Guten Tag!
Weinheim, 13. Juli 2011. (red/pm) Geht es nach der Sicht der Stadtverwaltung, ist die Wirtschaft mit der Wirtschaftsförderung sehr zufrieden. Doch die Belege dafür sind mangelhaft.
Von Hardy Prothmann
“Die Weinheimer Unternehmen, aber auch die Kommunalpolitiker sind mit dem Standort Weinheim und der bei der Stadtverwaltung angesiedelten Stabsstelle für Wirtschaftsförderung zufrieden. Das wurde am Mittwoch im Gemeinderat klar, in der Wirtschaftsförderer Manfred Müller-Jehle einen ausführlichen Bericht vorlegte”, informiert die Stadt Weinheim nach der Gemeinderatssitzung.
Der “ausführliche Bericht” ist im Kern eher ein “Image-Papier”, in dem steht, dass alles gut ist. Probleme sind nicht benannt, was immer misstrauisch machen muss.
Beispiel Gewerbeanmeldungen: Grafik, Tabelle und Text sind wenig aussagekräftig. 2010 hat es mit 78 neuen Gewerbeanmeldungen ein Plus von nahezu 15 Prozent gegeben. Aber welches Gewerbe ist gemeint? Zwischen den Jahren 2000-2008 seien 3.000 neue Arbeitsplätze entstanden, vor allem bei “Dienstleistungen”. Auch Pizza- oder Umzugsdienste sind “Dienstleistungsgewerbe”.
Die produzierende Industrie hat hingegen in den vergangenen zwanzig Jahren die Hälfte der Arbeitsplätze abgebaut. Aktuell sind es rund 17.500 – 3.000 weniger als 1990.
“Vertreter der Fraktionen bekräftigten, dass kommunale Wirtschaftsförderung in einer Stadt wie Weinheim eine wichtige und sinnvolle Dienstleistung für Firmen und Unternehmen am Standort darstellt. Es sei wichtig, dass es in der Stadtverwaltung einen festen Ansprechpartner mit „Lotsenfunktion“ gebe, auch die Zuordnung der Wirtschaftsförderung als Stabsstelle beim Oberbürgermeister sei richtig”, schreibt die Stadt.
Das ist sicher richtig und der richtige Weg – was das allerdings qualitativ bedeutet, ist nicht erkennbar. Erstaunlich ist der Zuwachs der Zufriedenheit – laut einer Umfrage der Stadt seien 2007 genau 78 Prozent der Unternehmen mit dem Standort zufrieden gewesen und aktuell 90 Prozent.
Warum genau es zu diesem kräftigen Zuwachs gekommen ist, sagt der “Bericht” nicht. Interessant auch in diesem Zusammenhang, dass nur 68 Prozent der Unternehmen Wirtschaftsförderung für wichtig halten und 55 Prozent einen “wachsenden Geschäftsverlauf” sehen.
Schaut man auf die Arbeitsmarktzahlen und die “Zufriedenheit” der Wirtschaft, kann man zumindest vermuten, dass “Wirtschaftsförderung” nicht unbedingt mit “Arbeitsmarktförderung” einhergeht.
Neueste Kommentare