Weinheimblog» Journalismus http://weinheimblog.de Nachrichten & Informationen Thu, 14 Nov 2013 15:10:38 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.6 Helfen Sie uns, unser Angebot zu verbessern! http://weinheimblog.de/05/helfen-sie-uns-unser-angebot-zu-verbessern/17062.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=helfen-sie-uns-unser-angebot-zu-verbessern http://weinheimblog.de/05/helfen-sie-uns-unser-angebot-zu-verbessern/17062.html#respond Tue, 05 Nov 2013 11:12:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=17062

Rhein-Neckar, 05. November 2013. (red/sw) Wir möchten gern mehr erfahren über Sie, unsere Leserinnen und Leser erfahren. Nehmen Sie sich bitte ein paar wenige Minuten Zeit, um unseren Fragebogen auszufüllen – Sie helfen uns sehr, unser Angebot zu verbessern.

Selbstverständlich werden alle Daten anonym erfasst. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.

Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!

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Unsere Blogs werden Mitglied im Deutschen Presserat http://weinheimblog.de/04/unsere-blogs-werden-mitglied-im-deutschen-presserat/17046.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=unsere-blogs-werden-mitglied-im-deutschen-presserat http://weinheimblog.de/04/unsere-blogs-werden-mitglied-im-deutschen-presserat/17046.html#respond Mon, 04 Nov 2013 15:26:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=17046 Rhein-Neckar, 04. November 2013. (red) Der Deutsche Presserat ist die freiwillige Selbstkontrolle der Presse in Deutschland. Bis 2009 nur für die Printpresse, seitdem öffnet sich der Verein auch für sogenannte “Telemedien” unter die unsere Angebote fallen. Aktuell wurden wir eingeladen, dem Deutschen Presserat als Mitglied beizutreten, was wir für ein Probejahr machen.

Von Hardy Prothmann

Sie vertreten hochwertige, journalistische Produkte. Sie haben den Anspruch, guten, kritischen Journalismus für ihre Leser zu bieten. Ein Merkmal von Qualitätsjournalismus ist die Einhaltung des Pressekodex, den Journalisten und Verleger, die im Deutschen Presserat organisiert sind, gemeinsam entwickelt haben und stetig fortschreiben. (…) Als zukunftsorientes Online-Medium mit hohem journalistischem Anspruch möchte ich Sie gern für diese Selbstkontrolle gewinnen.

Ein Brief, der so anfängt, wird natürlich gerne gelesen. Verfasser ist Lutz Tillmanns, der Geschäftsführer des Deutschen Presserats. Mit dem Beitrag zu diesem Kontrollorgan unterwerfen wir uns freiwillig dem sogenannten Pressekodex.

Freiwillige Selbstkontrolle

In dieser Richtliniensammlung sind Regeln enthalten, denen sich die Mitglieder verpflichtet fühlen. Sofern Mitglieder gegen diese Regeln verstoßen, kann man Beschwerde beim Deutschen Presserat einreichen. Als Mitglied verpflichtet man sich, auf Grund von Beschwerden ausgesprochene Rügen zu veröffentlichen.

Der Pressekodex ist ein insgesamt praxisbezogener Leitfaden, an dem sich journalistische Qualitätsangebote orientieren können. Aber: Er ist für Printprodukte entworfen und erfasst leider nicht die “neue digitale” Publikationswelt umfassend und zutreffend. Ein Beispiel ist der Umgang mit Leserbriefen – die online Kommentare heißen. In der Richtline 2.6 – Leserbriefe, Absatz 3 heißt es:

Bestehen Zweifel an der Identität des Absenders, soll auf den Abdruck verzichtet werden.

Selbst solche kleinen Sätze haben es in sich. Um tatsächlich nicht nur die Printpresse zu repräsentieren, sondern auch Telemedien, müsste das Wort “Abdruck” durch “Veröffentlichung” ersetzt werden, weil online eben nicht Druck ist. Entscheidender aber ist der Umgang mit anonymen Kommentaren – die werden von den allermeisten Telemedien erlaubt. Entscheidend ist nach Auffassung der neuen Angebote nicht ein “identifizierbarer Absender”, sondern der Inhalt.

Redaktionen, die auf diese Prüfung der “Identität des Absenders” verzichten, verstoßen somit gegen diese Richtlinie des Pressekodex. Je nach Thema und Zahl der Kommentare kann das schnell sogar ein dutzendfacher Verstoß werden. Wie geht man damit um? Sollte es hier zu Rügen kommen, würde wir beispielsweise die Haltung einnehmen, dass diese Richtlinie unsinnig ist und wir uns nicht gebunden fühlen. Und schon stellt sich die Frage, ob eine Mitgliedschaft sinnvoll sein kann, wenn man gewisse Richtlinien und Ziffern nicht akzeptiert. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Anpassungen sind also notwendig und müssen von den Mitgliedern im Trägerverein akzeptiert und zügig umgesetzt werden.

Partizipation erforderlich

Um die publizistischen Realitäten der Telemedien praxistauglich im Sinne der Selbstkontrolle anwendbar zu machen, wird es einige Veränderungen am Pressekodex geben müssen. Hier folgt das nächste Problem: Mitglieder des Trägervereins des Presserats sind der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, der Verband der Zeitschriftenverleger, verdi und DJV. Die neuen Telemedien sitzen in den entscheidenden Gremien nicht am Tisch und haben keine Stimme.

Wenn der Presserat sich für Telemedien öffnen möchte, dann muss er auch Partizipation auf organisatorischer Ebene zulassen und ermöglichen. Sicher – alles auf einmal ist vielleicht zu viel verlangt, aber mittelfristig muss dies in den kommenden Jahren erfolgen.

Bis dahin ist anzuerkennen, dass Herr Tillmanns sich interessiert zeigt und zum Gespräch einlädt. In dieser Woche gibt es in Berlin ein Treffen zwischen Tillmanns und Referenten des Presserats mit Vertretern von Telemedien. Christopher Zeuch von Altona.info wird daran teilnehmen, ebenso wie die Philipp Schwörbel von den Prenzlauerberg-Nachrichten.de und Steffen Greschner für die TegernseerStimme.de – zwei Angebote, die wie wir Mitglied auch Mitglied bei im Lokalzeitungsnetzwerk istlokal.de sind.

Ziel muss Qualitätsförderung sein

Hier werden erste Gespräche geführt und Informationen ausgetauscht. Partiziptation heißt auch aktive Teilnahme. Deswegen ist der erste Schritt die Mitgliedschaft beim Presserat, was auch imagemäßig unsere Angebote stärker macht, da der Presserat die qualitativ hochwertige Ausrichtung unserer Angebote bestätigt. Und dann folgt die Arbeitsphase: Wir Istlokaler und andere Telemedien müssen den Pressekodex intensiv prüfen und auf notwendige Veränderungen drängen. Ganz klar mit dem Ziel, Qualitätsmaßstäbe zu definieren und sich diesen freiwillig zu unterwerfen.

Man darf gespannt sein, wie sich diese Zusammenarbeit entwickelt – entscheidend wird sein, ob sich die Telemedien in “angemessener Form” einbringen können und deren Positionen auch öffentlich thematisiert werden. Wenn dem so ist, ist eine Mitgliedschaft sinnvoll und zielführend. Wenn nicht, kann man wie das Netzwerk Recherche einen eigenen Kodex entwerfen, der die notwendigen Qualitätsanforderungen definiert.

Im Gespräch sagte uns Herr Tillmanns übrigens, dass es in der Vergangenheit schon ein paar Beschwerden vor allem gegen Berichte beim Heddesheimblog.de gegeben habe – weil man nicht zuständig war, hat man dies den Beschwerdeführern so mitgeteilt. Was kritisiert worden ist, haben wir nicht erfahren.

Auch in Zukunft gilt – Sie haben einen direkten Draht in die Redaktion. Sie können uns per Kommentar oder email kritisieren, das Gespräch am Telefon suchen, einen Termin mit uns machen oder aber künftig sich direkt beim Presserat beschweren, falls Sie das für notwendig erachten.

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Über 6.700 Leserinnen und Lesern gefallen unsere Facebook-Seiten http://weinheimblog.de/04/ueber-6-700-leserinnen-und-lesern-gefallen-unsere-facebook-seiten/17042.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ueber-6-700-leserinnen-und-lesern-gefallen-unsere-facebook-seiten http://weinheimblog.de/04/ueber-6-700-leserinnen-und-lesern-gefallen-unsere-facebook-seiten/17042.html#comments Mon, 04 Nov 2013 14:33:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=17042 Rhein-Neckar, 04. November 2013. (red) Mittlerweile verzeichnen wir über 6.700 “Gefällt mir”-Angaben unserer Facebook-Seiten durch Leserinnen und Lesern für die Ortsblogs und das Regionalblog unseres Blognetzwerks. Das gefällt uns natürlich auch sehr und wir sagen: Danke für die Aufmerksamkeit.

Von Hardy Prothmann

Das Heddesheimblog.de ging im Mai 2009 als erstes unserer Blogs an den Start, liegt aber, was die Zahl der Facebook-Fans (918) angeht, nur noch auf Platz 4. Platz 1 hält mit aktuell 2.120 Gefällt mir-Angaben das Rheinneckarblog.de, gefolgt vom Ladenburgblog.de mit 1.197 Gefällt mir-Angaben. Auf Platz 3 folgt das Weinheimblog.de mit 1.132 “Likes”. Zusammen mit den anderen Gemeinden im Landtagswahlkreis Weinheim sowie dem Viernheimblog.de sind das in Summe aktuell mehr als 6.700 Leserinnen und Leser, denen unsere Facebook-Seiten gefallen. (Hinweis: Alle Blogs finden Sie jeweils ob im Menü unter Nachbarschaft. Auf jeder Seite gibt es dann ein Facebook-Plugin.)

Zum Vergleich, der Mannheimer Morgen hat 7.891 Fans, die Weinheimer Nachrichten 5.949 und die Rhein-Neckar-Zeitung 7.151. Gegenüber den großen Zeitungsmedien stehen unsere noch jungen Angebote also in der Aufmerksamkeit der Leser/innen sehr gut da.

Social Media verändert den Journalismus

Social Media ist nicht mehr ganz neu, verändert sich aber – wir experimentieren, wie wir Facebook und Twitter sinnvoll in unsere journalistische Arbeit einbeziehen können. Soviel steht fest: Wir bekommen über diese Dienste sehr viele gute Hinweise auf Fakten und Themen durch die Leserinnen und Leser.

