Sonntag, 27. November 2011 (22:31 Uhr)

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Gedenken an die Pogromnacht – “Die Generation der Zeitzeugen gehe zu Ende.”

Gedenken zum 73. Jahrestag der Pogromnacht am Weihnheimer Mahnmal.

Weinheim, 11. November 2011. (red/pm) Weinheim gedachte mit einer Lesung der Pogromnacht am 9. November 1938. Gut 60 Zuhörer hatten sich im Sitzungszimmer im Weinheimer Rathaus eingefunden. In seiner Ansprache sagte Oberbürgermeister Heiner Bernhard: „Antisemitismus ist immer noch eine Gefahr“.

„Eigentlich will Lene nur in Frieden und Freiheit leben – so wie die Eidechsen im sonnenwarmen Gras des Weinheimer Burgberges. Und doch muss sie nun immer deutlicher erkennen, dass sie und ihre jüdische Familie plötzlich unerwünscht und nahezu ohne alle Rechte sind.“ So steht es in dem Buch „Lene – Damit man mich nicht sieht“, das die Wiener Journalistin Ingrid Brand in den zwei Jahren geschrieben hat, in denen sie in Weinheim wohnte. Die Geschichte, fiktiv aber realistisch, eines jüdischen Mädchens, das in Weinheim und Mannheim den Holocaust überlebt hat, stand jetzt im Mittelpunkt der Weinheimer Gedenkstunde an die Pogromnacht des 9. November 1938. Weiterlesen…

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Im Fokus Westafrika


Guten Tag!

Weinheim, 11. Oktober 2011. (red/pm) “Im Fokus Westafrika” – eine Veranstaltungsreihe der VHS Badische Bergstraße über die Winterzeit – Beginn für einen interkulturellen Gesprächskreis.

Information der Stadt Weinheim:

“Integration und interkulturelle Verständigung – das ist seit jeher ein besonderes Anliegen der Volkshochschule Badische Bergstraße mit Sitz in Weinheim. Jetzt widmet die VHS in den nächsten Wochen eine komplette Veranstaltungsreihe dem Westen Afrikas. Gleichzeitig soll die Afrika-Reihe „Im Fokus Westafrika“, die von Oktober bis Februar geht, der Startschuss für einen neuen interkulturellen Gesprächskreis unter dem Dach der Volkshochschule sein. „Der Mensch ist die beste Medizin des Menschen“, so lautet das Motto in Anlehnung an eine alte Weisheit aus Nigeria.

So begibt sich die VHS Badische Bergstraße mit den Besuchern über die kalte Jahreszeit hinweg auf eine spannende Entdeckungsreise und wirft einen Blick auf die kulturelle Vielfältigkeit des afrikanischen Kontinents.

„Der beste afrikanische Autor Deutschlands“, so sagt man über André Ekama – er liest am Donnerstag, 13. Oktober um 19.30 Uhr aus seinen Werken. Der Diplom-Mathematiker und Betriebswirt, der in der Region lebt, berichtet an diesem Abend von seinem Leben in Afrika und seinen Eindrücken von Deutschland.

Ein einfaches Mittel der Völkerverständigung ist das Essen. Wer sich für afrikanische Küche interessiert, der kann am Samstag, 14. Oktober mit Ruth Matsinhe-Ruf Hähnchen in Mangosoße kochen. Der nächste Kochabend folgt dann am Samstag, 18. November. Dann wandern Fisch und Garnelen aus Mosambik in den Kochtopf. Die Kochkurse findet in der Albert-Schweitzer-Schule statt.

Ausstellung: "Fazination Wasser". Kinderbilder aus Ghana.

Wasser als faszinierendes Element und notwendiges Gut zeigt die Ausstellung „Faszination Wasser“, die am Sonntag, 16. Oktober, um 16 Uhr im Saal der Volkshochschule eröffnet wird. In Kooperation mit der VHS Badische Bergstraße und dem Verein „Kofi und Amma“ brachten Schüler der Grundschule Lützelsachsen und der Missionschool Akorlikope Mawuko in Ghana ihre Ideen zu Papier.

Die Ausstellungseröffnung wird musikalisch von einer Trommelgruppe der Pestalozzischule untermalt. Der Verein „Kofi und Amma“ hat in Kooperation mit der Volkshochschule im Mai schon zum fünften Mal ein solches Malprojekt angeboten. Dieses Mal stand das Thema „Wasser“ in all seinen Formen im Mittelpunkt . Es sind spannende Bilder geworden, die bis etwa 15. Dezember in der Volkshochschule ausgestellt bleiben.

Die nächste Veranstaltung ist dann am Donnerstag, 27. Oktober. Anne Herion absolvierte in Benin, einem der 15 ärmsten Länder der Welt, ihr freiwilliges soziales Jahr. Sie gibt ihre Eindrücke über Land und Leute um 19.30 Uhr, wieder. Die VHS plant eine Studienreise nach Namibia und als Einführung zeigt der Geograph, Harald Borger, am 28. Oktober um 19.30 Uhr Bilder des Landes und seiner reichen Natur.

Ibrahima Ndiaye.

Dann kommt der Donnerstag, 1. Dezember, der zum Auftakt eines interkulturellen Gesprächkreises werden soll. Ibrahima Ndiaye berichtet um 14 Uhr, über seine ersten Erfahrungen in Deutschland. Der studierte Germanist ist in Deutschland eine Gallionsfigur gelungener Integration, unter anderem fungierte er unter seinem Künstlernamen Ibo als einer von zwei Moderatoren des Integrationskongresses „Bildung“ des saarländischen Ministeriums für Bildung, Familie, Frauen und Kultur.

Dem Frühwerk des senegalesischen Autors und Filmemachers Ousmane Sembene, widmet sich dann der Abend des Freitag, 25. November, 19.30 Uhr. Der 2007 verstorbene Schriftsteller und Autodidakt beeindruckte vor allem durch die unvergesslichen Frauengestalten in seinen Filmwerken.

Den Auftakt im euen Jahr macht der Biotechnologe, Eric Nyamsi. Er gibt am Donnerstag, 12. Januar um 19.30 Uhr einen Einblick in die Waldökologie und die Folgen des Raubbaus und der Regenwaldzerstörung in Kamerun.

Die beiden Weinheimer Ärzte Dr. Elke König und Dr. Werner Schaupp gingen 2010 und erst jetzt wieder nach Ghana, um medizinische Hilfe zu leisten und junge einheimische Ärzte auszubilden. Sie berichten am Donnerstag, 19. Januar, um 19.30 Uhr von ihren Erlebnissen und Erfahrungen.

