Rhein-Neckar, 02. August 2011. (red) Heute hat das ARD-Morgenmagazin einen Beitrag ausgestrahlt, in dem Hardy Prothmann als verantwortlicher Redakteur für heddesheimblog.de im Interview zu sehen war. Im Bericht geht es um den Tarifstreit zwischen Gewerkschaften und Verlegern. Gestern wurde in Lampertheim demonstriert. Ein ARD-Team hat uns dazu befragt. Herzlichen Dank für die (trotz Ferien) bundesweiten Reaktionen per email, Chat oder Telefon. Wir fassen unsere Antworten zusammen.
Beitrag aus dem ARD-Morgenmagazin vom 02. August 2011, nachzuschauen bei tagesschau.de
Warum seid Ihr so kritisch mit der Zeitung?
Weil die Berichterstattung oft ungenügend ist. Die meisten Mitarbeiter haben früher selbst für Zeitungen gearbeitet – es tut weh, wenn man sieht, wie das Produkt verkommt. Statt zu lamentieren, haben wir uns entschlossen, selbst eine Redaktion aufzubauen. Und wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik – was man von den Zeitungen leider nicht erwarten kann.
Bedroht das Internet “die Zeitung”?
Nein. Journalistische Angebote im Internet zeigen nur, dass es “Alternativen” zur Zeitung gibt. “Alternative” hat dabei nichts mit “grün”, “links”, “Apo” oder dergleichen zu tun. Journalistische Internetseiten bewegen sich wie die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen auf dem Markt der Aufmerksamkeit über angebotene Informationen.
Die Zeitungen müssen sich wie andere Medien vergleichen lassen. Der Vergleich fällt leider immer häufiger nicht gut aus. Teure Abos bei gleichzeitig mangelhaftem Inhalt sind vermutlich kein “Zukunftsmodell”. Deswegen werden alle Lokalzeitungen, die nicht an der Qualität arbeiten, mittel- bis langfristig große Probleme bekommen. Zeitungen mit guter Qualität haben auch eine Zukunft.
Können Blogs eine Zeitung ersetzen?
Warum nicht? Es geht um zutreffende Informationen, kritische Berichterstattung, einordnende Kommentierung, “Enthüllungen”, Unterhaltung. All das können Blogs oder “Internet-Zeitungen” bieten. Aktueller und umfangreicher als eine aufs Medium Papier begrenzte Zeitung.
Wir empfehlen gerne auch sehr gute Angebote, beispielsweise das DeutschlandRadio, Arte oder 3Sat, um elektronische Medien zu nennen. Das sind ganz hervorragende Angebote. Das Problem: Es sind keine “Lokalmedien”. Wenn man wissen will, was um einen herum “los” ist, dann braucht man sehr gute Lokalmedien. Zeitungen hatten bis vor kurzem hier ein Monopol – das brökelt zunehmend.
Die meisten neuen journalistischen Internetportale sind noch sehr “jung” – leisten aber wie das heddesheimblog.de enorm viel für die Leserinnen und Leser und decken teils schon mehr Themen ab, als in der Zeitung stehen. Da es so gut wie keine “Verfilzung” gibt und keine müden Monopolstrukturen sind die Angebote meist frischer und meinungsfreudiger. Sie bedienen sich zudem einer Technik, die überall verfügbar und zunehmend “selbstverständlicher” auch für ältere Generationen wird. Die junge Generation liest sowieso so gut wie keine Zeitung mehr.
Wie steht es um die objektive Berichterstattung?
Dazu muss man erstmal definieren, was “objektiv” ist und ob dies erstrebenswert ist. Die Fakten müssen stimmen. Das allein reicht aber nicht, sie müssen interpretiert und eingeordnet werden. Viele Dinge kann man so oder so sehen.
Ein klassisches Beispiel: War Che Guevara ein Terrorist oder ein Freiheitskämpfer? Ein aktuelles Beispiel: Ist Anders Breivik ein “Amokläufer” oder ein rechtsextremer Terrorist?