Bei unseren Live-Notizen aus den Gemeinderäten erhalten wir schon mal direkt im Chat Hinweise von Facebook-Nutzern, das eröffnet neue Dimensionen der “Live-Recherche”. Hier stehen wir auch mit anderen Lokalblogs aus dem Netzwerk istlokal.de im Austausch – sogar mit Zeitungen.

Als verantwortlicher Redakeur ich kritisiere zwar häufig die lokalen Medien, aber nicht als “Zeitungshasser”. Ich habe nichts gegen Zeitungen – nur was gegen schlecht gemachte. Wegen der hohen Qualität unserer Arbeit, werde ich auch immer wieder als Experte eingeladen – wie beispielsweise im vergangenen Herbst zu einer Tagung der Online-Chefs der ARD-Sendeanstalten in Mainz. Teilweise arbeiten Sender wie der NDR und mdr schon mit lokalen Blogs zusammen – mal schauen, ob das mit dem SWR auch irgendwann mal klappt. Außerdem liefern wir immer wieder anderen Medien zu, beispielsweise für Zeit.de oder Focus Online. Weiter sind wir Mitglied im bundesweiten Netzwerk von Lokalzeitungen bei istlokal.de und schreiben Fachartikel für wissenschaftliche Publikationen.

Die Facebook-Auftritte hatten wir aus Unwissenheit zunächst falsch angelegt – nämlich als eigene, “persönliche” Accounts und nicht als Firmenseiten. Ende des Jahres 2012 haben wir dann alle auf Seiten umgestellt und die Accounts gelöscht – dabei haben wir zunächst rund 2.500 “Freunde” verloren, ebenso die bis dahin geposteten Inhalte. Das ist ärgerlich, ließ sich aber nicht vermeiden. Diesen Schritt mussten wir machen, weil Facebook sich jederzeit vorbehält, Accounts, die nicht von realen Personen eingerichtet sind, zu löschen.

Vor-Ort-Berichterstattung

Geplant ist hingegen die Art der Auftritte: Jeder Ort hat sein eigenes Blog und seine eigene Facebookseite, weil wir überzeugt sind, dass die Identifizierung der Leser/innen mit “ihrem” Ortsblog höher ist, als wenn wir nur eine Seite für alle anbieten würden. Entsprechend muss man die Zugriffszahlen und “Likes” interpretieren: Die regionale Seite Rheinneckarblog.de führt mittlerweile vor dem Heddesheimblog.de, vor Ladenburgblog.de und Weinheimblog.de. Die anderen Ortsblogs entwickeln sich ebenfalls – aber hier analog zu der Themenfülle, die wir noch deutlich steigern wollen. Auf dem Rheinneckarblog.de finden auch Themen aus den Ortsblogs statt – wenn deren Bedeutung über den Ort hinausreicht. Entwicklungspotenzial haben alle Seiten – im Verhältnis gesehen natürlich am meisten das Rheinneckarblog durch das größere Einzugsgebiet.

Etwa 15-20 Prozent der Leser/innen klicken von Facebook aus auf unsere Artikel, die wir dort verlinken. Unser Schwerpunkt liegt in der lokalen Berichterstattung – unsere Themen werden aber auch sehr häufig bundesweit gelesen und debattiert, beispielsweise unser Artikel zu Abmahngefahren bei Facebook, der allein 3.300 Likes erhalten hat (und den Facebook-Nutzer dringend lesen sollten). Durch die Kommentarmöglichkeit bei Facebook ist die Zahl der Kommentare zu den eigentlichen Blog-Artikeln zurückgegangen, was bedauerlich ist. Da aber viele unserer Leser/innen auch Facebook nutzen, gleicht sich das hoffentlich aus.

Attraktive Zielgruppe

Sehr erfreulich ist das Alter unserer Leser/innen – das liegt laut Facebook-Statistik zwischen 23-47 Jahre. Damit sprechen wir im Vergleich zu Zeitungen (60+) ein sehr viel jüngeres Publikum an. Natürlich haben wir auch noch jüngere und ältere Leser. Unsere Leser/innen sind “etabliert”, das heißt, sind am Ortsgeschehen interessiert, haben Familie, sind in den Vereinen aktiv. Damit sind sie eine interessante Zielgruppe für unsere Werbekunden – über die Werbeeinnahmen wir das Geld, das wir für unsere Arbeit benötigen. Allerdings ist das nach wie vor eng – Sie können uns mit einem freiwilligen Abo unterstützen, aber auch mit Hinweisen an potenzielle Werbepartner, die doch bei uns werben sollten.

Auch auf Facebook gelten ähnliche Regeln wie bei den Blogs: Wir veröffentlichen Kommentare auf den Blogs nach Prüfung oder zensieren, wenn diese beleidigend oder “sinnfrei” sind. Bei Facebook können wir das erst, wenn diese schon öffentlich sind. Bei unpassenden Kommentaren ermahnen wir, wird das nicht berücksichtigt, blockieren wir die Teilnehmer (aktuell sind das etwas mehr als 100 Personen). Da hier aber die allermeisten unter Klarnamen aktiv sind, sind auch die Kommentare meist qualitativ hochwertig, sprich, es werden Argumente und Thesen geäußert.

Ärgerlich sind immer wieder Versuche, unsere Facebook-Seiten für Werbung zu missbrauchen, indem Veranstaltungshinweise oder PR-Mitteilungen gepostet werden. Manchmal passiert das unbedacht, oft aber auch gezielt, weil jemand unsere Reichweite nutzen will. Hier machen wir unmissverständlich deutlich, dass wir “not amused” sind, löschen die Inhalte und das Verhältnis zu solch dreisten Leuten ist, sagen wir mal, nicht das beste.

Twitter und Youtube

Über Twitter folgen uns rund 1.500 Menschen auf den verschiedenen Accounts – der Kurznachrichtendienst Twitter ist aber deutlich “spezieller” und längst nicht so verbreitet wie in den USA. Zum Vergleich: In Deutschland nutzen rund 25 Millionen Menschen bereits Facebook, aber nur 4,5 Millionen Twitter. Wir nutzen den Kanal trotzdem – zum Senden von Informationen wie auch zur Recherche.

Unsere Leserinnen und Leser sind echt – wir kaufen keine “Fans” oder “Follower”, machen keine Spiele mit teuren Gewinnen, um Menschen anzulocken. Was wir anbieten, sind solide Informationen und einen Austausch mit den Leserinnen und Lesern.

Und nicht zu vergessen: Unsere Youtube-Accounts. Unsere Filme erreichen meist mehrere tausend Menschen. Top-Film ist unser Flashmob in Weinheim mit fast 120.000 Zugriffen.

Freundeskreis

Das Ergebnis unserer Arbeit, die Berichterstattung, ist für die Leser/innen kostenfrei – unsere Arbeit allerdings nicht. Guter Journalismus kostet viel Geld. Wenn Sie uns unterstützen möchten, können Sie gerne unserem Freundeskreis beitreten. Ihre finanzielle Unterstützung hilft uns, unsere Arbeit zu finanzieren. Mehr Infos hier: Freundeskreis.

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Servus und griaß De, Christopher! http://weinheimblog.de/05/servus-und-grias-de-christopher/15897.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=servus-und-grias-de-christopher http://weinheimblog.de/05/servus-und-grias-de-christopher/15897.html#respond Mon, 05 Aug 2013 21:55:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=15897

Christopher Horn, Volontär der TegenerseerStimme.de, ist für für Wochen Gast in unserer Redaktion.

Rhein-Neckar, 05. August 2013. (red) Seit heute begrüßen wir einen waschechten Bayer bei uns in der Kurpfalz. Christoper Horn kommt von der TegernseerStimme, unserem Partnerblog vom schönen oberbayerischen Tegernsee. Im Rahmen der Nachwuchsausbildung haben unsere Redaktionen einen Volontärstausch vereinbart, damit die jungen Kollegen einen Einblick in andere Redaktionen und deren Arbeitsabläufe erhalten.

Der 28-jährige Politikwissenschaftler absolviert im Rahmen seiner Volontärsausbildung eine Außenstation in unserer Redaktion. Natürlich haben wir ihn sofort aufgeklärt, welche Rolle unser früherer Kurfürst Karl-Theordor für die Bayern spielte und dass die eigentliche Geburtsstätte der bayerischen Kultur Nordbaden ist.

Ich freue mich auf die nächsten Wochen und bin sehr gespannt auf die neuen Eindrücke, das Heddesheimblog hat ja ganz schön für Furore gesorgt,

sagt Christopher Horn, der tatsächlich neben seinem bayerischen Dialakt auch das Hochdeutsche beherrscht und dank amerikanischer Mutter ebenso fließend englisch spricht.

Christopher Horn wird sich hier vor allem mit intensiven Recherchethemen befassen – auch als rasender Reporter vor Ort unterwegs sein und beispielsweise von der Weinheimer Kerwe berichten. Wir sind gespannt, welches Fazit er über nordbadische vs. bayerische Festkultur ziehen wird.

Lydia Dartsch
, Volontärin beim Rheinneckarblog.de, reiste im Austausch in die bayerische Provinz und genießt dort die Landluft. Scherz beiseite, die TegernseerStimme.de gilt bereits nach drei Jahren vor Ort als meinungsbildendes Medium und ist wie unsere Blogs Mitglied der Arbeitsgemeinschaft istlokal.de.

Am Ende der Austauschzeit und hoffentlich vielen spannenden Geschichten treffen sich die beiden Nachwuchsjournalisten und werden in einem Gespräch unseren Leser/innen über ihre unterschiedlichen Erfahrungen berichten.

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Warum wir nicht über das Festival des deutschen Films berichten http://weinheimblog.de/10/warum-wir-nicht-uber-das-festival-des-deutschen-films-berichten/14887.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=warum-wir-nicht-uber-das-festival-des-deutschen-films-berichten http://weinheimblog.de/10/warum-wir-nicht-uber-das-festival-des-deutschen-films-berichten/14887.html#respond Mon, 10 Jun 2013 14:45:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=14887

Keine Berichte zum Festival von uns – weil wir uns weigern, für unsere Arbeit auch noch zu bezahlen.

