Guten Tag!
Rhein-Neckar-Kreis, 29. April 2011. (red) Die anhaltende Trockenheit im Rhein-Neckar-Kreis macht nicht nur den Landwirten zu schaffen. In einigen Gebieten steigt nach drei Wochen Trockenheit auch die Gefahr von Bränden und das nicht nur in Waldgebieten. In Belgien hat ein Großbrand aktuell rund 1.000 Hektar Naturschutzgebiet vernichtet. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Axel Schuh wird klar, dass nicht nur das trockene Wetter die Gefahrenlage verschärft.
Von Christiane Eisele
Unser Gespräch mit Axel Schuh beginnt überraschend. Auf unsere Bitte, mit uns über die vermehrten Grasnarbenbrände im Kreis und die vielerorts vermeldete erhöhte Brandgefahr zu sprechen, reagiert Herr Schuh in bezug auf Nordbaden nämlich eher entspannt: „Es gibt derzeit keine erhöhte Brandgefahr. Durch die Regenschauer der letzten beiden Tage hat sich Lage zudem deutlich entspannt“.
Im Internet könne man das leicht selbst recherchieren, erklärt er und verweist uns auf das Angebot des Deutschen Wetterdienstes (DWD), das er auch gleich selbst aufruft. Dort stellt der DWD während der Waldbrandsaison (März – Oktober) täglich aktualisierte Waldbrandgefahrenprognosen für Deutschland bereit. Dafür muss man allerdings genau wissen, wo man suchen soll: DWD, Spezielle Nutzer, Landwirtschaft, Agrarwetter, Waldbrandgefahrenindex.
Regionale Parameter.
Die Prognose erfolgt mittels des sogenannten M-68-Modells, das international gültig ist und die Waldbrandgefährdung in Stufen von 1 (sehr geringe Gefahr) bis 5 (sehr hohe Gefahr) darstellt. Für die Prognose nach dem M-68-Modell spielt außer meteorologischen Parametern auch der Vegetationsstand eine wesentliche Rolle.
Dass der aktuelle Gefahrenstand beim DWD im Rhein-Neckar-Raum mit 3-4 (mittlere bis hohe Gefahr) angeben wird, beunruhigt Herrn Schuh nicht über Gebühr: „Es gibt dabei regionale Unterschiede, die man berücksichtigen muss. Im Westen des Rhein-Neckar-Raumes ist die Brandgefahr etwas höher, durch die leichten Sandböden trocknen die Pflanzen schneller aus und sind dadurch leichter entflammbar.“
Auch sei es von Bedeutung ob es „einen größeren Nadelwaldbestand gibt, der naturgemäß am Boden einen höheren Anteil organisches Material hat, das sich leichter entzünden kann.“
Im Rhein-Neckar-Raum gibt es auch einige kleinere Anbauflächen Miscanthus (Schilfgras) das „da es in pelletierter Form zu Heizmaterial verarbeitet und in Biogasanlagen verwendet wird, leichter austrocknet und dann auch potentiell leichter entzündlich ist, bei der Beurteilung der Brandgefahr eine Rolle spielt“.
5-10 Grasnarbenbrände pro Woche.
Herr Schuh betont aber, dass seitens der Feuerwehr keine erhöhte Alarmbereitschaft besteht, „es bewegt sich alles noch in einem für dieses Jahreszeit normalem Rahmen“
Dass es bei der derzeitigen Trockenheit zu deutlich mehr Grasnarbenbränden kommt, ist für Herrn Schulz aus Sicht der Feuerwehren auch nicht besorgniserregend. „Wir haben hier derzeit etwa 5-10 Grasnarbenbrände pro Woche. Normal sind im Zeitraum April-Mai etwa 1-2 Brände. Aber diese vermehrten Brände verteilen sich auf 106 Abteilungen und sind deshalb für uns kein Problem“.
Verursacher werden meist nicht identifiziert.
Die Ursachen der Brände, die auf den Grünstreifen und Feldern neben Landstraßen und Autobahnen aufflammen, sind bekannt: „Meistens sind das achtlos aus den Autofenster geworfene Zigarettenkippen. Oder Weißglasflaschen, deren Scherben wie Brenngläser gerade gemähte Flächen mit trockenem Pflanzenmaterial entzünden.” Die Verursacher solch fahrlässig verursachter Brände werden aber so gut wie nie identifiziert.