Und lokal geht es um Fragen wie: “Können oder wollen wir uns das Hallenbad noch leisten?” “Wie viel Betreuung muss, kann, soll, will eine Gemeinde für Kinder anbieten?” Dazu lassen sich Fakten zusammentragen, aber auch sehr viele Meinungen.
Unsere Redaktion bietet bewusst einen “subjektiven” Journalismus an. Unsere Inhalte werden nicht von Maschinen gemacht, sondern von Menschen, die sind nunmal “Subjekte” und keine Objekte.
Wir arbeiten mit professionellen, journalistisch-handwerklichen Methoden. Wir hinterfragen kritisch und genau und dokumentieren den größten Teil unserer Quellen – bis auf die, die wir wegen vermuteter Nachteile schützen. Unsere Leserinnen und Leser können unsere Informationen überprüfen, wir helfen sogar dabei, weil wir das förderlich für die “subjektive” Meinungsbildung halten.
Objektiv heißt für uns, transparent und ehrlich zu berichten. Die Leserinnen und Leser erweitern das mit Kommentaren und Links. Artikel 5 spricht nicht von einer “objektiven” Meinungsfreiheit, sondern von der Freiheit, sich auch öffentlich zugänglichen Quellen eine Meinung bilden und diese äußern zu dürfen. Daran wirken wir mit.
Sehen Sie eine Lösung für die Zeitungen?
Für die allermeisten leider nicht. Das Produkt Zeitung muss mit einem exklusiven Inhalt überzeugen. Sobald das nicht mehr der Fall ist, wird die Zeitung beliebig und hat keinen Nutzen mehr. Da die Entwicklung seit gut zwei Jahrzehnten negativ ist und das Internet viele neue Möglichkeiten bietet, hat die Zeitung nur eine Chance – wenn sie sich auf guten Journalismus, exklusive Inhalte und Respekt vor der Leserschaft besinnt.
Natürlich müssen Zeitungen auch die Bedürfnisse ihrer Werbekunden möglichst gut bedienen. Da Zeitungen heute aber wie Konservenfabriken von Betriebswirten ohne journalistischen Ehrgeiz geführt werden, ist eine Lösung nicht in Sicht. Der Einfluss der Werbewirtschaft auf die redaktionelle Berichterstattung beschädigt zudem die Glaubwürdigkeit der redaktionellen Inhalte und der werbenden Unternehmen. Ein Verständnis dieser Wechselwirkungen ist heute leider in Zeitungshäusern kaum noch anzutreffen.
Warum argumentieren Sie für die Kollegen bei der Zeitung?
Aus Solidarität. Das “Angebot” der Verleger ist sittenwidrig. Die Verlagshäuser haben über Jahre hinweg Geld gescheffelt. Renditen von über 20 Prozent waren keine Seltenheit. Auf das neue Medium Internet wurde arrogant reagiert und deshalb hat man heute große Probleme.
Bei vielen Zeitungen gibt es nach wie vor gute Leute und es gibt junge Menschen mit viel Enthusiusmus, die diesen wunderbaren Beruf ergreifen wollen. Wenn man, um sich Renditen zu erhalten, die eigenen Leute kaputt spart, ist das der falsche Weg. Zudem nehmen immer mehr ökonomische Interessen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung. Am Beispiel der Fehl- oder Nichtleistungen der Stuttgarter Zeitung in Sachen Stuttgart21 kann man gut erkennen, wie wenig von der “vierten Gewalt” übrig geblieben ist. Häufig sind die Zeitungen nur nur Steigbügelhalter für Lobbyisten, Interessenverbände, Werbekunden oder die jeweils herrschenden Klassen. Mit kritischer Kontrolle hat das wenig zu tun und das ist schädlich für die Demokratie.
Nicht jeder Journalist ist ein Revolutionär und packt seine Sachen, wenn er nicht so berichten darf, wie er sollte. “Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing” gilt auch für diesen Beruf. In der Verantwortungskette stehen die Verleger, Chefredakteure und Redaktionsleiter ganz vorne.
Eine Demokratie braucht aber eine kritische Öffentlichkeit und es ist sicher von Vorteil, wenn viele Leser an die Verlage schreiben und mehr Journalismus fordern. Verleger sind Kaufleute – und wenn die Kunden rebellieren, überlegen die sich sicher sehr genau, wie sie sich besser nicht verhalten sollten.