Wie erfolgreich Schulprojekte in Bukina Faso, dem fünftärmsten Land der Welt, sind und was Andrea Kirchmann dabei erlebt hat, berichtet sie am Donnerstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr.

Almut Seiler-Dietrich beendet am 7. Februar 2012 um 19.30 Uhr den VHS-Fokus „Westafrika“. Die Oberstudienrätin und Publizistin führt dabei in die Literaturen Schwarzafrikas ein und erläutert dabei die Rolle der Frau im Senegal.”

Info: Volkshochschule Badische Bergstraße, Luisenstraße 1, 69469 Weinheim. www.vhs-bb.de, Kontakt: 06201 / 9963 0 oder unter der Mailadresse [email protected].

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Geprothmannt: Sie wollen Klartext reden? Kein Problem! Wie Thilo Sarrazin das Dumme in manchen Deutschen reaktioniert


Mannheim/Rhein-Neckar, 04. Juli 2011. (red) Die Wirtschaftsjunioren in der Metropolregion wollten unbedingt an Thilo Sarrazin als Redner festhalten. Angeblich, weil es Ihnen um einen “offenen Meinungsaustausch” geht. Diesen Meinungsaustausch können die verantwortlichen Personen haben – mit einem “Klartext”. Einem offenen Brief an Thomas Steckenborn, Vorstand der Cema AG, an die Wirtschaftsjunioren in der Region Rhein-Neckar und an die Industrie- und Handelskammern.

Von Hardy Prothmann

Sehr geehrter Herr Steckenborn,
sehr geehrte Wirtschaftsjunioren,
sehr geehrte Mitglieder der Industrie- und Handelskammern,

ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief, weil ich davon überzeugt bin, dass Sie einen großen Fehler gemacht haben, der das Ansehen Ihrer Personen, das Ansehen Ihrer Unternehmen und das Ansehen Deutschlands enorm beschädigt hat.

Analytisch betrachtet, haben Sie sich blenden lassen. Sie vermuten, dass der Autor des Buchs “Deutschland schafft sich ab”, Thilo Sarrazin, einen “latenten Diskussionsbedarf aufgegriffen und thematisiert hat”. Zumindest schreiben Sie das in Ihrer Pressemitteilung.

Sie vermuten das, weil sich das Buch des Herrn Sarrazin bislang 1,3 Millionen Mal verkauft hat. Sie schreiben: “Wenn wir Herrn Dr. Sarrazin und seine Gedanken ignorieren würden, dann würden wir einem, wie die Verkaufszahlen seines Buches zeigen, großen gesellschaftlichen Thema nicht gerecht“, erklärt Michael Sittek, Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen dazu.”

Denkfehler führen zu falschen Schlüssen

Sie erliegen leider einem eklatanten, mehrfachen Denkfehler, weil Sie, wie viele “Wirtschaftsmenschen” zu eindimensional denken.

Ihr Denkfehler ist einer der Ausbildung. Ethik gehört nicht zu den Standardfächern der BWL, VWL oder Ingenieurswissenschaften. Und Sie bewegen sich nur zum Teil auf einem Produktmarkt (Buch) – der größere Teil ist der Meinungsmarkt (Inhalt).

Wie viele Kinder haben wohl diese Unternehmerdeutschen gezeugt? 1,3 im Durschnitt?

Sie fragen, „wie es um unsere Diskussionskultur und Demokratie steht, wenn Zensur gewünscht ist“? Auch hier verstehen Sie etwas falsch. Artikel 5 Grundgesetz sagt: „Eine Zensur findet nicht statt.“ Damit ist staatliche Zensur gemeint und Herr Sarrazin ist von keiner Behörde zensiert worden. Ganz im Gegenteil haben sich von der linken taz bis hin zur konservativen FAZ alle wesentlichen Medien mit seinen Thesen beschäftigt. Das Ergebnis ist eindeutig vernichtend.

Das Grundgesetz garantiert, dass Menschen ihre Meinung frei äußern können. Auch hier ist Ihre Auffassungsgabe beschränkt. Sie machen daraus die Selbstverpflichtung, rassistische Meinungen zu befördern. Angeblich, um sich einer gesellschaftlich notwendigen Debatte zu stellen. Dabei haben Sie ausnahmsweise gar nicht mal so unrecht: Viele Deutsche haben latent rassistische Einstellungen.

Sie können so viel über falsche Zusammenhänge und falsche Tatsachenbehauptungen diskutieren wie Sie wollen – die Falschheiten werden dadurch nicht richtiger.

Sie rufen zu Kritik und Diskussion auf. Haben Sie die Begriffe in ihrer Bedeutung verstanden. Obwohl Sie angeblich dazu eingeladen, fand dies nicht statt. Herr Sarrazin konnte lang und breit seine kruden Thesen und langweiligen Alltagsanekdoten ausbreiten, ohne sich einer Kritik und Diskussion stellen zu müssen. Dafür hätte es eines Podiums bedurft. Einen jungen Mann, der sich kritisch äußerte, haben Sie durch Ordner aus dem Saal entfernen lassen.

Faszinierender Erfolg?

Sie sind fasziniert vom “Erfolg” des Buches. Erfolg ist in Ihren Augen Masse, ist Absatz, ist Umsatz.

Doch wie verhält sich das im „Buchmarkt“? Gelten hier die gleichen Gesetze wie für Katzenfutter?

Warum sollte auch nur einer der rund 400 Gäste im Rosengarten den Vortrag besuchen, in dem Herr Sarrazin die “Kernthesen” des Buches vorstellte, wenn man das Buch schon gelesen hat? Wäre das nicht Zeitverschwendung? Oder erhofft man sich neue “Erkenntnisse”, weil man das Buch irgendwie nicht verstanden hat?

Oder wurde das Buch am Ende nur von wenigen und nicht von vielen gelesen? Herr Sarrazin beschwert sich, dass kaum einer seiner Kritiker das Buch gelesen habe. Wie kommt er auf die Idee, dass die Käufer dies getan haben?

Pseudowissenschaftlicher Erfolgsautor: Thilo Sarrazin.

Das Fetisch-Prinzip

Vielleicht erweitert diese Information Ihren Horizont. Sie wissen sicher nicht, dass die Bücher der Literaturnobelpreisträger mit zu den gut bis sehr gut verkauften, aber am wenigsten gelesenen gehören. Man kauft sich diese Bücher, um sie wie einen Fetisch ins Regal zu stellen: „Seht her, was ich für Literatur lese.“ Oder man verschenkt sie an Leute, die auch Regale haben. Dieses Schicksal teilen diese Autoren mit den Menschen, die an der Bibel mitgeschrieben haben.