Ludwigshafen/Rhein-Neckar, 10. Juni 2013. (red/pro) Für das Festival des deutschen Films haben wir vier Reporter vorgesehen, die je über mindestens drei Filme berichten sollten. Es wären also mindestens zwölf Artikel erschienen. Doch diese erscheinen nicht, weil wir die Zugangsbedingungen ablehnen – denn das Management verlangt für jeden akkreditierten Reporter eine Gebühr von 30 Euro.

Von Hardy Prothmann

Können Sie sich vorstellen, dass Sie morgens zur Arbeit fahren und Ihr Chef oder Ihre Firma erstmal Geld von Ihnen verlangt, damit Sie arbeiten dürfen? Nein? Wir Journalisten werden damit zunehmend konfrontiert.

Der Plan, vier Reporter zu beauftragen, ist schon teuer genug. Ich bezahle jeden einzelnen Artikel – ohne Möglichkeit, irgendetwas daran zu verdienen. Das gilt für alle unsere Artikel, da wir Redaktion und Anzeigen selbstverständlich streng trennen. Geld verdienen wir durch den Verkauf von Anzeigen und die können wir verkaufen, weil wir Aufmerksamkeit erhalten und unsere Werbepartner diese auf sich ziehen wollen.

Öffentlich vs. privat

Zusätzliche Kosten drücken erheblich aufs Redaktionsbudget – der Kostenfaktor stört mich dabei nur vordergründig, die Konsequenzen aus Akkreditierungsgebühren und -bestimmungen sind viel drastischer. Im Ergebnis hölen sie eine freie journalistische Berichterstattung aus.

Im Gegensatz zu öffentlichen Einrichtungen müssen private Veranstalter erstmal keine Presse zulassen. Sie können sich auf ihr Hausrecht berufen, ob und wen sie zulassen. Doch wie privat ist eine Veranstaltung mit mehreren tausend Menschen? Und wie privat ist eine Veranstaltung, wenn diese unmittelbar oder mittelbar teilweise mit öffentlichen Geldern finanziert wird?

Das Filmfestival wird beispielsweise durch Sponsoren wie die Stadt Ludwigshafen, das Klinikum Ludwigshafen und die Technischen Werke Ludwigshafen mitfinanziert – also aus Mitteln der öffentlichen Hand. Dazu kommt der Großsponsor BASF und seit neuestem auch die Rheinpfalz. Ob die Rheinpfalz für ihre Reporter auch bezahlen muss oder ob das im “Sponsoring eingepreist” ist? – dazu gibt es keine transparente Information. Ein sicher erheblicher Teil der Filme, die gezeigt werden, ist über staatliche Filmfördermittel finanziert worden. Veranstalter ist die Festival des deutschen Films gGmbH. Also eine gemeinnützige GmbH, die teilweise oder ganz von der Steuerpflicht befreit ist, weil ihre Geschäftsziele ja dem “Gemeinwohl” dienen sollen.

Absurde Argumentation

Wenn solche Veranstaltungen mit Gebühren für Journalisten versehen werden – warum dann nicht auch Gemeinderatssitzungen? Absurd? Oder bei Demonstrationen? Die Polizei hat schließlich auch Aufwand. Nach der Logik des Filmfestivals könnte man darüber nachdenken. Auch Unternehmen könnten Gebühren verlangen, schließlich bezahlen die ja möglicherweise einen Pressesprecher, haben also Kosten. Die Filmfestival-Leitung argumentiert nach unserem Hinweis, dass wir nicht berichten, wenn wir eine Gebühr bezahlen müssen, per email folgendermaßen:

Filmfestivals kosten weltweit Akkkreditierungsgebühren, auch für Journalisten (lediglich Cannes verlangt keine Gebühren, zwingt aber dafür die Journalisten morgens um 8.30 Uhr ins Kino und erlaubt ihnen nicht den abendlichen Zutritt). Mit diesen relativ geringen Gebühren werden nur ein Bruchteil der Kosten ausgeglichen, die die Teilnahme der Fachgäste und Presse verursachen – beispielsweise den freien, unkomplizierten Zugang in jede gewünschte Filmvorführung. Es ist nicht möglich, diese vergleichsweise niedrigen Verwaltungsgebühren noch weiter zu reduzieren. Es sollte auch möglich sein, sie dem Auftraggeber und/oder Unternehmen in Rechnung zu stellen.

Zwei Euro die Stunde?

Je weniger frei die Medien berichten können, desto weniger klar kann man sich ein Bild machen.

Die Erklärung zeigt gleich mehrere Probleme auf. Viele Tageszeitungen zahlen ihren freien Mitarbeitern Zeilenhonorare von 20-50 Cent. Nehmen wir den Mittelwert von 35 Cent: Ein 80-zeiliger Artikel ergibt somit ein “Honorar” von 28 Euro. Und dem “Auftraggeber in Rechnung stellen” geht fast nirgendwo – die meisten Medien zahlen noch nicht einmal Fahrtkosten. Das heißt: Der erste Artikel holt noch nicht einmal die “vergleichsweise niedrigen Verwaltungsgebühren” herein. Der Aufwand für einen solide geschriebenen Artikel liegt bei mindestens zwei bis drei Stunden. Schreibt der freie Journalist also zwei “80-Zeiler” und hat dafür sechs Stunden gearbeitet, hat er nach Adam Riese 56 Euro – 30 Euro/6 Stunden = 4,33 Euro verdient. Kann er noch einen 80-Zeiler absetzen, schafft er es auf sensationelle 6 Euro Stundenlohn. Ohne die Akkreditierungskosten käme er auf 9,33 Euro/Stunde. Für eine hochqualifizierte Arbeit.

Zur Erinnerung: Die Rechnung gilt für angenommene 35 Cent, was eher im “oberen” Bereich angesiedelt ist. Bei 20 Cent sind es gerade mal 48 Euro würden abzüglich der “relativ geringen Gebühr” noch 2 Euro/Stunde, bei 50 Cent kämen 10 Euro/Stunde heraus. Wenn der freie Journalist auch noch anreisen und Unterkunft und Verpflegung bezahlen muss, geht die Rechnung weiter. Nehmen wir hier für Anreise und eine Übernachtung 200 Euro und den “Höchstsatz” von 50 Cent an. Dann müssen knapp 6 Artikel zu 80 Zeilen geschrieben werden, um 200+30 Euro zu bezahlen. Und dann nochmal zweieinhalb, damit 100 Euro für einen Tag übrig bleiben. Im Ergebnis schreibt der auswärtige Journalist also 8,5 Artikel zu je drei Stunden Aufwand, arbeitet also 25,5 Stunden, um 100 Euro vor Steuern “zu verdienen”. Und er ist ein Vermarktungsgenie – mir persönlich ist nicht bekannt, dass ein freier Journalist mit 8,5 Artikel zu einer Veranstaltung von irgendeiner Redaktion beauftragt wird.

Wer hier überleben will, kann keine Qualität in die Arbeit stecken. Im Ergebnis schreiben viele Journalisten Pressetexte einfach nur um. Eigene Recherche und eigene Gedanken sind zu viel Aufwand. Die umgeschriebenen Texte werden als vermeintlich “freie” Berichte veröffentlicht. Diese “beeinflusste” Veröffentlichung wiederum nutzen die Veranstalter, um damit für sich zu werben und “die Presse zu zitieren”. So ein Quatsch – sie zitieren sich selbst.

Ausverkauf des Journalismus

Viele Konzert- und Sportveranstalter gehen noch weiter. Sie reglementieren wann, wo und wieviel man berichten darf – insbesondere bei Fotos und Filmaufnahmen. Welchen Grund gibt es, dass man bei vielen Konzerten nur die ersten drei Lieder fotografieren darf? Einer liegt auf der Hand – die Künstler sehen noch frisch aus. Im vergangenen Jahr hat mich der Geschäftsführer von Demi-Promotion, Dennis Gissel, angeschrien, weil ich zum Ende eines Konzerts Überblickfotos gemacht habe. Die Folge: Wir berichten nicht mehr über die Veranstaltungen dieser Agentur.

Dabei geht es noch härter: Es gibt Vereine und Veranstalter, die sogar eine inhaltliche Kontrolle verlangen. Das heißt, sie sichern sich vertraglich das Recht bei der Bildauswahl. Eine freie Berichterstattung ist nicht mehr möglich. Noch härtere Gangarten gibt es auch: Beispielsweise die exklusive Festlegung auf ein Medium und die Abtretung aller Rechte. Das heißt, ein freier Journalist kann nur einmal verkaufen und danach ist sein Werk unentgeltlich in Händen der Agentur, des Künstlers, des Vereins.

Journalismus wird von vielen Veranstaltern schon längst als reines Marketinginstrument gesehen – wir sehen schwarz für die Zukunft der freien Meinungsbildung, wenn das nicht aufhört.

Unzumutbare Arbeitsbedinungen denken Sie jetzt vielleicht? Nein. Ein System, dass immer weitere Kreise zieht. Sind die Veranstaltungen noch klein, wird um Berichterstattung gebettelt, ist sie groß genug, um Macht auzuüben, wird Berichterstattung gesteuert und reglementiert. Warum wehren sich Journalisten nicht dagegen, fragen Sie? Ganz einfach, weil auch Journalisten Geld verdienen müssen und es, wenn es der eine nicht macht, immer noch einen anderen gibt, der es macht.

Andererseits sind manche Reglementierungen nachvollziehbar: Die Cebit lässt beispielsweise nur Journalisten zu, die nachweisen können, dass sie auch fachlich und regelmäßig berichten. Die Mitschuld daran tragen vor allem die beiden Journalistengewerkschaften Verdi und DJV – die hatten über Jahre Presseausweise an Hinz und Kunz inflationär ausgeteilt. Die Rechnung war einfach: Ich zahle 100 Euro für den Presseausweis und wenn ich vier Veranstaltungen zu 25 Euro frei besuchen kann, hab ich das Geld wieder drin. Der Presseausweis verkam so zur Rabattmarke.

Freie Meinungsbildung vs. mafiöse Strukturen

Die Cebit-Lösung ist vergleichsweise fair. Es kann auch andere Gründe für Beschränkungen geben – siehe den NSU-Prozess in München, wenn beispielsweise nur begrenzt Plätze zur Verfügung stehen. Hier kann man feste Vergaben mit Verlosungen und Pools mischen. Bei einem Pool einigen sich mehrere Medien auf einen Berichterstatter, dessen Material dann alle im Pool verwenden dürfen.

