wissenschaftlich hin oder her – die meisten von uns wollen dennoch wissen, wie es um ihren beruflichen Erfolg, die Finanzen, die Liebe, den Gang der Dinge hier vor Ort und vielem mehr im kommenden Jahr bestellt ist. Und so lesen Sie ihr Jahreshoroskop.

Denn immerhin enthalten Jahreshoroskope immer auch eine Tendenz zum Besseren, sei es in der Liebe, im Beruf, was Geld betrifft oder Gesundheit. So auch das Jahreshoroskop 2012. Das Jahr 2012 ist ein Merkur-Jahr und das bedeutet, so die Astrologen, ganz gleich welchem Sternzeichen Sie angehören, ein allgemeiner Aufschwung steht an.

Wir dürfen uns also freuen: Denen, den es gut ging, wird es wohl demnach noch besser gehen und denen, mit denen es das Jahr 2011 nicht so gut meinte, dürfen mit der frohen Botschaft „Es wird besser“ ins neue Jahr starten.

Was man glaubt, wird manchmal wahr.

Das ist so ein bisschen wie beim Placeboeffekt. Ärzte verabreichen vermeintlich Medikamente, die eigentlich keine sind, also keine Wirkstoffe enthalten, was allerdings der Patient nicht weiß, und dennoch geht es ihm besser.

Die Schlussfolgerung: Nicht der Wirkstoff heilt, sondern allein der Glaube, dass der Wirkstoff leistet, was er verspricht, heilt. Das ist übrigens wissenschaftlich erwiesen.

Dies funktioniert beim Placeboeffekt nachweislich nur, solange der Patient glaubt, dass er ein richtiges Medikament einnimmt. Beim Jahreshoroskop gibt es auch so einen Hahnenfuß. Man sollte nie das Jahreshoroskop des vergangenen Jahres mit dem tatsächlichen Jahresverlauf vergleichen.

Ich habe es mal ausprobiert. Was prophezeite mir das Jahreshoroskop für 2011? Unter meinem Sternzeichen stand geschrieben: Das beste Jahr seit langem. Viel Liebe und viel Geld.

Was soll ich sagen: Es war das schwierigste Jahr überhaupt. Insofern dürfte die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, dass das Jahreshoroskop 2012 wenigstens funktioniert – immerhin kann es nur noch besser werden.

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Geprothmannt: Uneigennützige Wohltätigkeit? Von wegen! Spenden und Sponsoring sind Werbung http://weinheimblog.de/12/geprothmannt-uneigennutzige-wohltatigkeit-von-wegen-spenden-und-sponsoring-sind-werbung/4015.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=geprothmannt-uneigennutzige-wohltatigkeit-von-wegen-spenden-und-sponsoring-sind-werbung http://weinheimblog.de/12/geprothmannt-uneigennutzige-wohltatigkeit-von-wegen-spenden-und-sponsoring-sind-werbung/4015.html#comments Sun, 11 Dec 2011 23:47:12 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=4015

100 Euro sind viel Geld - manche zahlen das aber aus der "Porto-Kasse" und machen daraus ein Vielfaches an "Image"-Gewinn. Quelle: 100-Euro-Schein

Rhein-Neckar, 12. Dezember 2011. (red) Zur Zeit jagt eine Spendenübergabe die nächste – so wie vergangenes Jahr auch und nächstes Jahr wieder. Besonders in der Vorweihnachtszeit laden viele Firmen und Gemeinden ein, über mildtätige Spenden für den guten Zweck zu “berichten”. Klares Ziel dieser Aktionen: Die Spender und Sponsoren wollen sich damit ein gutes Image verschaffen – dabei ist das nichts anderes als Werbung.

Von Hardy Prothmann

Die Redaktion für die Lokalblogs in Nordbaden hat eine strikte Regel: Wir berichten nicht über Spenden, egal wie großzügig diese sind. Denn hinter fast jeder Spende steckt immer ein “Kalkül”, ein Hintergedanke und der ist nicht “mildtätig”, sondern egoistisch: Die spendende Firma oder Institution will sich damit ein gutes Image verschaffen.