Warum sind Radio und Fernsehen nicht so sehr betroffen?
Sind sie. Sowohl Radio als auch Fernsehen sind bereits vom Internet umschlungen worden. In einigen Jahren werden viele Menschen ein Gerät an der Stelle haben, an der der “Fernseher” stand. Darüber kann genauso Radio gehört werden. Das Radio kann aber über sehr einfache Geräte überall, vor allem im Auto, als “Nebenbei-Medium”, empfangen werden. Diese Einfachheit wird das Radio als Radio überleben lassen. Das Fernsehen als Inhaltelieferant fürs Internet(fernsehen) bleibt auch erhalten. Ob man Fernsehen auf einem Fernsehgerät oder einem Computerbild schaut, ist mehr oder weniger dasselbe.
Die Papierzeitung hat aber ein Problem: Es ist teuer, sie herzustellen, man muss sie teuer transportieren und bis sie beim Leser ist, vergeht zu viel Zeit. Zudem ist sie im Umfang begrenzt. Man kann sie schlecht archivieren und schon gar nicht verlinken. Die Zeitung ist ein Einbahnstraßenmedium. Das sind echte Nachteile, die zu einer deutlichen Reduzierung der Zeitungswelt in der Zukunft führen werden. Nur wirklich exklusive, sehr gute Inhalte werden das abwenden können.
Können Blogs nur von Journalisten gemacht werden?
Gut gemachte Informationsportale sind irgendwann von selbst “journalistisch”. Natürlich können auch Bürger oder Interessengruppen publizistisch tätig werden – es ist aber eine verantwortungsvolle und anstrengende Arbeit und wenn man eine gewisse Aufmerksamkeit erreichen möchte, muss man am Ball bleiben. Es sind zudem sehr viele “rechtliche” Dinge zu beachten.
Insofern sind hauptberufliche Journalisten, die ihr Handwerk beherrschen, eher in der Lage, ein solches Angebot aufzubauen. Das gilt sowohl für große Nachrichtenportale wie für kleine lokale Angebote. Die Qualität muss überzeugen. Ob die von “Journalisten” oder “Bloggern” kommt, ist egal. In Amerika heißen Redakteure “editors”, in der Schweiz Redaktoren – das sind Begrifflichkeiten. Die Inhalte sind entscheidend.
Unterstützen Sie uns, wenn wir etwas ähnliches planen?
Vielen Dank für das viele Lob, das wir von vielen bekommen haben, nachdem Sie sich auf unseren Seiten umgesehen haben. Wir helfen gerne, wo wir können, haben natürlich aber unsere eigene Arbeit zu machen. Fragen kostet nichts .
Weil wir aber davon überzeugt sind, dass sich Kooperationen lohnen, haben wir mit Kollegen das Netzwerk http://istlokal.de gegründet. Der Verein wird in Kürze angemeldet und hat zum Ziel lokal- und regionaljournalistische Internetangebote zu fördern. Die deutschlandweit rund 50 Mitglieder und Interessenten tauschen sich schon heute zu den Themenfeldern Journalismus, Vermarktung, Technik und Recht auf der Basis von Solidarität aus. Man hilft sich gegenseitig, um das eigene Angebot und das anderer zu verbessern.
Wenn Sie also selbst ein Angebot planen oder als Initiative ein Angebot von jemandem aufbauen lassen wollen, finden Sie hier Ansprechpartner. Wir bieten auch technische, inhaltliche und organisatorische Beratung gegen Honorar an und machen Ihnen gerne ein Angebot.
Einen schönen Tag wünscht
Die Redaktion von heddesheimblog.de, hirschbergblog.de, ladenburgblog.de, viernheimblog.de, weinheimblog.de, rheinneckarblog.de
Berichte über unsere Blogs finden Sie hier.
Guten Tag!