Akkreditierungsgebühren zwingen auch viele Journalisten zur Berichterstattung – auch, wenn sie auch welchen Gründen auch immer nicht berichten wollen, sondern der Besuch einer Veranstaltung eine Recherche für andere Zwecke ist. Ein Beispiel? Ein Kolumnist will über die Unterschiede von Besuchern von Rock-, Jazz- und Klassikkonzerten berichten. Also braucht er Eindrücke und muss mindestens drei Konzerte besuchen. Oder er will über einen Künstler schreiben, aber nicht über das jeweilige Konzert. Dann besucht er idealerweise mehrere Konzerte des Künstlers.

Jetzt könnte der Veranstalter kommen und fragen: Und was habe ich davon? Die Antwort ist einfach: Das, was alle von einer freien Presse haben. Die Chance, an einer freien Meinungsbildung teilzuhaben, die wesentliches Element für funktionierende Demokratien ist. Und noch besser: Freie Meinungsbildung aus Überzeugung zu unterstützen.

Und was haben Sie davon, liebe Leserinnen und Leser, bis zum Ende dieses Artikels gelesen zu haben? Sie können sich ebenfalls ihre Meinung bilden und sich fragen, wieso insbesondere Berichte über “Cannes”, über die “Berlinale” und andere Filmfestivals die immergleichen Bilder zeigen, die immergleichen Artikel hervorbringen. Und was ein System mit “ausgewählten” und vertraglich gebundenen Medienpartnern für Folgen hat – beispielsweise die korrupte Berichterstattung im Sport, wo Vereine, Politik und Wirtschaft teils mafiöse Strukturen ausgebildet haben. Unter Beteiligung der Medien.

Über das 61. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg haben wir übrigens noch berichtet – weil die Autorin ohne mein Wissen die Akkreditierungsgebühr schon bezahlt hatte. Weil ich mehr zahle als die sagenhaften 50 Cent, sie nicht reisen und übernachten musste und insgesamt neun Artikel geschrieben hat, hat sie gut verdienen können. Und das Filmfestival hat neun tatsächliche journalistische Berichte erhalten, die sehr gut aufgerufen worden sind und sicherlich das Interesse für das Festival fördern. Die künftigen Veranstaltungen müssen wie das Festival des deutschen Films ohne eine intensive Begleitung durch uns auskommen. Es ist nur ein Festival und es gibt viele andere spannende Themen, die wir gerne und intensiv für unsere Leser/innen recherchieren und schreiben.

Weiterführende Texte:
Berlinale 2009: Zu teuer für Journalisten?
Bilder nach Art des Hauses

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http://weinheimblog.de/10/warum-wir-nicht-uber-das-festival-des-deutschen-films-berichten/14887.html/feed 0
Vier Jahre Heddesheimblog: Wie aus Zufall ein System wurde http://weinheimblog.de/12/vier-jahre-heddesheimblog-wie-aus-zufall-ein-system-wurde/14707.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=vier-jahre-heddesheimblog-wie-aus-zufall-ein-system-wurde http://weinheimblog.de/12/vier-jahre-heddesheimblog-wie-aus-zufall-ein-system-wurde/14707.html#respond Sun, 12 May 2013 17:33:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=14707

Hardy Prothmann, Chefredakteur, in einem Beitrag von ARD-Morgenmagazin zur Krise des Journalismus.

Heddesheim/Rhein-Neckar, 12. Mai 2013. Das Heddesheimblog.de und die anderen Ortsblogs gibt es nun seit vier Jahren – wir freuen uns sehr, dass wir diese vier Jahre überstanden haben und uns vor Ort, in der Region und sogar darüber hinaus etablieren konnten. Ein Blick zurück ist immer auch einer nach vorne.

Von Hardy Prothmann

Ein Termin für unser Jubliläum ist nicht ganz einfach zu finden gewesen. Am 28. April habe ich den ersten Artikel aus und über Heddesheim veröffentlicht: “Alles gut oder alles schlecht mit Pfenning in Heddesheim?” Damals noch auf einer Unterseite bei blogger.de. Weil die Zugriffe schnell mehr wurden, zog das Heddesheimblog.de unter eigenem Namen auf einen eigenen Server um. Das war am 12. Mai 2009.

Im Dezember kam das Hirschbergblog.de dazu, im Februar 2010 das Ladenburgblog.de, im Novemer 2010 das Weinheimblog, im Januar 2011 das Rheinneckarblog.de, im April 2011 das Viernheimblog.de und Laudenbachblog.de, Hemsbachblog.de, Schriesheimblog.de, Dossenheimblog.de, Edingenneckarhausenblog.de und Ilvesheimblog.de starteten im Januar 2012. Wir haben also viele Starttermine für entsprechende Jubiläen. Die Entscheidung fiel auf den 12. Mai 2009, weil dieses Datum der Start einer für die Region neuen Form von Lokaljournalismus ist.

Vom Zufall zum Projekt…

Anfangs wollte ich der Heddesheimer Bevölkerung durch meine Recherchen aufzeigen, dass die lokale Monopolzeitung ihre Leserinnen und Leser schlecht informiert – ob aus Unvermögen oder planvoll lasse ich bis heute dahingestellt. Das Heddesheimblog ist also als eine Art “Bürgerjournalismus” gestartet – als Heddesheimer Bürger fühlte ich mich schlecht informiert und habe eine “Gegenöffentlichkeit” hergestellt. Ein blödes Wort – denn diese transparente Information ist ja alles andere als “gegen die Öffentlichkeit”. Aber so nennen viele sogenannte “nicht-etablierte” Medienangebote – etablierte Medien hätten meine journalistischen Recherchen nicht gebracht. Früher hötte niemand davon erfahren – dank Internet gibt es immer weniger Schweigespiralen.

So sah das Heddesheimblog vom 28. April bis 12. Mai 2009 aus.

 

Mit dem Umzug und dem Namen war das Heddesheimblog.de also in der Welt. Einen Plan, was das Heddesheimblog.de einmal werden sollte, hatte ich, ehrlich gesagt, nicht. Viel hat sich ergeben. Auch, dass ich, obwohl eigentlich chancenlos, plötzlich bei der Kommunalwahl 2009 als freier Kandidat die FDP-Liste gewonnen hatte und danach knapp drei Jahre als partei- und fraktionsfreier Gemeinderat im politischen Ehrenamt mitwirkte. Auch das besonders: Durfte ich journalistisch arbeiten und gleichzeitig Entscheidungsträger sein? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort – ich habe mit größtmöglicher Transparenz einen Weg gesucht, dies miteinander zu vereinbaren. Mit meinem Umzug nach Mannheim musste ich das Mandat abgeben, die Frage stellt sich also nicht mehr.

…zum System…

Viele andere Fragen stellen sich mir und meiner Redaktion jeden Tag. Bei Terminen, bei Themen, die wir bearbeiten. Spätestens 2010 reifte langsam, aber sicher der Plan, ein Netzwerk von Lokalzeitungen aufzubauen und dafür ein Unternehmen zu gründen. Mittlerweile freuen wir außerordentlich anerkannte Unternehmen als Werbekunden und sind als Medium in der Region ein Begriff – für die Leser wie für Institutionen und Behörden sowie große Teile der Politik. Und zwar weit über die Region hinaus, weil das Heddesheimblog.de in der Branche für eine hohe Aufmerksamkeit gesorgt hat. Denn die Journalismus-Branche erlebt eine extrem heftige Krise – mehrere Tageszeitungen wurden in den vergangenen Monaten eingestellt, allein seit Herbst 2012 haben rund 1.400 Journalisten und Mitarbeiter von Verlagen ihren Job verloren.

…gegen Filz….

Wir halten gegen den Trend und versuchen uns mitten in der Krise zu etablieren. Das ist mit sehr viel Arbeit, Energie und vor allem Überzeugung verbunden: Journalismus ist wertvoll und wichtig für funktionierende Demokratien. Und der kleinste, aber wichtigste Teil jeder Demokratie ist da, wo die Menschen leben – vor Ort. Also lokal. Aber insbesondere hier wird der Journalismus überwiegend von Monopolmedien gemacht, die häufig mit Politik, Wirtschaft und anderen verfilzt sind und mangels Konkurrenz erhebliche Qualitätsdefizite haben.

…für Aufklärung…

Die Macht der Meinung ist den verantwortlichen Personen in Politik und Gesellschaft wohl bekannt und der Kampf darum wird mit teils heftigen Mitteln geführt: Beleidigungen, nächtliche Telefonanrufe, Gewaltandrohungen, das Streuen von Gerüchten, Druck auf unsere Werbekunden, juristische Abmahnungen am Fließband – es gibt nichts, was ich noch nicht erlebt habe, in diesen vier Jahren. Wenn ich diese Schattenseite aufführe, dann, um transparent zu machen, wie “ernst” uns manche sehen. Denn unsere transparente Arbeit wird von allen, die keine Transparenz wünschen, gefürchtet. Mit großer Freude stelle ich aber fest, dass die Mehrheit der politisch interessierten Menschen unsere Arbeit schätzt – auch, wenn man vielleicht andere Standpunkte oder Meinungen vertritt.

Unsere redaktionelle Linie ist eine ganz traditionelle im Sinne der Aufklärung: Nur wer die Fakten und Meinungen anderer kennt, kann sich selbst eine Meinung bilden. Und sich beispielsweise über Kommentare selbst einbringen und zur Meinungsbildung beitragen.

Früher haben Journalisten als “Gatekeeper” bestimmt, was die Menschen erfahren haben. Heute gibt es das Internet und viele Journalisten haben bis jetzt noch nicht verstanden, dass sie längst nicht mehr die “Themensetzer” sind und über Herrschaftswissen verfügen. Mein kleines Team und ich arbeiten im Verbund mit anderen Teams in ganz Deutschland (Istlokal.de) daran, die sehr guten Errungenschaften des klassischen Journalismus durch moderne Elemente zu erweitern. Natürlich setzt Journalismus weiterhin Themen und natürlich wählt Journalismus Themen aus, weil man nicht über alles berichten kann – aber die Menschen können viel besser kontrollieren als früher, ob man seine Arbeit auch ordentlich macht. Und im Kontakt mit der Redaktion fließen viele Impulse der Leserinnen und Leser in unsere Arbeit ein.

…auch in der Zukunft…

Vier Jahre sind noch keine lange Zeit und angesichts der vielen Arbeit wie im Flug vergangen. Wir hoffen, auch in den kommenden Jahren mit spannenden Themen, investigativen Recherchen, kritischen Analysen aber auch unterhaltenden Beiträgen an der Meinungsbildung positiv teilhaben zu können. In 36 Jahren feiern wir dann hoffentlich den 40. Geburtstag.