Das ist auch absolut erlaubt – nur machen wir uns nicht zum Handlanger und zur erweiterten Pressestelle der Spender und Sponsoren. Wer aus Überzeugung spendet oder unterstützt, braucht seine Haltung nicht an die “große Glocke” zu hängen.

Millionen von privaten Spendern halten das so – sie geben Geld für alle möglichen Hilfsorganisationen und hoffen, dass damit anderen geholfen wird. Die allermeisten Spenderinnen und Spender bleiben “anonym” – es geht ihnen um die Hilfe und nicht um eine öffentliche Nennung.

Wer hingegen der “Öffentlichkeit” seine “Großzügigkeit” mitteilen möchte, kann eine Anzeige schalten. Das ist, wie gesagt, absolut erlaubt.

Hirschberg: Bericht über eine Spende? Ja, gerne. Schleichwerbung? Nein, danke.

Aktuell haben wir über die Spende einer Interessengemeinschaft “Storchenkerwe” in Hirschberg berichtet: Die Einladung erschien frei von “Firmenwerbung” – denn die Initiative des Ortsfestes spendete Geld für gemeinnützige Zwecke. Deshalb haben wir den Termin wahrgenommen.

Vor Ort präsentierte man aber Spendenschecks mit Logo und Schriftzug einer regionalen Bank. Diese Werbung haben wir aus dem Foto herausretuschiert (weiße Fläche).

Das ist die einzige “saubere” Lösung – alles andere ist eine Form von Schleichwerbung, untergräbt die Glaubwürdigkeit von Journalismus (sofern die bei gewissen Medien nicht sowieso schon “six feed under” ist) und schadet letztlich auch dem “Werbekunden” – muss der doch ganz besonders an einem glaubwürdigen Umfeld interessiert sein.

Penetrant wird es – und das ist zunehmend der Fall – wenn die Sponsoren und Spender sogar die Berichterstattung vorschreiben wollen. Dagegen hilft nur konsequente Aufklärung und konsequente “Nicht-Berichterstattung” bei “Härtefällen”.

Penetrantes Sportsponsoring

Selbst in der Provinz treibt dieses Sponsorenunwesen nicht nur seltsame, sondern völlig inaktzeptable “Blüten”. Ein lokaler Tennisverein wollte uns beispielsweise nur Fotos gestatten, wenn das Sponsorlogo mit im Bild ist.

Das Ergebnis kann man hier nachlesen: “Kein Gruppenfoto ohne Sponsor”

Sehr krass ist dieses Beispiel: Eine Apotheke wird von einem “Marketing-Verband” ausgezeichnet, nicht etwa weil die Apotheke am meisten Geld gespendet hat, sondern deren Kunden. Wir wollten darüber berichten – und wurden vermutlich (aus Sorge) wegen unserer bekannten, kritischen Haltung nicht eingeladen. Wir haben trotzdem berichtet: Kein Kinderlachen für das Heddesheimblog.

taz verpixelt Sportfotos und stellt die Aktion anscheinend klammheimlich wieder ein.

Die taz hatte im August angekündigt, ab sofort alle Sportfotos zu verpixeln. Die Begründung:

Die Werbung im Fußball, Biathlon oder Handball ist mit den Jahren der Kommerzialisierung einfach zu aufdringlich, zu omnipräsent geworden. Da müssen intelligentere Lösungen her. Zum Beispiel: Weg mit dieser Flimmerbande.

Und:

Wir sind nicht mehr bereit, Eure Werbebotschaft auf Trikots und Werbebanden zu verbreiten. Es kann ja auch nicht Aufgabe einer Zeitung sein, die mit kritischer Distanz über Sport berichtet, täglich kostenlose Werbung von Vereinen und deren Sponsoren ins Blatt zu heben. Wir wollen durch die Verpixelung journalistisch noch unabhängiger werden.

Guter Ansatz – leider scheint die taz das nicht durchgehalten zu haben. Vielleicht wars auch nur ne Sommerloch-Saure-Gurken-Zeit-Meldung. Eine Erklärung, warum nicht mehr verpixelt wird, konnte ich nicht finden (Anfrage ist gestellt, der Artikel wird gerne nach einem Hinweis ergänzt).