Ganz anders Heinz G. Konsalik. Der Autor (Der Arzt von Leningrad) ist einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Schriftsteller mit einer Gesamtauflage von 80 Millionen Büchern. Niemand ist je auf die Idee gekommen, ihm dafür den Nobel-Preis zu verleihen oder ihn in literarische Diskussionsrunden einzuladen. Der Gattungsbegriff für seine Bücher ist der Roman. Die Untergattung Trivialliteratur.

Auch er hat vor allem in den Nachkriegsjahren ein „großes gesellschaftliches Thema getroffen“: Die Sinnlosigkeit des Krieges.

Joanne K. Rowling hat von ihren “Zauber-Büchern” (Harry Potter) insgesamt mehr als 400 Millionen Exemplare verkauft. Auch sie trifft ein „großes gesellschaftliches Thema“ – in eine Welt der Fantasie und Zauberer, in den Kampf von Gut gegen Böse abtauchen zu wollen, aus der realen, anstrengenden Welt in eine der Fantasie. Man kann dem Alltag entfliehen.

Es ist ein Jugendbuch, das von vielen Erwachsene gelesen worden ist – das kann man aus der Auflage schließen. Sie wissen schon: Statistik. Wie viele Kinder gibt es im Alter zwischen 10 und 14 Jahren? Bei weitem nicht so viele, um diese Auflagen zu erreichen.

Sie als Wirtschaftsjunioren haben mit solchen Büchern vermutlich nicht viel zu tun. Sie stehen auf “Sachbücher”. Sie haben mit Aufträgen, mit Kostenrechnung, mit Gesetzeslagen, mit Normen mit all der Bürokratie zu tun, die Ihnen das Leben schwer macht. Auch dazu gibt es viele Bücher.

Und jetzt dieses “Sachbuch” von Herrn Sarrazin, der sich ebenfalls als Zauberlehring betätigt: Er mixt Psycholgie, Neurobiologie, Gentechnik, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften zu einem Gifttrank. Er will niemanden aus dem Alltag entführen, sondern er will vergiften.

Neue Dolchstoßlegende

Auch Herr Sarrazin bedient Sehnsüchte. Auch bei ihm geht es um den Kampf zwischen “Gut und Böse”. Zwischen den Intelligenten und den Dummen, zwischen denen, die aussterben und denen, die sich ungezügelt vermehren und die Intelligenten bedrohen.

Der Erfolg seines Buches zeigt, dass er ein Bedürfnis befriedigt, das viele Deutsche in sich tragen. Das Ressentiment gegenüber anderen. Eine tief sitzende, latente Fremdenfeindlichkeit. Die Lust an der Diffamierung. Die Neid-Neurose.

Kann ein Herr Steckenborn seine Probleme, Fachkräfte zu finden, mit den Sarrazinschen Thesen lösen?

Im Kern schafft er eine neue Dolchstoßlegende. Wenn es den Deutschen „schlecht geht“, muss irgendjemand anderes daran schuld sein.

In Ihrer Pressemitteilung schreiben Sie, Herr Steckenborn, die Veranstaltung sei „korrekt und mutig“. Merken Sie etwas?

So fühlen Sie sich. Mutig und korrekt. Und wenn Sie “mutig und korrekt” sind, was sind dann die anderen?

Sie strampeln, sie mühen sich ab und es geht nicht voran.

Mit all den Instanzen von der Kapitalbeschaffung über die politischen Kontakte, die Wissenschaft, diese verkorksten Gesetzte, diese Arbeitsvorschriften, Normen, Kontrollen – es ist zum Wahnsinnig werden.

Und dann lesen Sie über einen, der sagt, was angeblich falsch ist und wer angeblich schuld hat. Und egal, was der sagt, der hat recht, denn es läuft so viel falsch.

Weil die Deutschen nicht daran schuld sein können, muss es eben jemand anderes sein.

Mit dieser Rhetorik hat jeder Populist schon immer genau das Dumme in den Deutschen getroffen.

Kinder oder Leistung?

Und Ihnen geht das Messer im Sack auf, wenn sie daran denken, wie viele Leute es gibt, die „Kinder produzieren“ und dafür „Unterstützung“ erhalten, während die Leute mangels Zeit oder wegen zu viel Stress oder Karriere nicht in der Lage sind, Kinder zu machen, geschweige denn, sich um sie zu kümmern.

Und zwar so, wie man sich das vorstellt, mit glücklicher Miracoli-Familie:”Hm, ist das lecker”, Lachen, Freude, Beisammensein, Erfüllung. Das alles in schmeichelweißes Licht getaucht, die Frau liebevoll, der Mann trainiert, die (1,3) Kinder liebreizend glücklich, gerne darf es auch etwas Rasen geben, ein Teich, mindestens einen Audi, gerne auch einen X5, wobei der Trend bei Unternehmer-Prolls eindeutig zu AMG-Mercedes-Modellen geht. Ein Golden Retriever passt immer gut ins Bild.

Wenn der Unsinn grassiert, wird es Zeit, “Tacheles” zu reden. Zurück zu den “Fakten”. Und die sind hart. Die bildungsfernen Türken und die Araber produzieren zu viele “Kopftuchmädchen”. Zocken alle die ab, die “Gas geben”, die Deutschland voranbringen wollen.

Deutsches Unternehmertum

Kein Wort über Unternehmer, die ins Ausland abhauen, weil sie die Bürokratie in Deutschland nicht mehr ertragen. Kein Wort über deutsche, “geachtete” Unternehmen, die sich längst aus jeder sozialen Verantwortung verabschiedet haben und billiger im Ausland produzieren lassen – zu teils menschenunwürdigen Bedingungen für die dortigen Arbeiter. Ohne jeden Skrupel. Kein Wort über beispielsweise den „Saubermann“-Konzern Siemens, der mit arabischen und anderen Geschäftemachern ein ausdifferenziertes “Schmiergeldsystem” perfektioniert hat.

Dafür aber viele Statistiken, die “eindeutige Fakten” versprechen – von einem Mann, der sich anmaßt, multiple Wissenschaften zu verstehen. Und jeder, der ihm beipflichtet, ist mindestens ebenso “schlau” und hätte eigentlich auch 1,3 Millionen Mal für seine Ansichten verkauft werden können. (Sie erinnern sich – das Nobel-Preisträger-Buch-im-Regal-Prinzip.)