An dieser Stelle möchte ich mich stellvertretend für das ganze Team bei allen Leserinnen und Lesern für die Aufmerksamkeit und bei sehr vielen Menschen für die gute Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken. Einige haben uns Glückwünsche übermittelt, was uns natürlich sehr freut.

Und dass, obwohl wir natürlich auch Fehler in dieser Zeit gemacht haben – insbesondere ich als verantwortlicher Redakteur. Hier bitten wir um Rücksicht – meine Kollegen und ich sind auch nur Menschen. Und wir machen unsere Fehler ebenfalls transparent, statt sie zu verschweigen. Auch das gehört zur öffentlichen Verantwortung.

…wie immer kritisch.

In den nächsten Tagen werde ich mich mit einer großen Bitte an Sie wenden – wir haben nach dem Vorbild unseres Berliner Partners Prenzlauerberg-Nachrichten.de einen Freundeskreis gegründet und würden uns freuen, wenn Sie diesem beitreten. Wir bieten unsere Informationen von Beginn an kostenfrei an und werden das auch so fortführen. Damit entgehen uns allerdings Einnahmen, die wir mit einem Verkauf erzielen könnten. Wir wollen aber niemanden zwingen, den “ganzen Sack” kaufen zu müssen, wenn man nur Teile benötigt. Also werben wir um Ihren freiwilligen “Abo”-Betrag als Gegenleistung für unsere Arbeit.

Ganz besonders freue ich mich über Grußworte, die uns in den vergangenen Tagen erreicht haben, uns loben, aber auch kritisch kommentieren – der Artikel wird durch weitere Grußworte ebenfalls in den nächsten Tagen ergänzt werden.

Vier Jahre sind rum – wir freuen uns auf die nächsten vier.

In diesem Sinne

Ihr

Hardy Prothmann & Team

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http://weinheimblog.de/12/vier-jahre-heddesheimblog-wie-aus-zufall-ein-system-wurde/14707.html/feed 0
“Ich freu’ mich wie ein Schnitzel” http://weinheimblog.de/03/ich-freu-mich-wie-ein-schnitzel/14088.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ich-freu-mich-wie-ein-schnitzel http://weinheimblog.de/03/ich-freu-mich-wie-ein-schnitzel/14088.html#respond Wed, 03 Apr 2013 08:00:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=14088 Mannheim/Rhein-Neckar, 03. April 2013. (red/ld) Lydia Dartsch war seit vergangenem September als freie Mitarbeiterin für uns tätig. In den kommenden 20 Monaten wird sie als Volontärin eine praxisnahe journalistische Ausbildung bei uns absolvieren und über die vielen spannenden Themen der Region berichten. Während des Volontariats wird sie in verschiedenen Redaktionen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland gastieren. Schon im Mai geht es für eine Woche nach Straßburg. Dort wird sie während der Sitzungswoche am Europäischen Parlament die Abgeordnete der Grünen, Franziska Brantner, begleiten. Ihre Vorliebe für den Lokaljournalismus hat sie als freie Reporterin bereits entdeckt. Ihr Credo: Auch Kleintierzuchtvereine bieten Stoff für “Gänsehaut”.

Von Lydia Dartsch

Lydia Dartsch ist ab sofort Volontärin beim Rheinneckarblog. In den kommenden 20 Monaten lernt sie das Lokalbloggen mit allem, was dazu gehört und freut sich schon auf die vielen Außenstationen bei Partnerblogs, Tageszeitung, Funk und Fernsehen. Foto: Timo Tamm

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

ich freu’ mich wie ein Schnitzel über dieses Volontariat, das mich in den kommenden 20 Monaten durch die Region und das gesamte Bundesgebiet führen wird. In verschiedenen Redaktionen werde ich das Handwerk des Lokaljournalismus erlernen; mit allem, was dazu gehört.

Die Region bietet viele spannende Geschichten

Berlin, Paris, Washington – die Brennpunkte der Weltpolitik haben mich nie so sehr gereizt, wie die Geschichten, die es vor der Haustür zu erzählen gibt. Ein Erntedankfest an einer katholischen Kirche in Mannheim-Sandhofen war vor einigen Jahren mein Erweckungserlebnis. Als freie Reporterin für den Mannheimer Morgen sollte ich für kleines Zeilenhonorar zwischen 60 und 80 Zeilen füllen. Wen interessiert der Stand mit den Basteleien und das Angebot an gespendetem Kuchen?, fragte ich mich damals. Niemanden! Eine halbe Stunde später hatte ich dann die interessante “Story”: Der Pfarrer der Kirche leistet volle Arbeit, wurde aber nur für eine dreiviertel Stelle bezahlt. Schuld war der Rückgang der Gemeindemitglieder und der Priestermangel, der sich unmittelbar in den eigenen Stadtteilen abzeichnete.

Die Region ist spannend. Das habe ich besonders in den vergangenen Monaten gemerkt: Ob die Strickguerilla aus Viernheim, die kürzlich (durch meinen Bericht motiviert) sogar im Mannheimer Luisenpark zugeschlagen hat oder der Wandel der Schullandschaft in Hemsbach, Heddesheim, Heidelberg und den anderen Gemeinden in unserem Berichtsgebiet. Es gibt viel Interessantes zu entdecken und Wissenswertes zu erzählen. Und manchmal auch Schockierendes wie der Prozess gegen einen Sexualstraftäter am Landgericht Frankenthal. Oder Kulturelles wie das Internationale Filmfestival Mannheim/Heidelberg. Entscheidend ist: Unsere Berichte betreffen die Menschen direkt. Und über das Internet haben wie zu jeder Zeit an jedem Ort Zugriff auf unsere Informationen.

Wie die EU vor Ort wirkt, wird mein Fokus in Straßburg sein. Das Volontariat wird mich auch zu den Netzwerk-Mitgliedern des Verbands istlokal.de führen – nach Berlin zu den Prenzlauerberg-Nachrichten.de und zur Tegernseerstimme.de. Ich werde auch bei einer großen Tageszeitung gastieren (welche, wird noch nicht verraten) und die Arbeit einer Pressestelle kennenlernen. Stationen bei Funk und Fernsehen werden gerade noch verhandelt. Klar ist: Die Packung Journalismus, die ich erhalte, wird sehr kompakt sein.

Ich will alles ausprobieren.

2004, während meines Studiums der Politikwissenschaft und Anglistik (M.A.) an der Universität Mannheim, begann ich, journalistisch zu arbeiten: Zunächst beim Tageszeitungsprojekt “Der Mannheimer”, dann als freie Mitarbeiterin für das Mannheimer Wochenblatt sowie für die Lokalredaktion und die Stadtteilseiten des Mannheimer Morgen. Ich wollte alle journalistischen Formen ausprobieren. Deshalb absolvierte ich Praktika beim Mannheimer Morgen, bei Radio Regenbogen, dem Rhein-Neckar-Fernsehen, beim SWR4-Kurpfalzradio und Hitradio FFH.

Ein Volontariat zu bekommen, ist schwer und die Konkurrenz ist riesengroß: Meine Bewerbungen wurden entweder kommentarlos oder unter fadenscheinigen Begründungen abgelehnt; sogar von den Redaktionen, für die ich jahrelang arbeitete. Ein Personalverantwortlicher brachte es bei einem Assessmentcenter auf den Punkt:

Sie sind zu digital aufgestellt.

Er meinte, ich könnte schreiben, Radiobeiträge produzieren und Fernsehbeiträge erstellen. All das schien nicht Bestandteile der Voraussetzungen zu sein, die ein Verlag im digitalen Zeitalter an seine Volontäre stellte. All das sind wesentliche Voraussetzungen, um bei einer Internetredaktion arbeiten zu können. Und nachdem meine Fähigkeiten seit September ausgiebig getestet wurden, habe ich diesen spannenden Ausbildungsplatz erhalten.

Umso mehr freue ich mich also, hier angekommen zu sein. In der Lokalberichterstattung ist jedes journalistisches Genre möglich: Ich freue mich auf Theaterkritiken von Laienspielgruppen wie vom Nationaltheater und auf viele Reportagen und Portraits über interessante Menschen, mit denen Sie Tür an Tür leben. Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft – all das bietet Lokaljournalismus in Hülle und Fülle. Und ich kann mit Text, Fotos und Videos berichten, bin über Social Media in Kontakt mit den Menschen – das ist großartig.

Mit meinem Chef, Hardy Prothmann, habe ich einen versierten Ausbilder, der vom Print kommt, viel für Hörfunk und Fernsehen gearbeitet hat, lokalen und überregionalen Journalismus kennt, als Gründungsmitglied von Netzwerk Recherche bestens in der Republik vernetzt ist und seit Jahren das Internet als Zukunft des Journalismus propagiert – wie recht er hat, erkennt man an den enormen Problemen der Printmedien und an den Veränderungen der Sendeanstalten wie dem Bayerischen Rundfunk, der künftig keine Trennung zwischen Hörunk, Fernsehen und Internet mehr kennen wird. Der Anspruch hier ist einfach beschrieben: kritisch, unabhängig, meinungsstark. Wir sind ein kleines Team – aber ein feines und unsere Berichterstattung sorgt immer wieder für große Aufmerksamkeit.

In die Saiten greifen und Abtauchen muss auch mal sein.

Wenn die Finger vom vielen Tippen brennen oder das Handgelenk nach der Recherche schmerzt und der Kopf nach dem Durchsehen von Sitzungsunterlagen und anderem Material brummt, greife ich zuhause zu einer meiner Gitarren, jogge meine fünf Kilometer den Neckar entlang oder gehe schwimmen. In diesem Sommer könnte ich auch mal wieder Tauchen gehen: Hier gibt es genug Seen, die ich noch nicht erkundet habe. Wie die lokalen Themen werden die lokalen Seen unterschätzt.

Wenn Sie ein Thema haben, über das ich unbedingt berichten sollte, schreiben Sie mir unter lydia.dartsch(at)rheinneckarblog.de oder auf Facebook. Und wenn Sie mir positive wie negative Kritik zukommen lassen wollen – bin ich daran sehr interessiert.