Wir werden das in Zukunft weiter so halten: Wenn Spender und Sponsoren mit Ihren Logos genannt und abgebildet werden wollen, erhalten Sie ein Angebot zum Schalten einer gewerblichen Anzeige. Solche “Berichte” werden wir entsprechend als Anzeige kennzeichnen.

Andernfalls werden wir konsequent Spender und Logos aus Texten und Bildern entfernen – denn es  geht doch um Mildtätigkeit? Oder geht es doch um etwas anderes? Sollten wir deshalb nicht mehr zu solchen Anlässen eingeladen werden, können wir gerne darauf verzichten.

Trennungsgebot

Gut und richtig wäre, wenn vor allem Zeitungen diesem Beispiel folgen würden – das aber darf man tatsächlich bezweifeln, denn dort gibt es schon längst kein Trennungsgebot zwischen Redaktion und Anzeigen mehr, sondern nur noch die Haltung, dass man Anzeigenkunden nicht “verprellen” will.

Die Masse der Leserinnen und Leser zahlt zwar insgesamt viel und bedeutendes Geld fürs “Abo” – unterm Strich sind das aber knapp 30 Euro und was bedeutet so ein Betrag, wenn an anderen “Aufträgen” ein paar mehr Nullen dranhängen, also 3.000, 30.000 oder gar 3.000.000 Euro? Es wird anhand der “Nullen” schnell klar, auf wen man “Rücksicht” nimmt und für welche “Nullen-Informationen” man sich entscheidet.

"Redaktionelles" Foto ab Spendenhöhe von 500 Euro - bitte Text mitschicken.

Allerdings gibt es auch hier “Regeln” – die hängen von der Höhe der Spende ab. Der Mannheimer Morgen macht zum Beispiel “grundsätzlich” erst ab 500 Euro Spendensumme ein Foto. Warum, wieso, weshalb? Darüber gibt es keine uns bekannten Informationen.

Ethisches Handeln

Ganz grundsätzlich verantwortet jedes Medium die eigenen redaktionelle Ethik und die Art seiner “Informationen” im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten selbst – und auch die daraus resultierende Glaubwürdigkeit.

Mal schauen, wie Spender und Sponsoren mit unserer transparenten Haltung umgehen – dazu wird es, sofern interessant, einen Nachbericht geben.

Soviel sei noch angemerkt: Unternehmen, die mindestens zehn Prozent ihres Gewinns spenden, werden wir sofort lobend erwähnen, weil das tatsächlich Spenden sind, die “bemerkenswert” sind. Keine Sorge – es gibt vermutlich kein einziges Unternehmen, das so verfährt.

Vereine sollten sich nicht zu jedem Preis “kaufen” lassen

Vereine, die sich für ein paar Euro “Spendengeld” oder “Sponsoring” als Vermarktungsfläche missbrauchen lassen, sollten tatsächlich darüber nachdenken, worum es geht.

Um Förderung von Kultur, Jugend oder Sport oder darum, dass die ehrenamtlichen Helfer wirklich sehr viel Arbeit aufbringen und sich von Firmen durch im Vergleich minimale “Förderung” dann die hier “erwirtschaftete” Aufmerksamkeit abkaufen lassen? Das kann nicht im Sinne von Kultur, Jugend und Sport sein – und auch nicht im Sinne der Unternehmen.

Und ein besonders Geschmäckle bekommen solche Spenden dann, wenn die Spenderfirmen nicht nur beim Image die Nutznießer sind, sondern durch Aufträge und Geschäfte mit den Vereinen wiederum einen ganz klaren geschäftlichen Vorteil suchen.

Dann haben Spenden sogar eher die Funktion einer Bestechung und sind vollends pervertiert. Und auch das ist leider oft schon fast “üblich”.

Spendenziele müssen transparent sein

Gemeinden müssen Spenden beispielsweise längst öffentlich machen und transparent darstellen – das sieht das Geldwäschegesetz so vor. Und dafür gibt es ganz sicher Gründe.