Ist die griechische Staatspleite auch auf muslimische, integrationsunfähige Einwanderer zurückzuführen? Gilt das auch für Spanien, Portugal, Irland? Oder die USA?

Leimgänger

Herr Steckenborn, Sie sind, wie viele andere auch, ein Leimgänger? Ihr täglicher Frust braucht ein Ventil. Das ist verständlich. Aber es ist fatal, wenn sich die Leistungselite, oder die, die sich dafür hält, nicht den Stärkeren, sondern den “Abschaum” als Vergleichsbasis sucht. Wie „mutig und korrekt“ ist das?

Ist Ihnen das eigentlich klar? Ist Ihnen klar, dass Sie sich, wenn Sie Sarrazin folgen, nicht mehr an eigener Leistung, sondern an der Abgrenzung zur “Nicht-Leistung” orientieren? Ist Ihr Selbstbewusstsein schon derart verformt?

Diskussionswilliger "Störer" wird entfernt.

“Die Veranstaltung „Klartext der Wirtschaftjunioren der Metropolregion“ will gerade in solch umstrittenen Zusammenhängen als Diskussionsplattform und nicht als Forum der Stimmungsmache oder der Agitation verstanden werden”, lassen Sie in der “Pressemitteilung” schreiben.

Als erfahrener Journalist lese ich das Gegenteil heraus. Ihren Frust. Ihre Verzweiflung. Ganz klar wollen Sie Stimmung machen. Und das kann ich sogar verstehen. Es geht Ihnen schlecht – Sie müssen “Umsatzziele” korrigieren, weil Sie keine “Fachleute” finden.

Glauben Sie ihm Ernst, dass Ihre unternehmerische Notlage durch die kruden Thesen eines Thilo Sarrazin erklärt werden könnte? Oder Sie durch die Auseinandersetzung mit dessen Thesen einen Schritt vorankommen?

Die ostasiatische Endlösung

Wenn Sie logisch denken, ist Ihr Gebrauch der Begriffe „Toleranz und Respekt“ reichlich absurd. Herr Sarrazin toleriert keine Muslime und er hat keinen Respekt vor ihnen. Und er unterstellt ihnen, dass sie weder genetisch noch kulturell in der Lage sind, sich in unsere deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Indem Sie sich damit gemein machen, teilen Sie diese Haltung und müssen verstehen, dass Sie unter den Muslimen keine der so dringend benötigten Fachkräfte bekommen werden. Denn das ist die Aussage von Herrn Sarrazin.

Hardy Prothmann: "Ein Fehler ist vor allem dann fatal, wenn er wiederholt wird."

Nur Ostasiaten könnten Ihre Probleme lösen. Die sind, laut Sarrazin, klug und fleißig. Leider so klug, dass sie nach und nach die Macht übernehmen werden. Sagt Herr Sarrazin am Beispiel USA. Das nur als Hinweis, wie viel „deutsche Gesellschaft“ es dann noch in einigen Jahrzehnten geben wird.

Wenn die Wirtschaftsjunioren all das glauben, sollten sie den ersten “Lösungsvorschlag” von Herr Sarrazin sofort befolgen und mit einer intelligenten deutschen Frau zur Zeugung schreiten. Die Zeit drängt. Denn, wer heute ein Kind zeugt, kann erst in 25 Jahren für rund 15 Jahre die “Höchstleistung ernten”. Denn Herr Sarrazin hat eindeutig erklärt, dass es danach mit den „Intelligenz“-Leistungen bergab geht. Denn laut Sarrazin verdummt Deutschland auch mit den Alten.

Man sollte nicht schwul werden, was Herr Sarrazin ja auch als Gefahr angebracht hat, sondern es lieber auf die “arabische” Art tun, also mit möglichst vielen Frauen viele Kinder machen.

Vielleicht habe ich mit meinem offenen Brief einen kleinen Erfolg. Ganz sicher kann ich nicht erwarten, dass Sie oder andere eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben.

Aber vielleicht trägt dieser Brief dazu bei, dass Sie diesen Fehler nicht wiederholen. Das wäre, so meine ganz persönliche Meinung, ein bescheidener Gewinn.

Dokumentation:
Die Pressemitteilung der Wirtschaftsjunioren als PDF.

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“Der interreligiöse Dialog beginnt”


Weinheim, 10. Juni 2011. (red/pm) Neuer Arbeitskreis besuchte die Weinheimer Moschee. Auf Einladung des früheren Mannheimer Ausländerbeauftragten Helmut Schmitt und Ute Schleh vom Weinheimer Amt für Jugend und Soziales gab es jetzt das erste Treffen des „Interreligiösen Dialogs“. Weinheimer Mevlana-Moschee bildet Dialog-Beauftragten aus.

Information der Stadt Weinheim:

Besuch in der Weinheimer Mevlana-Moschee.

 

“Es gab Tee und Gebäck, aber auch gleich sehr intensive Gespräche. So wie man sich einen Arbeitskreis eben vorstellt, der sich Dialog nennt. Auf Einladung des früheren Mannheimer Ausländerbeauftragten Helmut Schmitt und Ute Schleh vom Weinheimer Amt für Jugend und Soziales gab es jetzt das erste Treffen des „Interreligiösen Dialogs“. Darin treffen sich Weinheimerinnen und Weinheimer, die sich im letzten Herbst bei der Bürgerversammlung zur Beilegung des Minarett-Konflktes bereiterklärt haben, den Dialog zwischen dem Moscheeverein und den Anwohnern der Moschee in der Nordstadt verbessern zu helfen, sowie die Mitglieder der im letzten Sommer eingesetzten so genannten „Minarett-Kommission“. Auch Alexandra Raquet, die kommunale Beauftragte für Chancengleichheit, gehört zu den Gründerinnen des Arbeitskreises.

Jene Kommission, zu denen auch Vertreter der Moschee-Gemeinde gehörten, wünschte sich in einer Resolution einen solchen „Interreligiösen Dialog“ als Nachfolge. Das erste Treffen stand unter dem Motto “Kennenlernen”. Dabei geht es um das gegenseitige Kennenlernen, aber auch die Beschäftigung mit der islamischen Religion, die in der Nordstadt gewissermaßen vor der Haustür der Nachbarn ausgeübt wird. Deshalb boten die Gastgeber dem „Dialog“ eine besondere Führung durch die Mevlana Moschee, nachdem Mehmet Mert und Mustafa Özkan die Gäste begrüßt hatten.