Darüber hinaus freue ich mich auf ein leckeres Schnitzel bei der nächsten Hauptversammlung eines der vielen Vereine – Bratwurstjournalismus werden Sie allerdings von mir keinen geboten bekommen. Die Wettergötter, Gerstensäfte, Floriansjünger, Pedalritter, das leibliche Wohl oder Verben wie “schmunzeln” hat mir mein Chef schon vor dem Volontariat ausgetrieben. Manchmal muss ich darüber “schmunzeln”, wie herrlich er sich über solche Begriffe aufregen kann. ;-)

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http://weinheimblog.de/03/ich-freu-mich-wie-ein-schnitzel/14088.html/feed 0
Wie kommen eigentlich Originalzitate in die Zeitung? http://weinheimblog.de/08/qwie-kommen-eigentlich-originalzitate-in-die-zeitung/13595.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=qwie-kommen-eigentlich-originalzitate-in-die-zeitung http://weinheimblog.de/08/qwie-kommen-eigentlich-originalzitate-in-die-zeitung/13595.html#comments Fri, 08 Mar 2013 14:58:18 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=13595 Weinheim, 08. März 2013. (red/pro) Die Tageszeitung Weinheimer Nachrichten ist ein sehr besonderes Medium. Der Redaktion gelingt das Unmögliche: Sie berichtet mit einer Vielzahl von wörtlichen Zitaten aus der vergangenen Gemeinderatssitzung – und dass, obwohl kein Mitarbeiter der Redaktion zugegen war. Ist das Voodoo, Zauberei? Oder verfügen die Mitarbeiter dieses Provinzblatts über ganz außerordentliche investigative Fähigkeiten? Wir wollten das gerne genauer wissen und haben nachgefragt. Das Ergebnis: Intransparentes Schweigen.

Von Hardy Prothmann

Wie kann man jemanden wörtlich zitieren, den man nicht hat sprechen hören? Diese Frage möchte die Zeitung nicht beantworten. Quelle: Weinheimer Nachrichten

Verbraucher wollen wissen, was im Essen ist. Welche Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Zusatzstoffe. Sie wollen kontrollierte Qualität erhalten und haben ein Recht darauf, dass die Kennzeichnungen auf Produkten verlässlich sind. Auch für andere Produkte gelten Qualitätskriterien und Normen. Und die Zeitungen behaupten von sich, “Qualitätsjournalismus” zu liefern. Das kann nun alles heißen. Doch ein transparenter Umgang mit “Inhaltsstoffen” sollte auch für  Medien gelten: Woher kommen welche Informationen? Wie hat man sie erhalten? Wie verarbeitet?

Klar – manchmal muss man Quellen auch schützen. Aber das ist selten der Fall. Ein transparenter Umgang mit Informationen erhöht aber deutlich die Glaubwürdigkeit von Medien. Die Weinheimer Nachrichten haben wir schon mehrfach kritisch besprochen, weil diese Zeitung wie viele andere auch, ihre Leser/innen täuscht. Täglich erscheinen eine Vielzahl von Artikeln, die so aussehen, als seien sie redaktionell-journalistisch von der Zeitung erarbeitet. Tatsächlich handelt es sich aber um zugesandte Informationen. Der einzige Hinweis ist ab und an ein vorzugsweise im Nebensatz versteckter Hinweis: “wie xy in einer Pressemitteilung schreibt”. Nicht erkennbar ist, ob sich das auf den gesamten Text, den Absatz oder nur den Hauptsatz bezieht.

Aktuell hat die Zeitung einen Bericht veröffentlicht, bei dem sie mehrere Gemeinderatsmitglieder umfangreich wörtlich zitiert. So, als hätte ein Mitarbeiter der Zeitung diese Zitate mit eigenen Ohren gehört und sei dabei gewesen. Tatsächlich war aber kein Mitarbeiter mehr anwesend, als zum Thema verhandelt worden ist.

Das ist mehr als kurios. Wir haben deshalb einen der Redaktionsleiter, Carsten Propp, angeschrieben, um das Rätsel zu lösen. Nachdem wir vier Tage keine Antwort erhalten haben, veröffentlichen wir die Anfrage und eine frei erfundene Antwort.

Unsere email-Anfrage vom 02. März zu dubiosen Zitattechniken

Sehr geehrter Herr Propp,

in der Ausgabe der Weinheimer Nachrichten findet sich am 1. März ein Bericht:

“Gemeinderat: Gemeinschaftsschule in Hemsbach ergänzt Angebot”

Darin werden verschiedene Gemeinderäte wörtlich zitiert. Beispiel:

Wolfgang Metzeltin (SPD) und Cornelia Münch-Schröder (GAL) lobten das Projekt und freuten sich, dass es in Hemsbach eine solche Schule geben soll. Dies sei eine optimale Ergänzung zur Weinheimer Schullandschaft, wo man keinen Bedarf nach einer Gemeinschaftsschule gesehen hatte. „Mit einem Angebot in der Nachbarschaft ist auch dieses Spektrum nun abgedeckt“, freute sich Metzeltin. „Dass die Schülerinnen und Schüler länger gemeinsam lernen, das wünschen wir uns schon lange“, ergänzte Münch-Schröder.

Mal abgesehen davon, ob die Zitate korrekt sind – welche Mitarbeiter der Weinheimer Nachrichten hat die notiert? Sie haben die Sitzung vor 19 Uhr verlassen und Ihr Kollege gegen 20 Uhr. Die Debatte zum Thema fand so gegen 20:40 Uhr statt.

Eventuell haben Sie sich die Zitate ja berichten lassen. Doch von wem? Von Stadträten? Im Bericht Ihrer Zeitung ist leider wie üblich keine anständige Quellenangabe vorhanden. Vielmehr erweckt der Bericht den Eindruck, als habe ein Mitarbeiter Ihrer Zeitung die Debatte verfolgt und Zitate notiert.

Können Sie mir erklären, wie das sein kann?

Weiter fehlen ganz wesentliche Elemente der Debatte: Beispielsweise Nachfragen des CDU-Stadtrats Thomas Bader an den Oberbürgermeister Heiner Bernhard und ein ideologischer und vollkommen überzogener Angriff des Grünen-Stadtrats Hans-Ulrich Sckerl auf Herrn Bader, der nur fragte, ob der Schulzweckverband eventuell in Zukunft hohe Kosten für die Stadt mit sich bringt.

Wieso wird ein so zentraler Teil der Debatte in der Zeitung nicht berichtet?

Sie erkennen, ich habe sehr wesentliche Fragen an Sie, die absolut relevant für die Weinheimer Öffentlichkeit sind, die sicherlich sehr interessiert ist, wie ein Medium, dem die Menschen vertrauen möchten, tatsächlich arbeitet und wie Berichte zustande kommen. Sie wissen schon – Transparenz ist das Stichwort.

Sie persönlich stehen ja für Qualitätsjournalismus ein. Zum 25-jährigen Jubiläum der Initiative Tageszeitung, einem Zusammenschluss von engagierten Zeitungsmachern, waren Sie wie ich auch in Berlin zur Feier (ich bin kein Mitglied, ich vermute aber, Sie sind eins oder die Weinheimer Nachrichten). Als Teilnehmer im Zuschauerraum haben Sie sich überzeugen können, das ich als Podiumsteilnehmer der Diskussion um die Zukunft der Zeitung ein vehementer Verfechter des Qualitätsjournalismus bin – wenn ich auch nicht davon überzeugt bin, dass dieser gedruckt sein muss. Wir ziehen also an einem Strang – also in Sachen Qualität hoffe ich – insofern bin ich überzeugt, dass Sie für Aufklärung sorgen und meine Fragen umfassend beantworten und Nachfragen aufgeschlossen sind.

In diesem Zusammenhang würde mich auch sehr interessieren, wieso die Weinheimer Nachrichten immer nur “versteckt” die Herkunft von Informationen “transparent” machen. Sicher, in einem Halbsatz wird meistens etwas in der Art geschrieben “wie die Stadt in einer Pressemitteilung bekannt gibt” – aber der Rest liest sich so, als sei er redaktionell erarbeitet worden. Kein Wunder, der Pressesprecher der Stadt, Roland Kern, ist ein früherer Journalist und versteht sein Handwerk.

Wir übernehmen häufig seine Presseinformationen, weil sie “den Kern” der Sachen schildern und wir dankbar sind, unseren Leser/innen Informationen anbeiten zu können, die wir sonst personell nicht leisten könnten. Aber wir würden niemals auf die Idee kommen, so zu tun, als seien diese Fremdinformationen Produkte unserer Redaktion. Wir schreiben immer die Quelle dazu und kennzeichnen die Texte als Zitat. Die Weinheimer Nachrichten hingegen verwenden das Kürzel WN. Der unbedarfte Leser muss meinen, es handle sich um einen Bericht der Weinheimer Nachrichten.

Wir gehen bei unserem Bemühen um Transparenz noch weiter und zollen Respekt: Herr Kern schreibt immer mal wieder sehr schön lesbare Autorenstücke. In Absprache mit ihm nennen wir ihn mit “Von Roland Kern” als Autor. Am Ende des Artikels informieren wir unsere geneigten Leser/innen darüber, dass Herr Kern Pressesprecher der Stadt ist. Die Leser/innen können dann selbst entscheiden, ob es sich um eine “unabhängige” Berichterstattung handelt oder nicht. Aus unserer Sicht ist sie auf jeden Fall eine dokumentarische. Damit haben wir kein Problem.

A propos Problem. Wie uns zugetragen worden ist und was wir in einer Anfangsrecherche bestätigt gefunden haben, sind Sie, Herr Propp, nicht nur Redaktionsleiter der Weinheimer Nachrichten, sondern gleichzeitig Pressesprecher eines großen Sportvereins in Weinheim. Diese Doppelfunktion ist aus unserer Sicht sehr erstaunlich.

Für mich drängt sich hier natürlich sofort die Frage auf, was diese Doppelfunktion für die journalistisch Berichterstattung bedeutet. Schreiben Sie als Pressesprecher Texte, die die Weinheimer Nachrichten dann mit einem kurzen Hinweis auf eine Pressemitteilung des Vereins verklausuliert als redaktionelle Berichterstattung darstellen? Ist so etwas tatsächlich vorstellbar?

Oder verhält es sich anders: Sie wechseln den Hut des Redakteurs durch den des Sportfunktionärs und lassen sich von einem kritischen Kollegen (sorry, unabhängigen Zeitungsjournalisten der Lokalpresse Weinheimer Nachrichten) interviewen und stehen für Auskünfte bereit?