Damit Sie mich richtig verstehen: Spenden sind gut und wichtig. Und jeder Euro hat seinen Wert.

Spenden sollten aber das sein, was sie sein sollen: Ein Beitrag zu einer besseren Welt. Ganz privat, ganz individuell nach den Möglichkeiten.

Wer Spenden und “Sponsoring” auch nur im Ansatz für eigene “Zwecke” einsetzt, muss sich moralisch selbst verpflichten, seinen Anteil an Eigennutz klar darzustellen – damit keine “Missverständnisse” aufkommen.

Wenn ein Großkonzern beispielsweise 1 Million Euro spendet, ist das vielen Medien eine Nachricht wert. Zeitungen wie der MM berichten mit Bild erst ab 500 Euro. Für den Konzern bedeutet 1 Million vielleicht nur einen 0,000-irgendwas Anteil an seinen Möglichkeiten. Für eine Initiative sind 500 oder 1.000 Euro hingegen alles, was man “aufbieten” kann.

Wer ist nun “großzügiger”? Wer verdient mehr Aufmerksamkeit? Worüber sollte man dankbarer sein? Worüber berichten?

Denken Sie mal drüber nach – eine Meinung zu dem Thema ist gar nicht so einfach zu finden.

Ist halt alles immer “relativ” – dafür muss man kein Einstein sein.

Ihr

Anmerkung: Wir haben anfänglich auch über Spenden berichtet und vor kurzem noch im Weinheimblog über eine Aktion zu Defibrilatoren in der Stadt. Dabei wurde auch eine spendende Bank genannt. Künftig werden wir das kompromisslos handhaben.

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http://weinheimblog.de/12/geprothmannt-uneigennutzige-wohltatigkeit-von-wegen-spenden-und-sponsoring-sind-werbung/4015.html/feed 2
Kolumne: Professor Paul Kirchhof und die Insel der Glückseligen http://weinheimblog.de/05/kolumne-professor-paul-kirchhof-und-die-insel-der-gluckseligen/3911.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=kolumne-professor-paul-kirchhof-und-die-insel-der-gluckseligen http://weinheimblog.de/05/kolumne-professor-paul-kirchhof-und-die-insel-der-gluckseligen/3911.html#comments Mon, 05 Dec 2011 00:35:57 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=3911 Alice und ihre Welt – eine Kolumne von Gesina Stärz

Alice findet, die Welt wird den surrealen Bildern des spanischen Malers Salvador Dali immer ähnlicher. Was bisher als sicher galt, das löst sich auf. Nichts ist mehr wie es ist, nur wie ist es dann? Alice berichtet aus einer sich verändernden Welt…

Und was Herr Kirchhof mit jedem von uns zu tun hat, erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen.

Denn Alice sieht die Welt mit anderen Augen. Der besondere Blick verschafft wunderbare Einsichten.

Professor Paul Kirchhof und die Insel der Glückseligen

Vor einiger Zeit habe ich beschlossen auf der Insel der Glückseligen zu leben. Nein, ich bin nicht etwa in den Pazifik auf eine der Inseln von Vanuatu übergesiedelt. Es genügt zuhause zu bleiben und weder Fernseher noch Radio einzuschalten, oder die Zeitung zu lesen. Schon wird das eigene Zuhause eine Zuflucht, meine private Insel der Glückseligkeit.

Ich habe mich aufgrund der unerträglichen Nachrichtenlage dazu entschlossen. Ergo lebe ich seit drei Jahren auf der Insel der Glückseligen. Und ich habe den Eindruck, ich bin nicht die einzige. Es werden täglich mehr.

Wir, die Bürger und unsere Art der Vogel-Strauß-Politik

Gehen wir nicht alle einfach unserem Alltag nach, als gehörten Schlagzeilen wie „Deutsche Banken brauchen Geld“ oder „Der organisierte Terrorismus wird wieder aufleben“ einem Paralleluniversum an, das keinen Einfluss auf unseren Alltag hat. Ein Alltag, in dem wir früh die Kinder zur Bushaltestelle bringen, uns dann einen “coffee to go” auf dem Weg in die Arbeit leisten oder ein Mittagsschläfchen auf dem Bürostuhl halten.

