Guten Tag!
Weinheim, 6. Dezember 2010. Mitte September ist wahrlich noch zu früh für Nikoläuse und Adventsdekoration. Aber in der Vorweihnachtszeit soll es leuchten – und zwar richtig, meint Gabi.
Im September, gerade aus dem sonnigen Süden zurückgekehrt, entdeckte ich im Supermarkt die ersten Lebkuchen. Ich schloss die Augen und dachte mir, „nein, das will ich jetzt gar nicht sehen.“
Auch Ende Oktober, die Supermärkte hatten inzwischen aufgerüstet: Nikoläuse, Dominosteine, noch mehr Lebkuchen …, ließ mich das immer noch ganz kalt. Nein, Weihnachtsgefühle stellten sich noch gar nicht ein.
Die Zeit ist noch nicht reif!
Mitte November wurde der Angriff noch massiver: Adventskränze, Weihnachtsgeschenkpapier, Kerzen, Baumschmuck, Adventskalender – wohin das Auge nur blickte. “Nein, dachte ich, die Zeit ist noch nicht reif.”
Und dann plötzlich, nicht mal zwei Wochen später, werde ich von der vorweihnachtlichen Hektik befallen: Ich hole mit meiner Tochter den Adventsschmuck vom Speicher, kaufe einen grünen Kranz und treffe mich mit Freundinnen und ihren Kindern zum alljährlichen „Adventskranzschmücken“, durchstöbere Läden nach kleinen Geschenken für die Adventskalender der Kinder und spätestens als vor zwei Tagen mein Sohn sagte: „Mama, wann backen wir Plätzchen?“, wusste ich: Weihnachten ist nicht mehr weit.
Ein wenig Kitsch muss sein.
Vergangenes Wochenende, das letzte im November, war ich auf dem ersten Weihnachtsmarkt. Tagsüber hatte es geschneit – der erste Schnee in diesem Jahr – es war eiskalt, überall roch es herrlich nach Glühwein, gebratenen Würsten, Maronen und in den Bäumen und um die Buden hingen die Lichterketten, ja, dachte ich, die Adventszeit kann jetzt kommen.
„Aus umwelt- und energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das doch der totale Irrsinn mit der Weihnachtsbeleuchtung“, merkte ein Freund an, während er glücklich seinen Glühwein schlürfte. „Die Kosten sind jedes Jahr wieder immens, ich finde das Geld sollte man lieber denen spenden, die bedürftig sind“, pflichtete eine Bekannte bei.
Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie die Vorweihnachtszeit ohne Beleuchtung aussehen würde. Ich kann mich noch gut erinnern, wie es war, als in den 70er Jahren während der Ölkrise die Weihnachtssterne in meiner Heimatstadt nur am Wochenende angeschaltet wurden. Da war es ganz schön dunkel in dieser düsteren Jahreszeit.
Wollte ich das wirklich? Würden die Kommunen und jeder einzelne tatsächlich das Geld spenden? Oder verschwindet es in jedem Dorf, in jeder Stadt und bei jedem Einzelnen nur in einem Loch, das sowieso nie gestopft wird?
“Wenn schon Vorweihnachtszeit, dann richtig”
„Wenn schon Vorweihnachtszeit, dann richtig“, warf ich tollkühn in die Runde. „Wir machen im Alltag doch eh’ schon soviel ‚light’. Ich versuche aufs Essen und Trinken zu achten, fahre Sprit sparend Auto, habe überall Energiesparlampen (wenn ich ehrlich bin, achtet vor allem mein Mann darauf), wir recyclen alles von der Flasche bis zum Papier, sammeln Altkleider und drehen ständig das Licht aus. In der Vorweihnachtszeit aber, da möchte ich, dass es leuchtet.“
Ich möchte keinen Plastikbaum, den ich jedes Jahr wieder verwenden kann, ich will keine Diätplätzchen, die gut für den Colesterin-Wert sind, ich möchte eine knusprige Weihnachtsgans, Butterstollen und viele Lichter.
Denn, wenn schon Weihnachten, dann im Dezember und dann richtig und alle Jahre wieder.
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