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Guten Tag!
Rhein-Neckar, 10. Oktober 2011. Regelmäßig gehen Dinge kaputt. Manches kauft man gleich wieder neu, andere Dinge braucht man nicht wirklich. Wenn aber die Spülmaschine kaputt geht – ist umgehendes Handeln angesagt. Ein Haushalt ohne Spülmaschine geht gar nicht, meint Gabi.
Letzte Woche gab meine Geschirrspülmaschine den Geist auf – nach 15 Jahren, ihr sei-€™s vergönnt – sie hatte ein langes, bewegtes Leben.
„Oh, nein, du Arme“, hallte mir allerorts entgegen – in erster Linie von Frauen. Denn die Spülmaschine rangiert bei der Liste der Top Ten unter den Haushaltsgeräten, die dringend (!) notwendig sind, auf Platz 2, und zwar gleich nach der Waschmaschine. Der Verlust eines der Spitzenreitergeräte ist eine Katastrophe.
Vielleicht ist dieser Verlust deswegen so besonders schmerzhaft, weil er uns zurück katapultiert in unsere Kindheit und Jugend, wo Spülmaschinen in Privathaushalte noch Mangelware waren. Kaum jemand unter 35 Jahren weiß noch, wie es ist, mit der Hand Wäsche zu waschen, aber im Spülen und Abtrocknen sind wir erfahren.
„Was haben meine Geschwister und ich uns gestritten, wenn-€™ s ums Abtrocknen ging“, erzählt mir eine Freundin, und man merkt gleich, das sitzt tief in der Schublade der ungeliebten Erinnerungen.
Die guten alten Zeiten – eine Spül-Nostalgie
Und auch ich weiß von den sonntäglichen Mittagessen bei meiner Großmutter zu berichten – bei uns war das Wunderding schon eingezogen – wenn das Sonntagsessen mit Suppe, Braten und Nachtisch für mindestens sechs Personen im gemeinsamen Abwasch in der großelterlichen Küche endete.
Gemeinsam, und das waren meine Großmutter, meine Mutter und ich. Der Großvater und mein Vater hatten sich zum verdienten Mittagsschlaf zurückgezogen, die alten Tanten saßen auf dem Sofa und blätterten Zeitschriften und mein kleiner Bruder saß vorm Fernsehen und glotzte Kinderstunde. Von Emanzipation brauchen wir also gr nicht reden.
Natürlich habe ich es gehasst, aber – und das ist jetzt nicht nur eine verklärte Erinnerung – wir drei „Frauen“ lachten und schwatzen viel und es entstand ein Gemeinschaftsgefühl.
Deshalb rief ich am ersten Abend des Totalausfalls meine beiden Kinder und meinen Mann in die Küche zum Abtrocknen. Meine Kinder, die Abtrocknen nur aus Urlauben kennen, wenn die Ferienwohnung nicht feudal ausgestattet ist, ergaben sich ihrem Schicksal und die Stimmung bekam sogar eine gewisse Leichtigkeit – wir lachten und schwatzten. Zumindest an diesem Abend.
Reparatur contra Neuanschaffung
In den nächsten Tagen – wir diskutierten noch über Reparatur contra Neuanschaffung – verschlechterte sich die Stimmung rapide. „Ich hab-€™ doch erst gestern“ und „warum immer ich“ war die prompte Antwort sobald ich meinen Lieben ein Geschirrtuch in die Hand drücken wollte
Und auch mein Göttergatte, der zunächst die Haltung vertrat, das ist doch kein Beinbruch, wie viele Menschen haben keine Spülmaschine und überhaupt in Afrika -€¦ und dementsprechend die ersten Tage wie ein Weltmeister abspülte (aber nicht abtrocknete, so dass sich in der Küche das zwar saubere, aber nicht trockene Geschirr stapelte), schwächelte spätestens am vierten Tag.
Am fünften Tag nach dem Küchengau beschloss ich, jetzt reicht-€™s, ein neuer Geschirrspüler muss her. Frei nach dem Motto „ich bin doch nicht blöd“ suchte ich den naheliegenden Elektrohandel auf und ließ mich beraten. Dort versicherte man mir – wen wundert-€™s – dass man nach 15 Jahren bestimmt nicht mehr über eine Reparatur nachdenken sollte – ich hab-€™s ja gleich gewusst – und dass durch die Einsparung bei Strom und Wasser die Neuanschaffung quasi nahezu kostenlos sei. Denn immerhin hätte meine alte Spülmaschine so rund 30 Liter und die neue würde nur noch 7 Liter pro Spülgang brauchen.
Vollintegriert oder Edelstahl? Newcomer oder bewährte Marke?
Ehrlich, ich hab-€™s dem Herrn Verkäufer auch nicht schwer gemacht, mich von einem Neukauf zu überzeugen. Mit der Modell- und Designauswahl tat ich mich deutlich schwerer: Vollintegriert oder mit Edelstahlfront. Besonders das Design eines schwedischen Newcomers hatte es mir angetan. Aber auch hier erwies sich der Verkäufer als sehr kompetent (oder geschäftstüchtig) und klärte mich über Vor- und vor allem über Nachteile auf.
“Hier handelt es sich um ein Einsteigermodell, also nichts für eine Familie mit Kindern. Die Maschine ist spätestens nach fünf bis sieben Jahren fertig. Aber es ist natürliche ihre Entscheidung.” Das bewährte (und teuerere) Modell eines deutschen Herstellers pries er in höchsten Tönen und überzeugte mich. “Da haben sie eine ausgezeichnete Wahl getroffen”, lobte er mich.
Letztlich unterschrieb ich glücklich meinen Kaufvertrag und als Sahnehäubchen bestellte ich gleich den Montageservice dazu, inklusive Mitnahme des Altgeräts. Wohl wissend, dass mein Göttergatte wahrscheinlich sagen würde, „aber Schatz, das hätten wir uns doch sparen können, eine Spülmaschine habe ich schnell eingebaut und das Altgerät kann zum Elektro-Schrott“.
Aber die harte Realität sieht ja bekanntlich anders aus, so kann ein Geschirrspüleinbau auch in einem handfesten Krach enden und die Altmaschine gammelt monatelang im Keller vor sich hin.
In drei Tagen ist es jetzt soweit, und mein schickes Edelstahlschnuckelchen zieht hier – inklusive minimalem Strom- und Wasserverbrauch – ein.
Seit dies meine Lieben wissen, habe ich die komplette Spülfunktion übernommen und denke nostalgisch zurück an den einen Abend, als wir uns lachend und schwatzend den Abwasch geteilt haben.
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