Am Wochenende treffen wir uns mit Freunden, gehen ins Kino, ins Theater, ins Konzert oder schauen DVD – nur kein Fernsehen. Es hat den Anschein, dass wir, die Bürger, die Vogel-Strauß-Politik mit Brillanz praktizieren. Kein Wunder, meint der Heidelberger Steuer- und Finanzexperte der CDU, Professor Paul Kirchhof, bekannt geworden durch sein Modell des Einheitssteuersatzes, mit dem er durch die Lande zieht.

Professor Kirchhof erklärt, warum wir angesichts der Nachrichtenlage so ausgesprochen gelassen sind. Ganz einfach: Zwei Billionen Euro, das ist eine Summe, die sich kein Mensch vorstellen kann.

Wenn es heißt, dass der European Financial Stability Facility, kurz EFSF-Rettungsschirm auf 2 Billionen Euro aufgestockt werden soll, dann können wir uns nicht vorstellen, was 2 Billionen Euro bedeuten. 2 Billionen ist eine zwei mit zwölf Nullen dran – 2 000 000 000 000. Das ist trivial. Unvorstellbar wird es erst, wenn dahinter Euro steht.

Da die meisten Taschenrechner bei 100 Millionen an ihre Grenzen kommen, rechne ich nicht aus, wie viele Flaschen Rotwein für 2,99 beim Discounter davon gekauft werden könnten. Wozu auch? Was sollten wir mit einer solchen Menge anfangen?

Und warum können wir uns eine weitere Verschuldung nicht leisten?

Was aber durchaus in den Vorstellungsbereich der Zuhörer fällt, sind die Auswirkungen der Verschuldung eines Staates auf die Demokratie. Deutschland ist, gemessen am Bruttoinlandprodukt, mit 87 Prozent verschuldet. 60 Prozent sind laut Euro-Vertrag erlaubt. Wir können also eigentlich keine Schulden mehr aufnehmen, um einen Staat wie Griechenland zu retten.

Wie das trotzdem geht, erklärt Kirchhof so: Der Finanzmarkt kommt und leiht Deutschland Geld, damit Deutschland das Geld wieder dem Finanzmarkt geben kann. Idealerweise mit Verwendungszweck „Griechenland“.

Um die Komplexität der möglichen Finanzmarkttranskationen mit geliehenem Geld, das für keinerlei Werte steht, abzukürzen, stelle man sich die Konsequenzen und damit folgendes Szenario vor:

Der Finanzmarkt will von Deutschland sein Geld zurück und Deutschland kann nicht zahlen – immerhin hat Deutschland Geld an Staaten verliehen, die durch jede Kreditvergaberichtlinie unserer Hausbanken durchfallen würden. Was dann? Dann geht Deutschland in Resolvenz, was so eine Art regulierte Insolvenz für Staaten ist und nichts anderes heißt, dass das Geld alle sozialstaatlichen Belange diktiert. Ende der Demokratie.

Wenn es keiner versteht, wird es schon nicht wehtun

Wenn nicht einmal die Abgeordneten die Gesetze verstehen, die sie verabschieden, wie sollen dann wir die Machenschaften des Finanzmarktes während eines Vortragabends mit Herrn Kirchoff verstehen?

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http://weinheimblog.de/05/kolumne-professor-paul-kirchhof-und-die-insel-der-gluckseligen/3911.html/feed 0
Geprothmannt: Die Fischfutter-Affäre oder Butter bei die Fische http://weinheimblog.de/28/geprothmannt-die-fischfutter-affare-oder-butter-bei-die-fische/3728.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=geprothmannt-die-fischfutter-affare-oder-butter-bei-die-fische http://weinheimblog.de/28/geprothmannt-die-fischfutter-affare-oder-butter-bei-die-fische/3728.html#comments Mon, 28 Nov 2011 11:54:01 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=3728 Weinheim/Heddesheim/Berlin, 28. November 2011. Der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele (Bündnis90/Die Grünen) wirft uns vor, ungerechtfertigt seine “Privatsphäre” verletzt und falsche Angaben gemacht zu haben. Bundesweit heißt der Vorgang mittlerweile in den Medien “Fischfutter-Affäre” und meint doch nur ein reichlich absurdes Theater mit tatsächlich ernsten Folgen.