Ute Schleh, die im Amt für Jugend und Soziales das Thema Integration betreut, betonte, dass sie bei verschiedenen Projekten und Kooperationen der letzten Zeit eine Integrationsbereitschaft des Moscheevereins gespürt habe. Unter anderem begleitet sie ein „Moscheeprojekt“ mit der Weinheimer Polizei, Integration Central und dem Stadtjugendring.

In Schautafeln im Eingangsbereich der Moschee sind Projekte und Veranstaltungen der letzten Jahre dargestellt. Der Integrationsprozess sei in Weinheim auf einem guten Wege. „Dass hier so viel passiert, muss aber von der Moschee noch deutlicher nach außen getragen werden, es ist zu wenig bekannt“, erklärte sie.
Womit sie Zustimmung bei Fatih Sahan und seiner Frau Derya Sahan fand. Fatih Sahan ist Diplom-Theologe und Dialogbeauftragter des islamischen Glaubensverbandes DITIB in Baden, seine Frau Derya ist Islamwissenschaftlerin und hat sich landesweit einen Ruf als Integrationsexpertin erworben. Sie leitete die Führung durch die Weinheimer Moschee, erklärte die religiösen Bräuche und zeigte auch Parallelen zu anderen Religionen auf. Sie berichtete auch von Entwicklungen im DITIB-Landesverband, bei denen immer mehr Dialogbeauftragte an den Moscheen vor Ort ausgebildet werden, um die Einbettung des islamischen Gotteshauses in das Umfeld zu fördern. Auch für die Weinheimer Mevlana-Moschee und die Nordstadt soll es in Zukunft einen solchen Beauftragten geben.

Helmut Schmitt und Ute Schleh werteten das erste Treffen des „Interreligiösen Dialogs“ als einen gelungenen Auftakt und einen weiteren Baustein der Integrationsarbeit in Weinheim. Schmitt betonte auch, dass der Arbeitskreis für weitere Mitglieder, die sich in den Dialog einbringen wollen, offen steht. Geplant sind monatliche Termine.

Das nächste Treffen findet am Donnerstag, 30. Juni, 17 Uhr, wieder in der Moschee statt. Wer Interesse hat, kann sich beim Amt für Jugend und Soziales mit Ute Schleh, Telefon 06201-82 376, Mail [email protected], in Verbindung setzen.”

Einen schönen Tag wünscht
Das weinheimblog

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Nix hören, nix sehen, nix sagen – Die SPD vor Ort macht die drei Affen


Guten Tag

Heddesheim/Hirschberg/Ladenburg/Weinheim/Viernheim/Rhein-Neckar, 03. Mai 2011. Wir haben verschiedene SPD-Ortsverbände, den Kreisverband und den Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck um Stellungnahmen zur Debatte um den Parteiausschluss von Thilo Sarrazin gebeten. Die Antworten sind ernüchternd. Niemand hat geantwortet. Auch das ist eine Antwort. Nämlich die einer angeblichen Volkspartei, für die innerparteiliche Demokratie, Meinungsfreiheit, Integration und sozialdemokratisches Gedankengut offenbar keinerlei Wertgefühl mehr hat. Oder zumindest keins, das man öffentlich äußern kann, möchte, sollte.

Von Hardy Prothmann

Hardy Prothmann ist fassungslos. Was ist aus der SPD geworden?

Während überall in Deutschland Thilo Sarrazin “Thema” ist, scheint das nicht für unseren Raum zu gelten. Der Spiegel nannte ihn wegen seiner umstrittenen Thesen zur “Integrationsdebatte” einen “Spalter der Nation”. Die Wogen schlugen sehr hoch, es wurde ein Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin beantragt und beerdigt. Thilo Sarrazin bleibt in der Partei.

Doch was denkt die Basis? Was denken die “einfachen Parteimitglieder”? Die, die die Arbeit vor Ort machen? Für ihre Partei werben, Plakate aufhängen, Veranstaltungen organisieren, die Partei “zum Kennenlernen und Anfassen” sind?

Erschütternde Haltungsfragen.

Welche Haltung haben SPD-Ortsverveine, der Kreisverband Rhein-Neckar, der Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck zum Thema Integration und zu den sozialdarwinistischen Thesen eines Top-Beamten, der Türken und anderen Ausländern per “Genpool” Intelligenz und die Fähigkeit zur Integration abspricht?

Die Antwort ist erschüttend. Sie haben genau keine Meinung.

Vielleicht haben Sie eine. Aber sie äußern sie nicht.

Unsere Umfrage stellt legitime Fragen. Einfache Fragen. Naheliegende Fragen. Doch keiner der SPD-Ortsvereine antwortet. Auch nicht der Kreisverband. Auch nicht der Abgeordnete Gerhard Kleinböck.

In Artikel 21 Absatz 1 des Grundgesetzes steht:

„Die Parteien wirken an der Bildung des politischen Willens des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.“

Hier steht nicht: “Der Bundesverband entscheidet, was die Mitglieder zu denken haben.” Wenn dem so wäre, müsste die SPD sofort als verfassungsfeindlich verboten werden.

Paragraf 2 Absatz 1 des deutschen Parteiengesetzes definiert Parteien:

„Parteien sind Vereinigungen von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung Einfluss nehmen und an der Vertretung des Volkes im Deutschen Bundestag oder einem Landtag mitwirken wollen, wenn sie nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse, insbesondere nach Umfang und Festigkeit ihrer Organisation, nach der Zahl ihrer Mitglieder und nach ihrem Hervortreten in der Öffentlichkeit eine ausreichende Gewähr für die Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bieten. Mitglieder einer Partei können nur natürliche Personen sein.“

Also Vertretung des Volkes, politische Willensbildung, Einfluss nehmen, Ernsthaftigkeit der Zielsetzung. Kann es wirklich sein, dass mehrere Ortsverbände, ein übergeordneter Verband und ein Landtagsabgeordneter beschließen, auf eine journalistische Anfrage zu einem Top-Thema, das die ganze Republik bewegt, genau nichts sagen?

Lokale SPD: Genau nichts. Genau keine Meinung.

Es kann nicht nur sein. Es ist so. Wir haben über unsere Leserinnen und Leser “gute Kontakte” in die Partei und wissen, dass sich die angesprochenen Personen ausgetauscht und beschlossen haben, unsere Fragen einfach zu ignorieren.

Keine der angesprochenen Personen innerhalb der SPD ist verpflichtet, eine Antwort zu geben. Aber kann sich die “Volkspartei” das wirklich leisten? Ist es vorstellbar, dass ein so wichtiges Thema wie das der Integration und Fragen dazu, einfach ignoriert wird?