Rhein-Neckar/Stuttgart, 14. März 2011. Die Reaktor-Unfälle infolge des Erdbebens und des Tsunamis in Japan haben eventuell direkte “Folgen für Baden-Württemberg”. Ministerpräsident Stefan Mappus und die Regierungskoalition von CDU und FDP kommen unter enormen Rechtfertigungsdruck. In den Umfragen liegen Bündnis90/Die Grünen und SPD leicht vorne – dieser Abstand könnte sich vergrößern.
Von Hardy Prothmann
Zwei Wochen vor der Landtagswahl passiert der Gau – in Japan. Aber aus Sicht der Landesregierung auch in Baden-Württemberg.
Nachdem übers Wochenende immer klarer wurde, dass Japan vor einer nuklearen Katastrophe ungeahnten Ausmaßes steht, wird der Druck auf Ministerpräsident Stefan Mappus enorm steigen. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie er zur Atompolitik steht: Er ist sozusagen der Vertreter der Atompolitik und keinesfalls des Ausstiegs.
Die größte anzunehmende Unfall geschieht weit weg. Stefan Mappus bietet “jegliche erdenklich Hilfe” an – vielleicht ohne realisiert zu haben, dass er die zur Zeit selbst auch dringend benötigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dafür kaum zur Verfügung stehen – sie hat dasselbe Problem.
Er kann Flötentöne suchen wie er will und in der ARD sagen: “Ich bin gerne bereit den nationalen Dialog zu führen, wie man das erreichen kann.” “Das” ist der Atomausstieg – “man” ist er selbst.
Mappus – der Atommann vor dem Gau.
Der Bundestag hat am 28. Oktober 2010 mit schwarz-gelber Mehrheit für eine Laufzeitverlängerung entschieden. Die Betriebszeiten der vor 1980 in Betrieb gegangenen sieben Anlagen wurden um acht Jahre verlängert und die der zehn übrigen Atomkraftwerke um vierzehn Jahre. Einer der vehementesten Vertreter: Stefan Mappus.
Nachdem er mit Ach und viel Krach gerade sein Führungsdesaster in Sachen Stuttgart21 hinter sich gebracht hat, bleibt ihm kaum Zeit die Katastrophe in Japan für sich selbst in den Griff zu bekommen.
Der Gau ist da, eventuell folgt der Super-Gau in Fukushima. Schon jetzt steht fest, dass große Gebiete um die havarierten Atommeiler in Japan unbewohnbar sein werden.
Die Bilder aus Japan werden den Wahlkampf und Mappus beherrschen.
In den kommenden Tagen werden Bilder veröffentlicht werden: Von vielen, von sehr vielen Opfern. Und es werden Zahlen über verstrahlte Menschen veröffentlicht werden. Und es werden Daten über die nukleare Wolke folgen.
Bilder und immer detaillierte Informationen werden die Aufmerksamkeit der Menschen beherrschen.
Und die Atomgegner müssen nicht mehr viel machen. Sie müssen nicht argumentieren. Sie müssen nur sagen, wie schrecklich das alles ist. Und dass sie fassungslos sind. Und das wird das sein, was jeder vernünftige Mensch mit Herz auch denkt.
Mappus war immer der “Dagegen”-Vertreter. Gegen den schnellen Atomausstieg.
Und Stefan Mappus verliert seinen deftigsten Wahlspruch – die Grünen als die “Dagegen-Partei” zu bezeichnen.
Denn wer nicht gegen das fürchterliche Schicksal ist, das hunderttausende Japaner, vielleicht sogar Millionen erleben müssen, der ist “dafür”, was sich dort gerade abspielt: Eine der größten Katastrophen der Neuzeit.
Ausgelöst durch eine unglaubliche Naturgewalt und fortgeführt durch eine Technologie, die man nicht mehr unter Kontrolle hat.
Guten Tag!
07. Februar 2011. Haben Sie mitbekommen, dass in der arabischen Welt eine Revolution stattfindet? Ja? Wie haben Sie sich darüber informiert? Über ARD und ZDF? In Ihrer lokalen Tageszeitung? Dann sind Sie leider vermutlich sehr schlecht informiert. Oder haben Sie sich online informiert? Dann könnten Sie besser informiert sein, wenn Sie die richtigen Quellen kennen.