Einige Brände entstehen auch als Unfallfolgen, ” wenn kleine Scherben aus geborstenen Scheiben im Feld neben den Autostraßen zurückbleiben.“ Nicht immer entstehen solche Brände also aus Unachtsamkeit, „auch Selbstentzündung kommt hin und wieder vor“.
Die Gefahr von Waldbränden in der Waldbrandsaison (März bis Oktober) steigt ebenfalls mit der Dauer der Trockenheit. Um präventiv gegenzusteuern gibt es die Landeswaldgesetze der einzelnen Bundesländer. „Dort ist geregelt, dass offenes Feuer nur im Abstand von mehr als 100 Metern zur Waldgrenze entzündet werden darf und rauchen im Wald nicht gestattet ist.“
Appell an die Vernunft.
Axel Schuh rät, Raucher und Zündler, die sich im Wald nicht an diese Bestimmungen halten, anzusprechen und an Ihre Vernunft zu appellieren. „Sollten die sich trotzdem nicht an die Vorschriften halten, sollte man das Forstamt informieren. Oft ist es allerdings schwierig da jemanden zu erreichen, dann bleibt nur ein Anruf bei der Polizei.“ Die Feuerwehr ist in solchen Fällen nicht zuständig: „Wir sind erst zuständig, wenn es brennt.“
Wer sind denn diese Leute, die so unvernünftig mit offenem Feuer im oder in der Nähe des Waldes hantieren? „Das sind zum Großteil normalerweise pflichtbewusste Bürger, denen gar nicht bewusst ist, welche Gefahren ihr Handeln mit sich bringt. In einigen wenigen Fällen spielt auch Alkohol eine Rolle, wenn so sorglos unachtsam gezündelt wird.“
Kein Problem sieht Axel Schuh an Orten, an den zum Beispiel das Grillen mit offenem Feuer erlaubt ist. „Besondere Vorkehrungen müssen an diesen Orten nicht getroffen werden. Gartenfeuer, zum Beispiel das Verbrennen von Schnittgut, müssen angemeldet werden.“ Grillfreunde sind also an öffentlichen Grillplätzen auf der sicheren Seite.
Trotz der anhaltenden Trockenheit ist im Rhein-Neckar Raum also nicht von einer besorgniserregenden Gefahrenlage auszugehen. Und wenn sich jeder an die Vorschriften hält, seine Zigarettenkippen und Flaschen nicht in Feld Wald und Flur entsorgt und sich zum Grillen an die dafür vorgesehen Plätze begibt, dann muss auch die Feuerwehr selbst bei dieser Trockenheit nur selten ausrücken.
“In Belgien hat ein Großbrand aktuell rund 1.000 Hektar Naturschutzgebiet vernichtet.”
Aha. Was ist dort jetzt? Ein schwarzes Loch? Müssen die Landkarten neu gezeichnet werden?
Ein Waldbrand ist eine Naturkatastrophe. Wenn sich diese in einem Naturschutzgebiet, gehört das zur Natur dazu. Es kann für ein Naturschutzgebiet wie das Hohe Venn sogar ökologisch vorteilhaft sein, wenn es durch Feuer verjüngt wird (vgl. bspw. Yellowstone http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%A4nde_im_Yellowstone-Nationalpark_1988).
Guten Tag!
Sie meinen also, man hätte einfach alles abbrennen lassen sollen oder wie ist Ihr Kommentar gemeint?
Sollte man vielleicht recherchieren, ob der Einsatz von fast 400 Feuerwehrleuten nicht sogar das Öko-Gleichgewicht gestört hat?
Und die Verantwortlichen für diesen Skandal benennen?
Einen schönen Tag wünscht
Das weinheimblog
Es geht um das falsche Wort “vernichtet” in Ihrem Text. Das Naturschutzgebiet ist noch da, und es wird in einigen Jahren “schöner” sein als zuvor.
Hier noch zwei Links zum Thema Feuerökologie, die meinen Einwurf ausführlicher Erläutern:
http://www.fire.uni-freiburg.de/feueroekologie/index.html
http://cneffpaysages.blog.lemonde.fr/2009/06/04/feux-de-forets-et-lectures-de-paysages-mediterraneens-ecologie-et-biogeographie-des-forets-du-bassin-mediterraneen-the-nature-of-mediterranean-europe-an-ecological-history-le-feu-dans-la-nature-mythes/