Glauben die verantwortlichen Personen tatsächlich, dass niemand “mitkriegt”, dass sie gefragt werden und genau zu keiner Äußerung bereit sind?

Ist diesen verantwortlichen Personen bewusst, dass die SPD rasant Mitglieder verliert? Kennen sie die “Berliner Erklärung zur Beendigung des Parteiordnungsverfahrens gegen Dr. Thilo Sarrazin”:

Viele Menschen in Berlin, in der gesamten Bundesrepublik und auch im Ausland haben kein Verständnis für das Ergebnis und den Verfahrensablauf des Parteiordnungsverfahrens gegen Genossen Dr. Thilo Sarrazin. Nicht nachvollziehbar erscheint vor allem der Zickzackkurs der Partei.

Kann es sein, dass man vor Ort versucht, das Thema “auszusitzen”. Nix hören, nix sehen, nix sagen? Ist das die Haltung der heutigen SPD-Mitglieder, die wie keine sonst Kämpfer für soziale Gerechtigkeit in ihren Reihen weiß?

Die Schlagzeilen auf Bundesebene zeigen, wie dringend das Thema ist – vor Ort soll es keine Rolle spielen.

Frei nach dem Motto (Focus):
Kein Interesse an weiterer Debatte über Thilo Sarrazin

Der stern schreibt:
Sarrazin macht der SPD Beine

Und die taz titelt:
Gabriel will Zickzack-Kurs korrigieren

Zweifel an der inneren demokratischen Verfassung der Partei.

Das Verhalten der angefragten SPD-Ortsvereine – wie soll man es bewerten? Das entscheidet jeder selbst.

Für mich steht fest, dass ich komplett enttäuscht bin.

Ich denke an Dinge wie Vertretung des Volkes, politische Willensbildung, Einfluss nehmen, Ernsthaftigkeit der Zielsetzung. Genau keine Antwort zu geben stellt dies alles in Frage.

Zur Erinnerung.

Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung heißt es:

“Baden-Württemberg ist das Flächenland mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Viele leben und arbeiten seit Jahrzehnten und in nunmehr vierter Generation in unserem Land. Ihr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Beitrag zum Wohlstand verdient unsere Achtung und Anerkennung. Diese Vielfalt ist unsere Stärke und unser Potenzial für die Zukunft.-€

Weder Achtung, noch Anerkennung, noch Vielfalt, Stärke und Potenzial sind zu erkennen, wenn die politischen Vertreter der SPD sich darauf einigen, lieber nix zu hören, nix zu sehen und nix zu sagen.

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Dokumentation: Die Antworten der SPD-Ortsvereine auf ihre Haltung zur Causa “Sarrazin”


Guten Tag

Heddesheim/Hirschberg/Ladenburg/Weinheim/Viernheim/Rhein-Neckar, 03. Mai 2011. Wir dokumentieren die Reaktionen auf unsere Umfrage vom Abend des 28. April 2011 an die SPD-Ortsvereine in Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Viernheim und Weinheim. Auch an den Kreisverband SPD Rhein-Neckar sowie an den Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck haben wir unsere Fragen verschickt und bis zum Abend des 02. Mai 2011 um Antwort gebeten.

Folgende Fragen hatten wir gestellt:

  • Sind Sie mit der Entscheidung einverstanden, dass Herr Sarrazin nicht aus der SPD ausgeschlossen worden ist? Bitte mit Begründung.
  • Wie geht Ihrer Meinung nach die Basis der Parteimitglieder mit dieser Entscheidung um?
  • Sind Ihnen schon Austritte bekannt?
  • Welches Bedeutung hat das Thema Integration für Sie persönlich?
  • Welches Bedeutung hat das Thema Integration für Ihren Ortsverband?
  • Würden Sie bitte Ihre wichtigsten politischen Aktivitäten in Sachen Integration aus den vergangenen zwei Jahren benennen? (Möglichst mit Link)

Folgende Antwort haben wir erhalten:

“Keine Antwort” bedeutet, es gab überhaupt keine Antwort. Weder einen Verweis auf künftige Beratungen, noch ein Grund, warum die Anfrage abgelehnt worden ist.

Stimmt nicht ganz. Einen Ortsvereinsvorsitzenden haben wir zufällig am Montag getroffen und nach dem Stand der Dinge gefragt.

Als Auskunft erhielten wir: “Ich habe eine Meinung dazu. Wir werden aber nicht antworten, weil sich der Vorstand noch nicht mit dem Thema befasst hat.” Wir haben entgegnet: “Dann schreiben Sie uns das doch als Antwort – das ist für die Leser noch eher nachvollziehbar als gar keine Antwort.” Als Antwort erhielten wir: “Ja, mal schauen.”

Eine schönen Tag wünscht
Die Redaktion

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Sarrazin-”Einigung” oder das Schweigen der Lämmer an der Basis?


Guten Tag!

Rhein-Neckar, 28. April 2011 (red). Vor einer Woche hat die SPD beschlossen, das umstrittende Mitglied Thilo Sarrazin doch nicht aus der Partei auszuschließen. Viele SPD-Mitglieder empören sich darüber, weil die sozialdarwinistischen Thesen Sarrazins eigentlich dem Menschenbild der SPD widersprechen und die Debatte die SPD beschädigt hat. Doch Thilo Sarrazin darf nun bleiben. Weil man die Wähler an den rechten Stammtischen nicht verlieren will?

Von Hardy Prothmann

Die SPD hat eine längste demokratische Geschichte der deutschen Parteien. Sie war einst stärkste Partei. Doch das ist lange vorbei.

In Rheinland-Pfalz bleibt sie und Baden-Württemberg kommt sie an die Regierung – aber mit (deutlichen) Verlusten an Wählerstimmen.

Die Kommentare sind vernichtend. “Falscher Friede mit Sarrazin” titelt zeit.de. Das Politikforum “Carta” schreibt: “Die SPD schafft sich ab“. “Beschämende Feigheit” schreibt die Süddeutsche Zeitung. Ein Sozialdemokrat türkischer Herkunft schreibt bei zeit.de: “Wie soll ich für die SPD werben?

Empörung allerorten? Wirklich? Wie sieht es hier vor Ort aus? Wie gehen Orts- und Kreisverband mit dem Thema um? Quelle: zeit.de

Angeblich ist die SPD eine Partei der Basis – doch diese wird selten gefragt. Und die Basis äußert sich auch selten auf Basis-Ebene, sondern meist über die “große Politik”, wenn überhaupt.

Wie geht die SPD vor Ort mit Sarrazin um? Gar nicht?