Von Hardy Prothmann
Wer sich in Deutschland über die Revolution in den arabischen Staaten informieren möchte, ist denkbar schlecht beraten, wenn er dafür ARD und ZDF oder “seine Zeitung” benutzt und darauf vertraut, umfassend, hintergründig und aktuell informiert zu werden.
Tatsache ist: Man ist viel besser informiert, wenn man die Programme von Al Jazeera, CNN oder BBC einschaltet. Oder die Berichterstattung der amerikanischen New York Times, der spanischen El Pais, der französischen Le Monde oder des britischen Guardian verfolgt.
Das Problem dabei ist: Man muss schon einigermaßen gut Englisch können, um die Nachrichten der Sender und Zeitungen zu verfolgen. Oder ausreichend Spanisch oder Französisch. Gute arabische Sprachkenntnisse wären noch mehr von Vorteil – denn dann könnte man viele Originalmeldungen verstehen.
Das größte Problem: Wenn man das nicht kann, ist man auf die Angebote von ARD und ZDF oder der Lokalzeitungen im wahrsten Sinne des Wortes “begrenzt” – und das in Zeiten der Globalisierung.
Sie können sicher davon ausgehen, dass weder der Mannheimer Morgen, noch die Rhein-Neckar-Zeitung und schon gar nicht die Weinheimer Nachrichten irgendeine eigene redaktionelle Leistung zur Lage anbieten wollen oder können. Was Sie auf den Titelseiten lesen, sind ganz überwiegend “Agenturmeldungen”.
Die erscheinen auch in Dutzenden anderen Zeitungen. 1:1. Das sind Berichte, die wie industriell gefertigte Tielkühlpizzen vervielfältigt werden. Ohne “eigenes Rezpt”, ohne eigene “Experten”, ohne eine eigenständige Leistung der jeweiligen Redaktion.
Unser Anspruch ist die lokale und regionale Berichterstattung – aber immer, wenn die Nachrichtenlage es erfordert, bringen wir auch die “Weltnachrichten” zu unseren Leserinnen und Lesern. Denn wir alle leben vor Ort, interessieren uns aber auch dafür, was woanders passiert.
Unser Interview mit Christoph Maria Fröhder, einem der erfahrensten und besten deutschen Krisenreporter der vergangenen Jahrzehnte auf dem Rheinneckarblog hat Wellen geschlagen. ARD und ZDF waren “not amused” über die klaren Worte und die eindeutige Kritik. “Intern” haben wir erfahren, dass das ZDF “stinksauer” auf uns ist.
“So what”, sagen wir und sind ebenfalls “stinksauer” – über die unzureichende und schlechte Berichterstattung der mit Milliarden an GEZ-Gebühren “gepamperten” Sender, von denen wir und unsere Leserinnen und Leser zu Recht mehr als diese schwachen Leistungen erwarten.
Über das Interview mit Herrn Fröhder hinaus haben wir uns um exklusive Nachrichten bemüht und “berichten” anders, als das öffentlich-rechtliche Sender und Zeitungen tun. Wir verlinken Quellen und kommentieren diese auf Facebook und Twitter. Zwei Internet-Dienste, die mit dafür verantwortlich gemacht werden, dass die “arabische Revolution” gegen den Terror und die Diktaturen überhaupt möglich geworden ist.
Es gibt durchaus eine Verbindung zwischen den arabischen Ländern und Deutschland. Wer sich hier wie dort auf die “klassischen Medien” verlässt, erhält immer nur gefilterte Nachrichten.
ARD und ZDF sind ebenso wie Lokalzeitungen sicherlich nicht mit der Rolle von staatlich gesteuerten Medien in Diktaturen zu vergleichen – aber man darf durchaus Zweifel an der Qualität ihrer Produkte haben. Vor allem dann, wenn man vergleicht, was das Produkt, in diesem Fall Journalismus, leistet.
Würde man den Journalismus vieler deutscher Medien mit der Autoindustrie vergleichen, stände unumstößlich fest, dass deutsche Medien deutlich weniger Komfort, Leistung, Innovation bieten als “ausländische Anbieter”, dass das Preis-Leistungsverhältnis ebenso wie die “Pannenstatistik” und auch der “Service” katastrophal sind und unterm Strich einfach nur ein “mangelhaft” übrig bleibt.
