Guten Tag!
Rhein-Neckar/Metropolregion, 15. März 2011. Wo ist nochmal Biblis, wo Philippsburg? Für viele wahrscheinlich “weit weg”. Tatsächlich liegen Nordbaden und Südhessen im direkten Einzugsbereich in der “Gefahrenzone A” von den alten Kernkraftwerden Biblis A und Philippsburg I. Und sie liegen in einer Zone, in der auch starke Erdbeben möglich sind.
In Japan weht der Wind derweil eine radioaktive Wolke vom havarierten Kernkraftwerk Fukushima in Richtung Tokio – das liegt 240 Kilometer vom Atomunfallsort entfernt.
Von Hardy Prothmann
Das Abschalten von alten Atomkraftwerken in Deutschland wird auf der politischen Ebene unter dem Eindruck der bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz von der Bundesregierung vorangetrieben.
Die CDU/FDP-Regierungskoaltion spricht plötzlich von “Überprüfung” der Sicherungssysteme und will sogar sieben alte Atommeiler, darunter Biblis A und Philippsburg I in Kürze still legen.
Erstaunlich, hatte diese Regierung doch gegen den Widerstand der Opposition im vergangenen Herbst die Laufzeit dieser Reaktoren erheblich verlängt. Damals war die “Welt noch in Ordnung” und Atomkraftwerke angeblich sicher.
Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) gilt als Hardliner in Sachen Atompolitik. Bis zum Unfall in Japan hat er aus seiner bedingungslosen Unterstützung der Atomwirtschaft nie einen Hehl gemacht.
Die Siedewasserreaktoren in Biblis und Philippsburg sind immer wieder durch “Zwischenfälle” aufgefallen und ähnlich konstruiert wie die im japanischen Fukushima, in denen aktuell eine Kernschmelze droht oder bereits eingesetzt hat. Hinzu kommt, dass beide Atomkraftwerke durchaus in einer Erbebenregion stehen, wie Spiegel online berichtet. Hier können Erdbeben bis zu einer Stärke von 8 auftreten – ob deutsche AKW erdbegensicher sind, stellt der Bericht in Frage. In Deutschland gibt es oft Beben, 1992 wurden in der Niederrheinischen Bucht ein Beben mit der Stärke 5,9 gemessen.
Wie trügerisch “Entfernungen” und Sicherheitszonen sind, zeigt die Lage in Japan.
Dort wurde “klassisch” eine 20-Kilometer-Zone eingerichtet. Laut Medienberichten ist die Strahlenbelastung der Menschen in der Umgebung aber enorm. Wie viele Menschen bereits lebensgefährlich oder -bedrohlich verstrahlt wurden, ist bislang nicht bekannt.
Die Belastung im Umkreis des AKW Fukushima soll bis zu 400 Millisievert pro Stunde betragen. Menschen können bereits ab 250 Millisievert Opfer einer Strahlenkrankheit werden.
In Tokio, also 240 Kilometer vom Unglücksort entfernt wird sei die Strahlung bereits etwa 22-mal höher als üblich, berichtete der japanische Fernsehsender NHK am Dienstag. Als Grund wird ein leichter Wind genannt, der die atomare Wolke mit einer Geschwindigkeit von 10-20 Kilometern pro Stunde über Land trägt. Zudem droht Regen, der den Fall-Out noch beschleunigen würde.
Experten halten eine Evakuierung der 35-Millionen-Einwohner-Metropole Tokio für vollkommen ausgeschlossen.
Unsere Übersicht zeigt die Luftlinienentfernung von Atomkraftwerken für einen Radius bis zu 300 Kilometern an. Messpunkt ist Mannheim.
Land | Kraftwerk | Reaktoren | Entfernung | Zone |
D | Philippsburg | 2 | 25 | A |
D | Biblis | 2 | 26 | A |
D | Neckarwestheim | 2 | 70 | F |
D | Grafenrheinfeld | 1 | 135 | |
F | Cattenom | 4 | 165 | |
D | Gundremmingen | 2 | 177 | |
F | Fessenheim | 2 | 188 | |
CH | Leibstadt | 1 | 210 | |
CH | Beznau | 2 | 215 | |
CH | Goesgen | 1 | 240 | |
B | Tihange | 3 | 256 | |
F | Chooz | 2 | 273 | |
D | Grohnde | 1 | 291 | |
CH | Mühleberg | 1 | 293 | |
D | Isar | 2 | 295 |
Mitarbeit: lokal4u
Hallo,
hier eine Bericht über Atomkraftgegner im Odenwald von Nokzeit.de, Mitglied von istlokal.de
http://www.nokzeit.de/?p=10111/
Gruß
Seinerzeit in Hessen im Einzugsbreich von Biblis, dann in Eberbach lebend und ein mulmiges Gefühl wegen Obrigheim etc. habend. Nun in Niedersachsen in der Nähe des maroden Endlagers Asse II und den Reaktoren Stade etc.
Es ist egal wo man sich befindet. Ob irgendwo in Deutschland, Europa, Japan, Amerika – überall sind wir von dieser Gefahr bedroht.
Wann wenn nicht jetzt haben wir noch eine Chance zur Umkehr von unserem Lebens- und Wirtschaftsstils?
Desto wütender machen mich die derzeitigen, offensichtlich nur der Wahl in BW, geschuldeten Winkelzüge von Merkel & co.
Bei aller gebotener Angst und Aktualität … ich bin auch gegen Atomkraftnutzung, aber: Was Kernschmelze ist, sollte für Jedermann mit Abitur nach 1970 aber dennoch klar sein. Es geht weniger darum, OB eine Kernschmelze eingetreten ist als darum, WO sie das tut.
„Kernschmelze“ ist: Die Brennstäbe verflüssigen sich aufgrund der unvermeidbaren Nachzerfallswärme bis ~ 2.000°C im Reaktorgehäuse und tropfen in dem Gehäuse nach unten.
Leckt das Reaktorgehäuse aufgrund der (nicht abgeführten) Hitze, läuft die Suppe noch ins sog. Containment, das das Reaktorgehäuse umgibt.
Ist das Containment aus Beton, fängt es die Suppe auf und lässt nicht viel nach außen. Wird die Hitze hier aber weiterhin nicht ausreichend abgeführt, wird auch der Containment-Beton irgendwann instabil, bildet Risse und bröckelt weg. Dann ist der Kram entweder an der offenen Atmosphäre und wird schön verteilt und/oder er gelangt ins Grundwasser und wird da verteilt.
Das ist das große Problem und daher der Kühlaufwand. Hätte man das alles für eine Woche schön kühlen können, wäre alles nur halb so schlimm.
Was passiert, wenn Biblis durchgeht, sieht man (5-teilig) hier:
http://www.youtube.com/watch?v=hzMtVJTxrJw
Hallo,
hier Infos von Greenpeace.
http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/
Gruß
Guten Tag!
Die Zeit zeigt, wie viele Menschen im Fall eines “Problems” evakuiert werden müssen.
Wir im Rhein-Neckar-Gebiet sind voll betroffen:
Wie viele Menschen leben im direkten Umkreis von Atomkraftwerken?
http://opendata.zeit.de/atomreaktoren/
Einen schönen Tag wünscht
Das rheinneckarblog