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Weinheim, 25. Januar 2011. Der Weinheimer Stadtverwaltung gehen 82 Jahre Erfahrung, Stressbewältigung, Flexibilität, Sachverstand, Ortskenntnis, Bürgernähe, Herzblut und Humor verloren. Denn so lange – zusammengerechnet natürlich – waren Ruth Kinzel und Gisela Klemm im Rathaus beschäftigt, mehr noch: verwurzelt. Die letzten acht Jahre ihres Berufslebens organisierten sie gemeinsam das Sekretariat von Oberbürgermeister Heiner Bernhard.
Von Roland Kern
Weinheim. Der Weinheimer Stadtverwaltung gehen 82 Jahre Erfahrung, Stressbewältigung, Flexibilität, Sachverstand, Ortskenntnis, Bürgernähe, Herzblut und Humor verloren. Denn so lange – zusammengerechnet natürlich – waren Ruth Kinzel und Gisela Klemm im Rathaus beschäftigt, mehr noch: verwurzelt. Die letzten acht Jahre ihres Berufslebens organisierten sie gemeinsam das Sekretariat von Oberbürgermeister Heiner Bernhard.
Generationenwechsel im OB-Sektretariat. Von links: Ruth Kinzel, Ilonka Väth, Gisela Klemm, Gabriele Klemm. Bild: Stadt Weinehim
Von dort planten sie den hektischen Berufsalltag des Rathauschefs zwischen Besprechungen und Terminen, Dienstreisen, Sitzungen und Bürgerbesuchen – und sorgten dafür, dass die Espresso-Maschine nie den Geist aufgab. Die Besuche von prominenten Persönlichkeiten wurden im Rückblick zu Höhepunkten der Dienstzeit, auch die Einträge ins Goldene Buch wurden meistens vom Vorzimmer organisiert.
Mit dem Monatsende gehen die 63-jährige Ruth Kinzel und die zwei Jahre jüngere Gisela Klemm in den Ruhestand beziehungsweise
in Altersteilzeit. Der Generationswechsel in der Schaltzentrale des Rathauses ist bereits vollzogen.
Seit Dezember wurden Ilonka Väth und Gabriele Schmitt in die Vorzimmer-Tätigkeiten eingearbeitet. Beide Damen sind schon einige Zeit in anderen Dienststellen des Rathauses beschäftigt und haben sich für diese neue verantwortungsvolle Tätigkeit empfohlen.
Ruth Kinzel und Gisela Klemm sind hin- und hergerissen. Der Job in den letzten Jahren hat sie ausgefüllt, mitunter bis an die Grenzen belastet. Und doch: „Es war ein Traumjob, ich würde es immer wieder machen“, blickt Gisela Klemm zurück. Abwechslungsreich war es, oft spannend bis nervenaufreibend, jeder Tag anders, viele Tage mit unvorhergesehenen Entwicklungen. „Planbar war da nichts“, schmunzelt Ruth Kinzel, die schon seit Dezember letzten Jahres morgens länger schlafen kann. „Aber langweilig war es noch keinen einzigen Tag“, beschreibt sie, „ich muss sogar erstmals einen privaten Terminkalender führen“.
Klar ist: „Kinzelklemm“, wie es manchmal im Rathaus zusammenfassend für das OB-Vorzimmer hieß, werden auch im Ruhestand einige Zeit miteinander verbringen. Schließlich sind die beiden Frauen Freundinnen geworden im Laufe der Jahre. „Man wird uns jetzt öfter mal auf dem Marktplatz sitzen und Kaffee trinken sehen“, verspricht Ruth Kinzel, die auch schon zahlreiche Angebote für ehrenamtliches Engagement bekommen hat – schließlich will man ihr Jahre lang bewiesenes Organisationstalent nutzen. Und Gisela Klemm will sich – noch – intensiver dem Sportprogramm bei ihrem Verein, der TSG, widmen. Dort leitet sie schon Jahre lang Aerobic-Kurse, bald will sie im Hector-Sport-Center aber auch an die Geräte.
Dennoch, es wird ihnen etwas fehlen. „Wir haben ja fürs Rathaus gelebt“, beschreibt Ruth Kinzel, die vor 42 Jahren in der Stadtkämmerei begonnen hat, dann als Sekretärin zum damaligen Bürgermeister Reibel wechselte. Seit Anfang der 80er Jahre arbeiten die beiden Frauen im Team. Und dabei schließt sich im OB-Vorzimmer ein Kreis.
Denn 1981 begannen sie gemeinsam im Sekretariat des Haupt- und Personalamtes, dessen Amtsleiter kein Geringerer als Heinrich Bernhard war, der Vater des heutigen Oberbürgermeisters. Bernhard sen. nimmt mit seinen 82 Jahren heute noch regen Anteil am Rathausgeschehen und verdient sich immer wieder aufs Neue den im Schloss bekannten Ehrentitel „OBV“ für „Oberbürgermeister-Vater“. OB Bernhard sagt: „Als ich mein Amt angetreten habe, gab es keinen Zweifel daran, dass Ruth Kinzel und Gisela Klemm ins Vorzimmer kommen.“ Auch er muss sich jetzt umgewöhnen.
Parallelen zwischen damals und heute sowie zwischen den beiden Bernhards können sie trotzdem kaum erkennen. Überhaupt: „Druck und Arbeitstempo haben in den letzten Jahren enorm zugenommen“, fasst Gisela Klemm zusammen. Kaum eine Minute, in der kein Telfon schrillt oder der E-Mail-Eingang erwartungsvoll blinzelt. Das Sekretariat muss entscheiden, was der OB dringend erfahren muss und was einen Tag Zeit hat. Da konnte sich Heiner Bernhard immer auf das Gespür seines Vorzimmers verlassen
<em>Anmerkung der Redaktion:
Roland Kern ist Journalist und Pressesprecher der <a href=”http://www.weinheim.de” target=”_blank”>Stadt Weinheim</a></em>
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