Von Hardy Prothmann

Ist jemand, der sich mit seiner Geschäftsvisitenkarte ausweist, privat? Hans-Christian Ströbele sieht sich dann als "privat", wenn ihm das in den Kram passt.

Der Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele hat mich als verantwortlichen Redakteur dieser Internet-Lokalzeitung am Freitag, den 25. November 2011, durch den (“berühmt-berüchtigen”) Rechtsanwalt Johannes Eisenberg abmahnen lassen.

Herr Ströbele hat mit seinem Anwalt einen “Streitwert” von 10.000 Euro festgelegt, der gleichzeitig die Höhe der “Vertragsstrafe” bei Wiederholung festlegt. Ich soll mich verpflichten, künftig diese Behauptung zu unterlassen:

Bundestagsmitglied Christian Ströbele (Grüne) zeigte 13-jährigen Heddesheimer an.

Diese Aussage ist nicht korrekt und ich wiederhole sie auch nicht.

Außerdem soll ich Anwaltskosten in Höhe von 775,64 Euro für ein zweiseitiges Schreiben zahlen. Herr Ströbele war “gnädig”. Er hätte auch 20.000 oder 50.000 oder 100.000 Euro oder eine Million als “Streitwert festlegen” können – dementsprechend berechnet sich die Anwaltsgebühr. Herr Ströbele meint, dass 10.000 Euro für diesen Satz ein “angemessener Wert” sind.

Der Anwalt Johannes Eisenberg hat mir gleichzeitig “ausdrücklich eine jedwede auch nur indirekte publizistische Nutzung verboten” – sprich: Die Abmahnung sollte diskret behandelt werden. Vermutlich aus Gründen der “Privatsphärenwahrung”.

Richtigstellung

Der inkriminierte Artikel selbst wurde nicht inhaltlich abgemahnt. Ausschließlich die Überschrift. Und diese war tatsächlich unverschuldet fehlerhaft. Herr Ströbele hat keinen Hinweis auf den Fehler gegeben, sondern nur abgemahnt. Ich habe erneut geprüft, den Fehler identifiziert und korrigiert. Die korrekte Überschrift lautet:

Ehefrau von Bundestagsmitglied Christian Ströbele (Grüne) zeigte 13-jährigen Heddesheimer an

Über meinen Berliner Anwalt Dominic Blim habe ich deshalb am Sonntag eine Unterlassungserklärung an den Anwalt von Herrn Ströbele übermitteln lassen.

Denn ich habe überhaupt kein Interesse, eine fehlerhafte Sache zu behaupten. Und ich habe noch weniger Interesse, mich mit dem Privatleben von Herrn Ströbele zu befassen. Ich darf sogar behaupten, dass ich einen gewissen – sicher keinen wohligen - Schauer bei dem Gedanken an das Privatleben des Herrn Ströbele  empfinden würde. Auch ohne “Unterlassungserklärungsabmahnung” kann ich Herrn Ströbele versichern, dass ich überhaupt kein Interesse an seinem Privatleben habe.

Vorsatz: Information der Öffentlichkeit

Hardy Prothmann: "Journalismus hat nicht die Aufgabe zu gefallen, sondern zu informieren. Punkt."

Als Journalist habe ich einzig und allein ein Interesse, die Öffentlichkeit zutreffend zu informieren und meine mir grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit auszuüben. Diesem Vorsatz bin ich unter strenger Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflicht nachgekommen. Ich habe umfangreich recherchiert und nach Einholung aller mir zur Verfügung stehenden Informationen die “abgemahnte” Schlagzeile formuliert.

Die Achtung von Privatsphären ist für mich nicht nur  eine Selbstverständlichkeit, ganz im Gegenteil bin ich unter Journalistenkollegen als kritischer Mahner bekannt. Denn viel zu oft beschädigen Journalisten durch schlechte Arbeit die gesamte Branche. Einerseits verteidige ich die Informationsfreiheit, andererseits kritisiere ich verfehlte Überschreitungen.