Das ist sehr verwirrend und ich glaube, ich sollte die Initiative Tageszeitung befragen, ob eine Doppelfunktion dieser Art für die Zukunft des Qualitätsjournalismus förderlich sein kann.

Ich habe Ihnen jetzt einen langen, freundlich-interessierten Brief geschrieben, Herr Propp. Sie verzeihen, wenn ich auf den “Kollegen” vorerst verzichte.

Zusammenfassend:

Woher stammen die wörtlichen Zitate aus der Gemeinderatssitzung?
Wieso zeigen die Weinheimer Nachrichten nicht transparent ihre Quellen auf?
Wie vereinbaren Sie Ihre Funktionen als verantwortlicher Redakteur einer Tageszeitung mit der des Pressesprechers eines Vereins, über den oft in der Zeitung berichtet wird.

Ich freue mich auf Ihre Antworten.

Schöne Grüße
Hardy Prothmann

In Ermangelung einer Antwort veröffentlichen wir eine frei erfundene, satirische Antwort.

Sehr geehrter Herr Prothmann,

können Sie nicht einfach wieder dahin zurückgehen, wo Sie hergekommen sind?

Kein Mensch braucht Ihre blöden Fragen und dieses nörglerische Getue von wegen Transparenz, Wahrhaftigkeit und diesem Mist.

Was in der Zeitung steht, ist die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.

Für wen halten Sie sich eigentlich? Glauben Sie im Ernst, dass irgendjemand die Wahrheit interessiert?

Ich bin kein popeliger Pressesprecher, sondern sogar Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit der TSG Weinheim und sogar im geschäftsführenden Vorstand. Wo bleibt Ihr Respekt? Investigativer geht’s doch gar nicht. Besser ich schreibe die Artikel und suche die Informationen zusammen als irgendso ein Vereinsdepp und einer von uns muss den Müll dann mühevoll in ein annehmbares Deutsch zurückübersetzen. Das nennt sich Synergie, Win-Win, Sie Wichtigtuer.

Das machen wir als hochprofessionelles Medium überall so. Wir nehmen die Text der Stadtverwaltung Weinheim und setzen Sie in die Zeitung mit dem Kürzel WN. Schließlich haben wir Arbeit damit, wir drucken das und liefern es aus. Also gehört diese Leistung uns. Das ist demnächst sogar gesetzlich als Leistungsschutzrecht geschützt. Wie übrigens auch das von Ihnen verwendete Zitat – in Zukunft bekommen Sie dafür von uns eine saftige Rechnung.

Unsere Leser müssen nur das wissen, was wir objektiv wollen. Und wir wissen, was unsere Parteivertrauten, vor allem aus der SPD, sagen, was wir wissen und zu schreiben haben. Ebenso von den Anzeigenkunden. Die wissen schließlich am besten, was für die jeweilige Klientel das Beste ist. Und das machen schließlich alle so. Das ist ein bewährtes System.

Das war schon immer so und nur weil Sie das stört, werden wir daran noch lange nichts ändern. Und solche Leute wie der Bader, der schon ewig keine Anzeigen mehr bei uns schaltet – wieso sollte der vorkommen? Geht’s noch? Glauben Sie, wir machen das alles nur aus einer “Verpflichtung der Öffentlichkeit” gegenüber? Auf welchem Stern leben Sie denn?

Und was meinen Sie mit unbedarfte Leser? Ist uns doch egal, wer der Leser ist, Hauptsache, das Abo ist bezahlt. Und zwar pünktlich.

Sie mit Ihrem ganzen Gedöns von Qualität sind doch nur ein Selbstdarsteller, den keine Zeitung haben wollte. Genausowenig wie Zeitungen dieses Idioten-Internet brauchen.

Und damit Sie es wissen: Wir werden Sie einfach weiter ignorieren. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir auch nur einem unserer Leser zumuten, seine bislang gewohnte Sicht der Welt zu verändern?

Selbst der Oberbürgermeister spricht immer nur von Zeitungen und nicht von Blödmann-Blogs. Reicht Ihnen das als Antwort?

Mit genervten Grüßen

C.P.

P.S. Diese Nachricht ist streng vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

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http://weinheimblog.de/08/qwie-kommen-eigentlich-originalzitate-in-die-zeitung/13595.html/feed 5
Bürgermeister Dr. Fetzner im Interview auf Facebook http://weinheimblog.de/11/burgermeister-dr-fetzner-im-interview-auf-facebook/12192.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=burgermeister-dr-fetzner-im-interview-auf-facebook http://weinheimblog.de/11/burgermeister-dr-fetzner-im-interview-auf-facebook/12192.html#respond Fri, 11 Jan 2013 08:40:32 +0000 Redaktion http://istlokal-medien.de/weinheimblog/?p=12192 Weinheim/Rhein-Neckar, 11. Januar 2012. (red) Das Weinheimblog startet heute ein vermutlich deutschlandweit erstmaliges Format: Das Facebook-Interview. Weinheims Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner stellt sich unseren Fragen heute ab 16:00 Uhr auf der unserer Facebook-Seite. Nachdem wir unsere Fragen gestellt haben, sind die Leser/innen herzlich eingeladen, ebenfalls Fragen an den Bürgermeister zu stellen.

Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner zeigt sich neugierig und ist seit vergangenen Oktober auch bei Facebook aktiv.

Das Weinheimblog.de ist ein journalistisches Medium, das alle unsere Leser/innen kostenfrei nutzen können. Unser Veröffentlichungskanal ist das Internet. Bei unserer Arbeit nutzen wir auch soziale Medien wie Facebook und Twitter – um unsere Informationen zu verbreiten, aber auch, um Informationen zu erhalten. Wir stehen mit vielen Facebook-Nutzern in unseren zehn Gemeinden des Landtagswahlkreises Weinheim in Kontakt, darüber hinaus auf dem Rheinneckarblog.de mit Menschen in Nordbaden und der Metropolregion und darüber hinaus in ganz Deutschland und überall in der Welt – das ist das Internet.

Weltweit ist lokal und lokal ist weltweit.

Das WorldWideWeb ist zwar das “weltweite Netz”, aber es ist überall auf der Welt auch regional und auch lokal. Vor allem lokale Politiker und Gemeinderäte haben immer noch Probleme damit, weil sie eigentlich nur “die Zeitung” kennen und dubiose Ängste vor dem Internet haben, die auch von “der Zeitung” geschürt werden. Nicht so Weinheims Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner – der ist neugierig, experimentiert und will dazulernen. Das gilt auch für uns.

Chefredakteur Hardy Prothmann arbeitet seit 2009 als Journalist fast ausschließlich nur noch im und mit dem Internet. Er ist Mitgründer von istlokal.de, einem bundesweiten Netzwerk von lokaljournalistischen Internetangeboten.

Chefredakteur Hardy Prothmann hat 1991 ganz klassiche bei “der Zeitung” begonnen, ab 1994 auch für für Radio und Fernsehen von ARD/ZDF gearbeitet und seit etwa zehn Jahren immer mehr für das Internet. 2004 berichtete er als Korrespondent über den Tsunami in Thailand für Spiegel, Spiegel Online, Focus, Welt, Handelsblatt, Financial Times, SWR und ARD – seine Werkzeuge: Ein Mobiltelefon, Kamera und Notebook. Seine Redaktion waren Internet-Cafés, in denen er zusätzliche Informationen recherchierte, mit Redaktionen kommunizierte und seine Berichte verschickte. Bis heute schreibt er immer wieder auch für Printmedien, aber das Hauptmedium ist mit dem Entstehen des Heddesheimblog das Internet. Bundesweit gilt das Blognetzwerk aus mittlerweile elf Ortsblogs und einem Regionalblog als Vorzeigemodell. In vielen anderen Städten und Gemeinden wurden am Vorbild Heddesheimblog orientiert neue lokaljournalistische Angebote gegründet.

Experimentfeld Internet

Das neue Medium lädt zum Experimentieren ein. Deswegen versuchen wir ein neues Format, dass die klassische Interviewsituation auflöst. Für die Zeitung werden Interviews ohne Publikum geführt. Im Radio oder Fernsehen kann Publikum nur zuhören-/schauen. Im Internet kann man mehr: Nämlich selbst mitmachen, man kann zusätzliche Informationen anbieten. Man ist vernetzter.

Gestern haben wir nachstehende Einladung auf Facebook veröffentlicht und hoffen auf rege Beteiligung. Sie können einfach nur mitlesen oder sich selbst einbringen oder Fragen an die Redaktion stellen, die wir dann stellvertretend fragen.

Wenn Sie nicht bei Facebook angemeldet sind, können Sie das Interview trotzdem verfolgen. Dazu rufen Sie unsere Facebook-Seite auf.

Liebe Facebook-Freunde des Weinheimblog,

wir probieren morgen mal etwas aus, was vielleicht keine “Weltneuheit” ist, aber mit Sicherheit sehr neu und innovativ: Ein Live-Interview auf Facebook mit einem Politiker/Amtsträger.

Wir haben für Freitag, den 11. Januar 2013, 16 Uhr mit dem Ersten Bürgermeister Dr. Thorsten Fetzner ein “Jahresinterview 2013″ verabredet.

Der Ablauf ist klassisch – wir fragen, der BM antwortet. Nach etwa 15-20 Minuten fordern wir die Mitleser auf, selbst Fragen an den BM zu stellen. Wer nicht selbst mit Namen auftauchen möchte, kann uns per email an [email protected] oder hier auf Facebook seine Fragen schicken, die wir dann stellvertretend als “Leserfrage” stellen.

Und wer vorab schon Fragen stellen möchte, kann das ab sofort tun, dann bitte aber an [email protected] – wir bündeln die dann thematisch und werden diese morgen stellen.

Geplant ist ein rund einstündiges Interview. Ende muss spätestens 17:15 Uhr sein, weil Herr Dr. Fetzner dann terminliche Verpflichtungen hat.

Hinweis: Wir bitten um einen höflichen Umgangston, das versteht sich von selbst. :-)
Sollte sich jemand nicht dran halten, müssten wir blockieren, was bedauerlich wäre.

