Guten Tag!
Weinheim/Rhein-Neckar, 14. Januar 2011. (red) Am Abend hat sich die Situation entlang der Weschnitz in Weinheim leicht entspannt. Der Höchststand war nach 17:00 Uhr mit 2,22 Meter erreicht worden und liegt nun unterhalb von zwei Metern. Das Rekordhochwasser von 1970 hatte einen Pegelstand von 2,26 Metern. Gegen 23:00 Uhr sind rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Bauhofs, des THW und der DLRG vor Ort und sichern den Weschnitzdamm auf einer Länge von rund einem Kilometer ab.
Von Hardy Prothmann, Fotos: local4u
“Der Damm ist sehr weich geworden”, sagt Einsatzleiter Patrick Müller von der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim, “hier und da ist klares Wasser ausgetreten. Diese Stellen sichern wir jetzt mit Kies, Folien und Sandsäcken ab.”
Klares Wasser ist ein gutes Zeichen. Wäre es schmutzig, wäre das ein Hinweis darauf, dass Material abgetragen wird. Das wäre kein gutes Zeichen.
Wir stehen auf einem Bauhofgelände in der Weidsiedlung. Hinter Einsatzleiter Müller zieht sich der Damm. Feuerwehr und THW haben überall Lichtquellen installiert und leuchten die Einsatzstelle aus. Die Dieselaggregate brummen vor sich hin.
Bagger und Lkw mit Schüttgut rangieren und bringen das Material aus. Mit anderen Fahrzeugen werden die Sandsäcke an die Stellen gefahren, an denen der Damm butterweich geworden ist.
Wenn man drauf läuft, merkt man, wie vollgesogen das Erdreich ist. Es schmatzt beim Laufen und man sinkt leicht ein. Über die Straße rinnt das Wasser auf den daneben gelegenen Acker.
“Strömungsretter” der DLRG Rhein-Neckar stehen bereit, falls oben auf dem Damm gearbeitet werden muss. Sie sichern dann die anderen Hilfskräfte ab.
Die Weschnitz selbst ist gegen 21:00 Uhr nur weniger als einen Mater von der Deichkrone entfernt. Die Fließgeschwindigkeit ist sehr schnell. Das Wasser rast gleichsam durch den Kanal. Es stehen ein paar Schulustige herum.
Zunächst gingen die Einsatzkräfte davon aus, dass sie gegen Mitternacht fertig mit den Sicherungsarbeiten sein könnten. “Wenn wir Pech haben, dauert das die ganze Nacht”, sagt Patrick Müller, Abteilungskommandant der Abteilung Stadt.
Bis 20.30 Uhr hatte die Feuerwehr mit weiteren Hilfskräften der DLRG, des städtischen Bauhofs und des THW im Stadtgebiet 17 Einsätze zu bewältigen, insgesamt waren dabei rund 50 Personen im Einsatz.
Glücklicherweise ist es nicht kalt und es regnet nur leicht. Trotzdem ist die Arbeit mit den Sandsäcken kräftezehrend. Immer wieder wird der Damm von Einsatzkräften abgelaufen, die mit Handlampen nachschauen, wo die Rinnsale aus dem Damm herauslaufen.
Auf dem Gelände des Bauhofs hat die Feuerwehr ihre Einsatzleitung im AB-Mehrzweck (Abrollbehälter Mehrzweck) eingerichtet. Hier wird koordiniert und die Einsatzkräfte werden versorgt.
Sobald die Lkw das Material abgeladen haben, wird es mit einem Bagger verteilt. Grobes Material, braun und schmutzig. Auf dem Feldweg stehen die Schlammpfützen.
Das Material wird gut 20 Zentimeter dick angedrückt und wirkt wie schmutzige Pflaster auf den Wunden des Damms. Vor allem im unteren Bereich wird es ausgebracht, um den vollgesogenen Damm zu beschweren. Der muss gerade viel aushalten. Die Wassermassen drücken.
Zwischendurch müssen die Männer warten, bis der nächste Laster anrückt und seine Ladung ablädt. So wird das noch Stunden gehen. Die Fahrzeuge können nicht wenden, sie würden im ebenfalls komplett aufgeweichten Acker einsinken.
Immerhin ist soviel sicher: Das Weschnitzhochwasser ist zurückgegangen, der Pegelstand liegt gegen 23:00 Uhr unter zwei Meter. “Damit entspannt sich die Lage deutlich”, sagt Einsatzleiter Patrick Müller und stiefelt davon. Er will sich einen aktuellen Lageüberblick verschaffen.
Fotostrecke: local4u
Guten Tag!
Aufgrund zahlreicher emails zu unserem Bericht und einem Text in der Rhein-Neckar-Zeitung stellen wir fest:
Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet über “einen Dammbruch auf rund 600 Metern Länge”.
Das ist, mit Verlaub, Schwachsinn. Der Damm wurde auf einer Länge von knapp einem Kilometer abgedichtet. Als Sicherungsmaßnahme, von einem Dammbruch kann keine Rede sein.
Auch die Überschrift “In Weinheim herrschte Land unter” suggeriert großflächige Überschwemmungen. Auch diese Einschätzung entstammt dem Reich der Fantasie oder dem unmäßigen Genuss von Rotwein.
Es waren auch nicht zehn Feuerwehrkräfte vor Ort und dann “weiteres Personal”geordert worden, sondern rund 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bauhof, THW und DLRG vor Ort.
Dabei wurden 5.000 Sandsäcke ausgebracht und zusätzlich grober Kies. Die Feuerwehr hatte die Lage jederzeit unter Kontrolle und ist selbstverständlich nicht in der Lage, Lkw und eine Kiesgrube vorzuhalten.
Einen schönen Tag wünscht
Das rheinneckarblog