Ganz sicher passieren auch mir Fehler. War das ein Fehler? Ich wurde durch eine Informantin Anfang August auf den Vorfall aufmerksam gemacht, danach habe ich umfangreich recherchiert – im Bewusstsein, es mit einem “Prominenten” zu tun zu haben.

Dann habe ich das “Thema” liegen gelassen. Vor allem, um Informanten und Zeugen zu schützen und um die “Einordnung” reifen zu lassen. Es gab einen Vorfall, Streit, Stress, eine prominent-politische Persönlichkeit.

Aggressive “Promis”

Als verantwortungsbewusster Journalist weiß ich, dass je “prominenter” eine Person ist, umso mehr Vorsicht angebracht ist. Nicht, weil diese Personen mehr Rechte als “normale Leute” hätten – meist haben sie mehr Geld, bessere “Kontakte” und sind oft sehr aggressiv.

Weil ich verantwortlich arbeite, habe ich den Akteuren Zeit gelassen, sich zu beruhigen. Als ich die Recherche wieder aufgenommen hatte, entsprachen die neuen “Erkenntnisse” denen, die ich schon recherchiert hatte. Ich holte letztlich eine amtliche Auskunft ein, um die Bestätigung des Vorfalls zu prüfen.

Danach habe ich den Bericht geschrieben und veröffentlicht, der inhaltlich von Herrn Ströbele und seinem Anwalt auch nicht abgemahnt worden ist.

Kalkulierte Abmahnung

Ich habe im Sinne der journalistischen Sorgfaltspflicht Herrn Ströbele telefonisch und per email zu erreichen versucht. Herr Ströbele hat diesen Versuch einer Kontaktaufnahme mittlerweile indirekt über einen Zeitungsbericht bestätigt, und hatte demnach keine “Zeit” für eine Antwort auf meine Nachfrage.

Herr Ströbele hatte aber die Zeit, weil er keine Zeit hatte, seinen Anwalt Eisenberg zu beauftragen, mich abmahnen zu lassen. Keine Zeit also. Weder für eine Information, für eine “Klar”-Stellung, für eine Einigung. Genug Zeit aber, zu kalkulieren, dass ein Auftrag an den Anwalt die “Gegenseite” schlappe fast 800 Euro kostet. Und zu kalkulieren, dass, wenn das nicht erfolgreich ist, selbst die knapp 800 Euro zu bezahlen.

Herr Ströbele hat auch nicht umgehend gehandelt, obwohl er früh Kenntnis hatte. Der Artikel erschien am Dienstag. Die Abmahnung kam am Freitagvormittag mit einer 8-Stunden-Frist, um reagieren zu können. Auch eigene Rechtsanwälte sind freitags manchmal früh im Wochenende. Man könnte vermuten, dass das kalkuliert worden ist. Damit sage ich nicht, dass es das ist, ich sage nur, es könnte so sein.

“Klasse”-Fragen

Ganz ehrlich? “Soviel Zeit”, eben mal 800 Euro zu “riskieren”, möchten wohl viele Menschen gerne mal haben. Es gibt aber sehr viel mehr Menschen, die mit weniger als der Hälfte ihren Lebensunterhalt “bestreiten” müssen. Hans-Christian Ströbele gehört garantiert nicht zu dieser “Klasse”.

Freie Journalisten, denen Herr Ströbele ab und an und gerade vergangenen Samstag wieder mit irgendeinem Spruch von “Pressefreiheit” und so den “Rücken” stärkte, neigen manchmal noch dazu, sich wirklich reinzuhängen, zu recherchieren, nachzufragen, genau zu berichten.

Über die Bezahlung muss man nicht wirklich reden – es sind Hungerlöhne, die die meisten in diesem “Job” erhalten. Von Herrn Ströbele ist mir kein Zitat bekannt, mit dem er dies, als Förderer der “Pressefreiheit” mal angemahnt hätte. Ich kenne ihn seit ein paar Tagen nur als Abmahner mit saftigen Gebühren für “Star”-Anwälte.