Das gilt selbst für den “gelben Faktor”, also die so genannte “Yellow-Press”. Alle interessanten “Nachrichten” und “Infos”, die man hierzu in Deutschland lesen kann, sind nur ein “Ab-”Klatsch internationaler Meldungen und werden in Deutschland “wiederverwertet”. Ausnahmen liefern ab und an Bild und Bunte, die “Promis” aus der vorletzten Reihe irgendwie “interessant” machen.
Die Umbrüche in der arabischen Gesellschaft zeigen einen desaströsen Zustand des deutschen Journalismus. Wo lesen, hören, sehen Sie die Berichte von vor Ort über das, was Muslime hier erleben, wenn diese die Nachrichten in Tunesien und Ägypten verfolgen? Wo sind die Berichte, wie Deutschland sich mit seiner weltweit einzigartigen “Erfindung” des Mauerfalls als Partner für europäische Nachbarländer (und das sind alle Mittelmeer-Anreiner-Staaten) einsetzen könnte?
Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel diskreditiert sich völlig, wenn sie zur “Geduld” mit einem Diktator wie Husni Mubarak aufruft. Übersetzt heißt das: “Habt Geduld mit mir, denn ich habe keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen soll.”
Was haben Tunesien und Ägypten nun mit unserer lokalen und regionalen Berichterstattung zu tun?
Sehr viel mehr, als heute, hier und jetzt auf den ersten Blick klar sein mag.
Zukünftig werden Entscheidungen und Entwicklungen, die in Bayern oder Schleswig-Holstein fallen, auch in Nordbaden ein Rolle spielen.
Warum? Weil man hier vor Ort erfahren kann, was dort vor Ort passiert oder passiert ist.
Man kann diese Informationen verwenden, um den Schaden, der woanders entstanden ist, abzuwenden. Und noch viel besser: Man kann das, was woanders gut oder sehr gut “gelaufen ist” einfach übernehmen. Gut informiert – mit allen “problematischen” und allen “positiven” Erfahrungen.
Das ist ein Erfolg der “Facebook”-Generation, der freien Medien oder auch nur der “Handy-Revolution”, wie Beobachter Ägypten einordnen. Man verbindet sich, man kommuniziert miteinander, man tauscht sich aus, man hat mehr als eine Quelle der Information.
Das ist die Basis für friedliche “Revolutionen” – die ägyptischen Regime-Gegner sind nicht als Brandschatzer und Gewaltverbrecher aufgefallen, sondern durch ihren Willen zur Demokratie – sehr zur Verwirrung “geprägter” Meinungen, die sich schwer tun, eine Muslim-Bruderschaft als notwendige Organisation anzuerkennen.
Das ist neu, das ist einzigartig, das gibt Hoffnung.
Von den Medien darf man erwarten, dass sie Mubarak einen alten Mann sein lassen. Der 82-jährige Diktator soll sich in Heidelberg behandeln lassen dürfen. Egal, was das kostet. Gönnen wir ihm den “goldenen Abgang” – der Mann ist so reich und hat sein Volk so sehr betrogen. Bringt irgendein “Tribunal” eine Besserung für seine “Untaten”?
Eher nicht.
Tunesien und Ägypten sind beliebte Reiseläner der Deutschen – und mal ganz ehrlich? Lohnt es sich nicht, für einen entspannten Urlaub unter afrikanischer Sonne, ein wenig für Demokratie, gerechte Löhne und stabile Verhältnisse einzutreten?
Der “Service” würde sicher davon profitieren. Oder auch unserer aller Bekenntnis zur Demokratie.
Deswegen: Nutzen Sie die neue Medien. Verfolgen Sie, was passiert.
Schreiben Sie Ihre Meinung auf. Schreiben Sie an die Programmbeiräte von ARD und ZDF. Stellen Sie Forderungen. Schreiben Sie an die Zeitungen und fordern Sie mehr Informationen.
Die Menschen in Ägypten und Tunesien und anderswo tun das auch. Weil sie gerne in einer freiheitlichen Ordnung leben würden.
