Guten Tag!
Von Roland Kern
Die Märchenerzählerin hatte es erst nicht leicht. Die mehr als 100 Frauen, die am Dienstag den Internationalen Frauentreff in der Weinheimer Moschee besuchten, sorgten für einen stattlichen Geräuschpegel.
Die Neugier auf die anderen Menschen am Tisch, auf ihre kulturelle Herkunft und ihre Gebräuche war groß, der Gesprächsstoff ging nicht aus. „Das ist ein Austausch mit offenen Herzen“, freute sich Alexandra Raquet, die Weinheimer Beauftragte für Chancengleichheit, die den Ort für den vorweihnachtlichen Frauentreff gewählt hatte. „Ich bin sehr schnell auf offene Türen und viel Freundschaft im Moscheeverein gestoßen“, erklärte sie. Im Saal der Moschee hing die türkische Nationalflagge neben der deutschen.
Übersetzerinnen waren übrigens nicht nötig, weder bei der Begrüßung durch Alexandra Raquet noch bei jener von Hatice Mert vom Weinheimer Moscheeverein. Die Frauen verstanden und verständigten sich sehr gut – jederzeit auf Deutsch.
Original Türkisch hingegen war das Büffet, das von den Frauen aller Kulturen begeistert angenommen wurde. Tage vorher hatten die für ihre Gastfreundschaft bekannten Türkinnen die Speisen vorbereitet und angerichtet – sie waren sichtlich glücklich, als es den Gästen, darunter auch einige Weinheimer Stadträtinnen, gut schmeckte.
Auch der italiensche Verein versorgte die Frauen mit leckerem selbstgemachtem Tiramisu und weitere tolle selbstgemachte Kuchen ergänzten das Büffet
Dabei war das Abendessen nach Sonnenuntergang für viele türkische Frauen die erste Mahlzeit des Tages. Der 7. Dezember war nämlich in diesem Jahr der Tag ihres Neujahrsfestes, und besonders gläubige Moslems fasten an diesem Tag. Dass der Neujahrstag im moslemischen Kalender nicht immer an einem Tag gefeiert wird, sondern mit der Mondphase wandert, das war auch ein Gesprächsthema an den Tischen und für die meisten Frauen eine Neuigkeit.
„Wir sind heute hier, weil wir für ein besseres Miteinander der Kulturen einstehen“, hatte Alexandra Raquet in ihrer Begrüßung erklärt. „Im Rahmen des Frauentreffs wollen wir uns öffnen, auf andere Kulturen zugehen, und andere Menschen besser kennen und verstehen lernen, ja auch neue Blickwinkel und Sichtweisen entdecken“, beschrieb sie. Schon die Organisation und das Programm des Frauentreffs sei „gemeinsam auf Augenhöhe gestaltet worden“.
Entscheidend für den Erfolg von Integrationsprozessen sei stets die Beteiligung und Verantwortung aller Beteiligten: Der deutschen und der nicht-deutschen Bürgerinnen und Bürger von Weinheim. Und angesichts einer bunten Mischung von Frauen aller Kulturen und den vielen Gesprächen zwischen deutschen und türkischen Frauen, freute sie sich: „Wir sind eine kommunale Verantwortungsgemeinschaft.“
Der Frauentreff zeige, dass Weinheim eine gastfreundliche Stadt der Toleranz sei, in der die Grundrechte und Menschenrechte der Nicht-Diskriminierung, der gleichberechtigten Teilhabe und der Religionsfreiheit respektiert werden, so die Beauftragte. Besonders begrüßte sie auch verschiedene Trägerinnen von Integrationsprojekten in Weinheim wie Dr. Cristina Ricca von der VHS und Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle „Integration Central“.
Für viele nicht-türkische Frauen war es der erste Besuch in der Weinheimer Moschee. Deshalb organisierte Hatice Mert spontan eine Führung durch das moslemische Gotteshaus, das – wie ein Gemeindehaus einer christlichen Kirche – nicht nur ein Gebetsraum, sondern auch auch ein Ort der Gemeinschaft und Begegnung ist.
Neue Kontakte gab es einige. Und Ideen. Zum Beispiel der Auftritt eines deutschen Frauenchors in der Moschee, oder internationale Kochkurse in der Moschee, aber auch bei Gruppen anderer Nationalitäten. Alexandra Raquets Fazit: „Die Frauen haben es vorgemacht, wie man aufeinander zugeht.“
Der Termin für den nächsten Frauentreff der Kulturen steht auch schon fest, es ist der Donnerstag 22. Februar, 2011. Die Frauen der türkischen Gemeinde haben sich schon angemeldet.
Anmerkung der Redaktion:
Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der Stadt Weinheim
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