Und daraus folgere ich, dass Herr Ströbele sich für so etwas in der Art hält, also einen Star. Ich meine jetzt nicht den Vogel, sondern eine prominente “Persönlichkeit” mit einem “Recht auf Privatsphäre”.

Wann ist wer privat?

Nur seltsam, wenn ein Privatmann sich vor Ort als MdB per Visitenkarte ausweist. Und den beteiligten Personen erst dadurch bewusst wird, mit wem sie es “zu tun haben”.

Es gibt Gerüchte, dass das auch Beamte vor Ort “beeindruckt” hat.

All das sind “kleine Geschichten” im Umfeld des Themas zur “Fischfutter-Affäre”, die im Umlauf sind. Manchmal werden “kleine Geschichten” ja auch “große Geschichten”, wie man unzweifelhaft gerade im Zusammenhang mit der Fischfutter-Affäre feststellen konnte.

Ich mache jetzt das, was ich als Reporter immer tue: Ich suche Geschichten, die man aufschreiben muss, weil sie wichtig für die öffentliche Meinung sind.

Aktuell recherchiere ich die Angaben einer prominenten Persönlichkeit, deren Wahrheitsgehalt zweifelhaft ist. Das ist harte Arbeit, vor allem, weil jede Fehlinformation durch andere den “eigenen Arsch kosten kann”.

Also gehe ich wie immer sorgfältig und systematisch vor.

“Gefällt” ist kein journalistisches Kriterium

Ich schütze dabei meine Informanten, halte mich aus Privatsphären raus (hat mir schon sehr oft Geschichten nicht möglich gemacht), gehe aber jedem Hinweis nach.

Und wenn die Story fertig ist, wird sie veröffentlicht.

Ganz egal, ob das jemandem “Prominenten” gefällt oder nicht.

Der Unterschied zwischen Herrn Ströbele und anderen “einflussreichen Persönlichkeiten” ist: Ich nutze Informationen, das Wort und die Meinungsfreiheit.

Andere nutzen Geld, Kontakte und Seilschaften und wenn das nicht taugt, einen “Promi”-Anwalt wie diesen Eisenhut oder wie immer der auch heißt.

Butter bei die Fische

Manchmal nutzt allerdings auch jemand seinen Verstand.

Doch das ist selten der Fall.

Trotzdem gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Für Journalisten gilt: Butter bei die Fische.

Also zur Sache kommen, Klartext reden, Fakten veröffentlichen.

Herr Ströbele kann sicher sein, dass es Butter an die Fische geben wird.

Link:
Auf Facebook hatsich Hans-Christian Ströbele am Sonntagabend zur Sache geäußert.

Der inkriminierte Artikel.

Dokumentation von Reaktionen

Spendenaufruf:

Sofern Sie uns unterstützen möchten, bitten wir um eine Spende, denn wir rechnen wegen des Rufs von Anwalt Eisenberg mit einem Verfahren und Kosten von bis zu 5.000 Euro in erster Instanz, sofern die Sache vor Gericht geht. Und mit einer Verdoppelung, sollte eine zweite Instanz nötig sein. Wir werden die eingegangenen Spenden ausschließlich für die Rechtskosten verwenden.

Wir werden fortlaufend über die Höhe der eingegangenen Spenden berichten. Die Namen der Spender behandeln wir anonym, auf Wunsch nennen wir sie auch. Geld, das nicht für dieses Verfahren benötigt wird, werden wir dem Verein “Journalisten helfen Journalisten” spenden, die vor allem Journalisten in Krisenregionen unterstützen. Dort wird selten abgemahnt, dafür vorzugsweise gefoltert und geschossen, um Berichterstatter (mund)tot zu machen.

Bankverbindung: Hardy Prothmann, comdirect Konto: 218213700, BLZ: 20041133

Den aktualisierten Spendenstand finden Sie im Artikel zur “Fischfutter-Affäre” Ströbele
Der Blogger Sascha Pallenberg hat mir großzügig die Bezahlung der Abmahngebühren in Höhe von 775 Euro angeboten, sofern dies nötig sein sollte.
Vielen Dank dafür!

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