Diese Menschen gehen dabei ein hohes Risiko ein – wir haben die Möglichkeit, ohne Risiko für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie einzutreten.
Tun wir das nicht, wächst das Risiko, dass wir das irgendwann nicht mehr ohne Risiko können.
Anmerkung der Reaktion:
Unsere “allererste” Aufgabe, die lokale Berichterstattung mag etwas “gelitten” haben – wir hoffen, Sie sehen uns das nach, angesichts der Belastung. Wir sind nur ein kleines Team. Sie können sicher sein, dass wir an den Themen vor Ort dranbleiben.
“Geprothmannt” erscheint im Wechsel mit anderen Kolumnen immer montags.
Guten Tag!
Heddesheim, 11. Dezember 2010. (cm) Immer mehr Deutsche sind online aktiv. Das hat die Onlinestudie 2010 des ARD/ZDF hervorgebracht. Für die Stichprobe wurden insgesamt 2.577 Erwachsene befragt. Besonders beliebt bei Internetnutzern: Multimediale Anwendungen wie Videos oder Podcasts.
Die ARD/ZDF Onlinestudie 2010 zeigt, wohin der Trend geht. Immer mehr Deutsche sind online. In absoluten Zahlen sind es nach der Studie 49 Millionen Menschen in Deutschland. Quer durch alle Altersschichten.
Besonders bemerkenswert: Alle Jugendlichen bis zu einem Alter von 19 Jahren sind mindestens gelegentlich online. Das ist eine Quote von 100 Prozent.
Die Generationenkluft ist dafür nach oben gewandert. Personen unter beziehungsweise ab dem 65 Lebensjahr sind am seltensten im Internet anzutreffen.
Dabei ist gerade dieser Personenkreis eine “gewichtige Gruppe”, da mehr als 20 Millionen Bundesbürger dazugehören. Sie nehmen (noch) nicht am Internet und den Informationsmöglichkeiten teil.
Der Großteil der Nutzer greift über das Notebook auf Onlineangebote zu. Die mobile Internetnutzung ist bislang aber kaum anzutreffen. Auch bei der angeblich “vernetzten” Jugend ist sie nur spärlich vorhanden. So halten gerade einmal 10 Prozent der Teenager “mobiles Internet für unverzichtbar”.
Der durchschnittliche Internetnutzer ist täglich 83 Minuten online. In dieser Zeit werden die verschiedensten Dinge erledigt. Von Sozialen Netzwerken bis hin zu E-Mails. Insbesondere aktuelle Informationen werden dabei häufig genutzt. So haben im Jahr 2010 rund 90 Prozent der Nutzer das Internet für aktuelle Nachrichten und Informationen verwendet.
Zeitung und sonstige Printprodukte erreichten im selben Erhebungszeitraum nur ein Zeitfenster von 23 Minuten, also nur und ein Viertel der Zeit, die fürs Internet aufgewendet wird. Printprodukte wie Zeitungen verlieren gleichzeitig immer mehr Nutzer.
Im Hinblick auf die gesamte Mediennutzungszeit liegt das Internet jedoch nicht an der Spitze. Radio und Fernsehen nehmen hier nach wie vor zwei Drittel der gesamten Mediennutzungszeit ein. Vor allem das Radio ist als “Nebenbeimedium” (Auto, Arbeitsplatz, Küche) immer noch etabliert.
Besonders beliebt bei Nutzern aller Altersklassen sind Multimedia-Angebote. Also Video- sowie Audiobeiträge. Insbesondere die Möglichkeit, Beiträge zeitversetzt zu sehen, begeistert viele Nutzer.
Einen “Verdrängungswettbewerb” zwischen den Medien sieht die Studie von ARD und ZDF trotz des enormen Zuwachses in Richtung “online” nicht. Statt eines “entweder – oder” gibt es vielmehr ein “sowohl als auch”. Auf Anbieter- sowie auf Nutzerseite. Insgesamt betrachtet steige der Medienkonsum weiter an.
Weitere Informationen zum Thema gibt es bei Media Perspektiven. Die Studie kann hier im Detail (PDF) eingesehen werden.