Was bedeutet das Debakel für die SPD? Geht es nur um den rechten Störer Sarrazin oder um die Karriere der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles?

Geht es nicht um mehr? Um die Glaubwürdigkeit der Partei vor Ort, an der Basis? Und was tut sich da?

Nach unseren Recherchen wenig bis nichts, was die Öffentlichkeit erreicht. Auf den Homepages der SPD-Ortsvereine in den von unseren Ortsblogs betreuten Kommunen Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Viernheim und Weinheim spielen Sarrazin und das Thema Integration keine Rolle.

Keine Treffer bei den Anträgen und sonst auch eher ältere Veröffentlichungen zum Thema Integration.

Die Suche nach Sarrazin hat fast keine Treffer ergeben. Das Stichwort Integration führte in Heddesheim zu zwei Treffern aus den Jahren 2005 und 2006, in Hirschberg zu keinem, ebenso in Viernheim, in Ladenburg zu einem, in Weinheim zu zwei Treffern aus den Jahren 2010 und 2011 – allerdings einer auf den Vorstand (2011) und einer auf die Teilnahme von Frau Stella Kirgiane- Efremidis am “AK Migration und Integration des Bundesvorstandes der SPD” im August 2010 – Weinheim hat eine der größten spanischen Gemeinden in Deutschland.

Auf der Homepage der SPD Rhein-Neckar gibt es drei Treffer zu “Sarrazin”, darunter die Erklärung von Frau Nahles. Zu “Integration” insgesamt 16 Treffer, die meisten sind aber aus den Jahren 2005-2007.

Was hat das zu bedeuten? Hat man vor Ort keine Meinung? Spielen die Sarrazin-Debatte und das Thema Integration hier keine Rolle? Heißt das Fehlen von öffentlichen Stellungnahmen, dass man Sarrazin und seine These gut heißt? Und ebenso die Entscheidung des Vorstands?

Größter Migrationshintergrund = keine Debatte?

Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung heißt es:

“Baden-Württemberg ist das Flächenland mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Viele leben und arbeiten seit Jahrzehnten und in nunmehr vierter Generation in unserem Land. Ihr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Beitrag zum Wohlstand verdient unsere Achtung und Anerkennung. Diese Vielfalt ist unsere Stärke und unser Potenzial für die Zukunft.”

Doch die Wahrheit ist nach wie vor eine andere – Migrantenkinder sind nachweisbar nach wie vor “Bildungsverlierer”. Nicht deswegen, weil es ihnen an “genetischen” Voraussetzungen fehlt, wie der rechtslastige Thilo Sarrazin schwadronierte, sondern weil die Chancen fehlen.

Baden-Wüttemberg und seine Kommunen müssten als Land mit dem “höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund” eigentlich Vorbild bei der Integration sein. Oder gibt es das Integrationsthema in BW nicht? Ist lles gut hier? Sind die Sarrazin-Thesen ohne Bedeutung?

Keine wahrnehmbaren Stellungnahmen.

Während überall in Deutschland Thilo Sarrazin mit seinen kruden Thesen diskutiert wurde und die Menschen Sarrazin durch den unglaublich “erfolgreichen” Kauf seines dummdreisten Buches zum Millionär gemacht haben, gibt es also genau keine Stellungnahmen von örtlichen Parteimitgliedern, Funktionären und Amtsinhabern?

Kann das sein? Es ist so. Auch auf der Seite der SPD Rhein-Neckar oder der Seite des Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck finden die Themen “Integration” und “Sarrazin” im Vergleich zu anderen Themen nicht statt. Stimmt nicht ganz: Bei Herrn Kleinböck gab “Integration” einen Treffer, allerdings im Kontext “Sport”.

Wir haben deshalb eine email an die Vorsitzenden der SPD-Ortsvereine in Heddesheim, Hirschberg, Ladenburg, Viernheim und Weinheim geschickt. Auch an den Kreisverband SPD Rhein-Neckar sowie an den Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck und um die Beantwortung folgender Fragen gebeten.

Offene Fragen.

  • Sind Sie mit der Entscheidung einverstanden, dass Herr Sarrazin nicht aus der SPD ausgeschlossen worden ist? Bitte mit Begründung
  • Wie geht Ihrer Meinung nach die Basis der Parteimitglieder mit dieser Entscheidung um?
  • Sind Ihnen schon Austritte bekannt?
  • Welches Bedeutung hat das Thema Integration für Sie persönlich?
  • Welches Bedeutung hat das Thema Integration für Ihren Ortsverband?
  • Würden Sie bitte Ihre wichtigsten politischen Aktivitäten in Sachen Integration aus den vergangenen zwei Jahren benennen? (Möglichst mit Link)

Wir haben um Beantwortung der Fragen bis zum Abend des 02. Mai 2011 gebeten. Am 03. Mai 2011 dokumentieren wir die Antworten dann im Wortlaut.

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Minarettkommission zieht positives Fazit – langfristiges Integrationsprojekt angestrebt


Guten Tag!

Weinheim, 20. Dezember 2010.

Information der Stadt Weinheim:

“Die Diskussion um die Treppe im Minarett der Weinheimer Moschee hat im Ergebnis auch einen positiven Effekt: Das Thema Integration ist seither in der Stadt mehr in den Fokus gerückt, ein Bedarf ist erkannt und nun kann offensiv an neuen Projekten gearbeitet werden. So lautet das Fazit der Minarettkommission, die im Sommer die nachträgliche Genehmigung der Treppe mit Gesprächen begleitet hat.

Im November hat die Minarettkommission in einer öffentlichen Info-Veranstaltung über ihre Arbeit berichtet. Die Kommission, die vom früheren Mannheimer Ausländerbeauftragten Helmut Schmitt mit Unterstützung der Freudenberg-Stiftung geleitet wurde, bestand aus Vertretern der Verwaltung, den Gemeinderatsfraktionen und sachkundigen Bürgern, sowie Vertretern des Moscheevereins.

Bei einer abschließenden Sitzung in den Räumen der Freudenberg-Stiftung bekräftigten jetzt alle Mitglieder der Kommission, dass das Gremium auch nach der Lösung des konkreten Konfliktes um das „Minarett“ weiterhin den Integrationsprozess in der Stadt begleiten wird – dann natürlich unter einem anderen Namen. In einem gemeinsamen Fazit bewerteten die Kommissionsmitglieder ihre Arbeit und die Ergebnisse als erfolgreich und als Grundlage für ein weiteres Engagement.