Und: Wir danken vorab Herrn Bürgermeister Dr. Fetzner, dass er sich auf das Experiment einlässt. Wir kennen wenige Amtsinhaber, die sich so mutig und experimentierfreudig zeigen.

https://www.facebook.com/torsten.fetzner?ref=ts&fref=ts

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Eskalierende Berichterstattung http://weinheimblog.de/15/eskalierende-berichterstattung/10270.html?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=eskalierende-berichterstattung http://weinheimblog.de/15/eskalierende-berichterstattung/10270.html#respond Mon, 15 Oct 2012 04:01:00 +0000 Redaktion http://weinheimblog.de/?p=10270

Ein Jugendlicher zerstört eine Scheibe und die RNZ suggeriert aufgrund einer “Zeugenaussage”, die Polizei sei schuld, weil zu “rabiat”. Gehts noch?

 

Rhein-Neckar/Schriesheim, 15. Oktober 2012. (red/pro) In Schriesheim gab es vor kurzem so etwas wie Chaostage. Rund 250 zum Teil heftig besoffene Jugendliche treffen sich einer “Abrissparty”. Rund 50 eilig herbeieilende Polizisten bekamen die Lage aber in den Griff. Die “Qualitätspresse” sieht das anders. Und pumpt einen 20-jährigen Chaos-Beteiligten zum “Kronzeugen” auf.

Von Hardy Prothmann

Nein, ich mache jetzt keine Namensanspielungen zum Beitrag von Carsten Blaue in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 09. Oktober 2012 mit der Überschrift:

Sorgte die Polizei für eine Eskalation?

Aber ich frage mich sehr wohl, was den RNZ-Journalisten dazu treibt, eine solche Überschrift zu formulieren und einen Beitrag zu verfassen, der jeden aufmerksamen Leser vollständig erschüttert zurücklässt: Ist dieser Artikel ein Beispiel für den angeblichen Qualitätsjournalismus der Tageszeitungen?

Abriss”birnen”

Zur Sachlage: Am Abend des 05. Oktobers 2012 finden sich in Summe rund 250 Jugendliche in Schriesheim zusammen, um an einer “Abrissparty” teilzunehmen. Sie rotten sich in Gruppen zusammen, saufen mitgebrachte Alkoholika, werden auffällig und die Polizei reagiert. Insgesamt rund 50 Streifenbeamte der Polizeidirektion Heidelberg, unterstützt durch das Polizeipräsidium Mannheim treffen in Schriesheim ein, errichten Kontrollpunkte und versuchen die Lage zu klären.

Die Mannheimer Beamten kennen sich vor Ort nicht aus – das geht auch vielen Heidelberger Polizisten so. Für einen Einsatzplan bleibt keine Zeit. Der Einsatz kommt überraschend. Und man “jagt keine Verbrecher”, sondern betrunkene Jugendliche, die unter der Woche sicher Mamas und Papas Liebling sind. Brave Kinder im Alkoholausstand.

Chaos-Nacht in Schriesheim

Die Jugendlichen zerdeppern Flaschen auf der Straße (welche, spielt keine Rolle, es hätte überall sein können), vermüllen den Platz vor einem früheren Handelsmarkt, demolieren zwei Autos, schlagen die Türscheibe einer Bahn ein, gröhlen, beleidigen und provozieren Beamte.

Die Jugendlichen werden abgeschirmt, begleitet, in kleinen Gruppen in die Bahnen gesetzt. Nach vier bis fünf Stunden ist der Spuk am Freitagabend kurz vor Mitternacht vorbei. Die Lage ist beruhigt.

In der Folge schreibt ein 20-jähriger eine email an die Rhein-Neckar-Zeitung. Die Zeitung nennt den Namen des email-Schreibers, sein Alter und seinen Wohnort. Dass sie dabei gegen jede Grundregel des Quellenschutzes verstößt, ist Redakteur Carsten Blaue scheinst, vollständig egal.

Quellenverbrennung

Guter Journalismus bewahrt “Quellen” auch vor Selbstschaden. Den hat der junge Mann jetzt. Denn er wird für einen vermeintlichen “Scoop” (journalistische Aufdeckung) glasklar missbraucht. Es gibt journalistisch überhaupt keinen Grund, Namen, Alter und Wohnort und “Status” des Informanten als “Beteiligten” zu nennen – außer die Folgen für den Informanten sind einem RNZ-Journalisten einfach nur egal. Jeder “Informant” sollte es sich genau überlegen, ob man dieser Zeitung trauen kann.

Die Rhein-Neckar-Zeitung stellt tatsächlich wegen der Behauptung eines einzelnen, jungen “Erwachsenen” den Einsatz der Polizei in Frage. Fragen zu stellen, ist journalistisch absolut legitim. Geradezu notwendig. Aber welche Fragen wurden gestellt?

Jugendliche in Abrisslaune randalieren, die Polizei bekommt die Lage in den Griff und die Zeitungsberichterstattung “eskaliert”.

 

“Blaues Sicht” – null Recherche

Der junge Mann behauptet, die Polizei sei “rabiat” gewesen. Hier muss man nachhaken. Was meint das? Hat die Polizei etwa klare Ansagen gemacht? Oder auch ein bisschen “gedrängelt”?

Der junge Mann behauptet laut der Zeitung aber auch, die Polizei sei “gewalttätig” gewesen. Und spätestens hier ist Schluss mit lustig. Gewalt hat Konsequenzen: Hämatome, blaue Augen, Platzwunden, Verletzungen eben.

Sind Verletzungen dokumentiert? Nein. Wurde die Polizei befragt, ob es Festsetzungen gab, Schlagstock- oder Tränengaseinsatze? Nein.

Denn das hätte ja “den Aufreger” zunichte gemacht.

Wurde im Ansatz von Herrn Blaue und der Redaktion über die Lage vor Ort nachgedacht? Über die Einsatzwirklichkeit der Polizei?

Lächerliche Polizei vs. blödsinnige Meinung

50 Beamte stehen 250 mehr oder weniger alkoholisierten Jugendlichen gegenüber, die in “Abrissparty-Laune” sind. Ohne jegliche Vorbereitung. Glaubt der Journalist tatsächlich, dass die Polizei so dumm ist und durch falsches Verhalten diesen schon sichtbar aggressiven Mob noch mehr zu reizen?

Die Einsatzwirklichkeit von Polizeibeamten beschreibt der Pressesprecher Harald Kurzer so:

Wir sind teilweise das Gespött der Stammtische. Fünf Beamte waren nötig, um einen ausrastenden Betrunkenen unter Kontrolle zu bringen – ja, haben die gar nix drauf?

Gute Frage, nächste Frage. Sollen die Beamten knüppeln oder gar schießen? Um eine ausrastende Person zu “stabilisieren”, braucht es mindestens zwei, eher drei oder sogar fünf Beamte. Vor allem, um die Person vor Verletzungen zu bewahren, die sonst umungänglich wären. Die Methode “Schlagstock über den Schädel ziehen” wird überwiegend nur noch in Diktaturen angewandt, nur Herr Blaue hat das noch nicht mitbekommen.

Gehts noch?

Konkret vor Ort hieße das, die Polizei hätte nicht mit 50 Beamten, sondern mit 500 oder besser 750 Beamten vor Ort sein müssen. Wegen einer blöd-besoffenen Abrissparty-Laune, die über Facebook “organisiert” wurde? Gehts noch? Denkt ein Herr Blaue abgesehen von der Absurdität der Vorstellung auch mal über die Kosten für den Steuerzahler nach?

Geht Herr Blaue davon aus, dass am Wochenende hunderte von Polizisten in Einsatzbereitschaft sind, um dem feierwütigen Nachwuchs klar zu machen, dass man sich mal eben nicht irgendwo trifft, um zu saufen und was kaputt zu machen? Und wenn dies so wäre, berichtete die RNZ dann über “Polizeistaatsverhältnisse mitten in Deutschland”?

Blödsinniger kann man tatsächlich nicht “berichten”, als die Rhein-Neckar-Zeitung das im Fall der “Schriesheim-Flashmobs” getan hat. Ohne Recherche, ohne Sinn, ohne Verstand.

Falsches Ticket

Ich für meinen Teil hoffe, dass die Beamten vor Ort den besoffenen Jugendlichen so deutlich wie möglich klar gemacht haben, dass es niemanden interessiert, ob man in die falsche Bahn gesetzt wird und einmal umsteigen muss, nachdem man sich verabredet hat, sich die Birne aufzuweichen und was kaputt zu machen.

Jeder, der an diesem Freitagabend mit dieser Stimmung nach Schriesheim gefahren ist, war “mit dem falschen Ticket” unterwegs.

Und die Schriesheimer Bevölkerung kann sehr dankbar sein, dass die Polizei dafür gesorgt hat, dass die Situation vor Ort nicht eskaliert ist und niemand wirklich zu Schaden kam. Den Türeinschlager hat man festgestellt, er wird zur Verantwortung gezogen. Wer noch finanziell (Party-Veranstalter oder Facebook-Einlader) für den Einsatz aufkommen muss, wird noch geprüft. Die Besitzer der demolierten Autos haben hoffentlich eine Vollkasko, sonst bleiben sie vermutlich auf dem Schaden sitzen. Alle anderen Autobesitzer sind der Polizei dankbar.

Die friedliche und künstlerische Idee des “Flashmobs” wurde ebenfalls beschädigt, die vielen tollen Möglichkeiten der sozialen Medien ebenso, denn für Zeitungen ist alles mit Internet sowieso “igitt”.

Eskalation vs. gute Polizeiarbeit

Die “Eskalation” hat im Kopf eines Zeitungsschreibers stattgefunden, der journalistische Standards nicht beherrscht, sondern selbst auf Krawall aus ist. Flankiert von einer Zeitung, die an Standards offensichtlich nicht interessiert ist. Gewürzt mit einer (zeitungsredakteursimmanenten) Panikstimmung gegenüber dem Internet. Und der verlorenen Hoffnung, vielleicht irgendeinen blöd-besoffenen Jugendlichen, der eh keine Zeitung liest, für die Zeitung zu interessieren.

Es könnte sein, dass die Rhein-Neckar-Zeitung den ein oder anderen Polizisten als Abonnenten verloren hat, der sich solche Berichte “einfach nicht mehr geben muss”.

Dokumentation: Die Berichte in der Rhein-Neckar-Zeitung können Sie hier nachlesen (sofern sie nicht gesperrt werden)

Sorgte die Polizei für eine Eskalation?

Mit jeder Bahn kamen mehr Jugendliche?

Wie die Rhein-Neckar-Zeitung “politisch berichtet, können Sie hier nachlesen:

Politische “Berichterstattung” bei der RNZ

 

 

 

 

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