Parallel dazu soll sich ein christlich-islamischer Gesprächskreis gründen. Helmut Schmitt sagte zu, dass er in den ersten beiden Monaten des Jahres 2011 die Arbeit einer Integrations-Kommission, des Gesprächskreises und anderer in Weinheim im Bereich der Integration bereits tätigen Gruppen und Gremien stärker vernetzen will.

Der gelernte Sozial-Pädagoge und Integrations-Experte kündigte an, im Laufe des nächsten Vierteljahres mit mehreren Partnern ein umfassendes und langfristig angelegtes Integrationsprojekt für Weinheim in Gang zu setzen.

Mit Oberbürgermeister Heiner Bernhard und der Freudenberg-Stiftung seien darüber schon Gespräche geführt und erste Rahmenbedingungen definiert worden. „Ich bin auf offene Ohren und großes Interesse gestoßen“, erklärte er.

Das gemeinsame Ziel sei die zunehmende Akzeptanz der türkisch-islamischen Bevölkerung in der Stadtgesellschaft. Die Freudenberg-Stiftung und die Stadt, so Schmitts Einschätzung, haben in der Vergangenheit in Weinheim bereits Strukturen aufgebaut, die eine tragfähige Basis für den weiteren Verlauf des Integrationsprozesses bilden.

Stiftung und Stadt unterstützen das Projekt finanziell und personell. Oberbürgermeister Heiner Bernhard und die Mitglieder der Kommission bestärkten Schmitt in seinen Plänen und sagten engagierte Unterstützung zu. In einem nächsten Schritt will Helmut Schmitt weitere Stiftungen, die zuständige Bundesbehörde und das Land als Projektpartner und – förderer gewinnen.”

Einen schönen Tag wünscht
Das weinheimblog

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Internationaler Frauentreff in der Weinheimer Moschee gut besucht

Guten Tag!

Integration, Frauen, Türken, Kultur, Religion

Frauen tauschen sich über ihre Kulturen aus. Bild: Stadt Weinheim

Von Roland Kern

Die Märchenerzählerin hatte es erst nicht leicht. Die mehr als 100 Frauen, die am Dienstag den Internationalen Frauentreff in der Weinheimer Moschee besuchten, sorgten für einen stattlichen Geräuschpegel.

Die Neugier auf die anderen Menschen am Tisch, auf ihre kulturelle Herkunft und ihre Gebräuche war groß, der Gesprächsstoff ging nicht aus. „Das ist ein Austausch mit offenen Herzen“, freute sich Alexandra Raquet, die Weinheimer Beauftragte für Chancengleichheit, die den Ort für den vorweihnachtlichen Frauentreff gewählt hatte. „Ich bin sehr schnell auf offene Türen und viel Freundschaft im Moscheeverein gestoßen“, erklärte sie. Im Saal der Moschee hing die türkische Nationalflagge neben der deutschen.

Übersetzerinnen waren übrigens nicht nötig, weder bei der Begrüßung durch Alexandra Raquet noch bei jener von Hatice Mert vom Weinheimer Moscheeverein. Die Frauen verstanden und verständigten sich sehr gut – jederzeit auf Deutsch.

Original Türkisch hingegen war das Büffet, das von den Frauen aller Kulturen begeistert angenommen wurde. Tage vorher hatten die für ihre Gastfreundschaft bekannten Türkinnen die Speisen vorbereitet und angerichtet – sie waren sichtlich glücklich, als es den Gästen, darunter auch einige Weinheimer Stadträtinnen, gut schmeckte.

Auch der italiensche Verein versorgte die Frauen mit leckerem selbstgemachtem Tiramisu und weitere tolle selbstgemachte Kuchen ergänzten das Büffet
Dabei war das Abendessen nach Sonnenuntergang für viele türkische Frauen die erste Mahlzeit des Tages. Der 7. Dezember war nämlich in diesem Jahr der Tag ihres Neujahrsfestes, und besonders gläubige Moslems fasten an diesem Tag. Dass der Neujahrstag im moslemischen Kalender nicht immer an einem Tag gefeiert wird, sondern mit der Mondphase wandert, das war auch ein Gesprächsthema an den Tischen und für die meisten Frauen eine Neuigkeit.

„Wir sind heute hier, weil wir für ein besseres Miteinander der Kulturen einstehen“, hatte Alexandra Raquet in ihrer Begrüßung erklärt. „Im Rahmen des Frauentreffs wollen wir uns öffnen, auf andere Kulturen zugehen, und andere Menschen besser kennen und verstehen lernen, ja auch neue Blickwinkel und Sichtweisen entdecken“, beschrieb sie. Schon die Organisation und das Programm des Frauentreffs sei „gemeinsam auf Augenhöhe gestaltet worden“.

Büffets sind immer ein Ort der Begegnung. Bild: Stadt Weinheim

Entscheidend für den Erfolg von Integrationsprozessen sei stets die Beteiligung und Verantwortung aller Beteiligten: Der deutschen und der nicht-deutschen Bürgerinnen und Bürger von Weinheim. Und angesichts einer bunten Mischung von Frauen aller Kulturen und den vielen Gesprächen zwischen deutschen und türkischen Frauen, freute sie sich: „Wir sind eine kommunale Verantwortungsgemeinschaft.“

Der Frauentreff zeige, dass Weinheim eine gastfreundliche Stadt der Toleranz sei, in der die Grundrechte und Menschenrechte der Nicht-Diskriminierung, der gleichberechtigten Teilhabe und der Religionsfreiheit respektiert werden, so die Beauftragte. Besonders begrüßte sie auch verschiedene Trägerinnen von Integrationsprojekten in Weinheim wie Dr. Cristina Ricca von der VHS und Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle „Integration Central“.

Für viele nicht-türkische Frauen war es der erste Besuch in der Weinheimer Moschee. Deshalb organisierte Hatice Mert spontan eine Führung durch das moslemische Gotteshaus, das – wie ein Gemeindehaus einer christlichen Kirche – nicht nur ein Gebetsraum, sondern auch auch ein Ort der Gemeinschaft und Begegnung ist.

Neue Kontakte gab es einige. Und Ideen. Zum Beispiel der Auftritt eines deutschen Frauenchors in der Moschee, oder internationale Kochkurse in der Moschee, aber auch bei Gruppen anderer Nationalitäten. Alexandra Raquets Fazit: „Die Frauen haben es vorgemacht, wie man aufeinander zugeht.“

Der Termin für den nächsten Frauentreff der Kulturen steht auch schon fest, es ist der Donnerstag 22. Februar, 2011. Die Frauen der türkischen Gemeinde haben sich schon angemeldet.

Anmerkung der Redaktion:
Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der Stadt Weinheim