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Die parteiische Zeitung steuert die Wahrnehmung und manipuliert die freie Meinungsbildung

Dienstag, 15. März 2011
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Guten Tag!

Rhein-Neckar, 15. März 2011. (red) Unsere Analyse hat eine absolut CDU-dominierte Berichterstattung durch den Mannheimer Morgen ergeben. Was heißt das für die Landtagswahl?

Von Hardy Prothmann

Die kommende Landtagswahl wird spannend. Quelle: LpB.

Unsere Prognose ist klar: Der CDU-Kandidat Georg Wacker wird den Wahlkreis Weinheim gewinnen.

Einige der Gründe sind klar: Die regierenden Parteien sind immer im Vorteil gegenüber der Opposition.

Und je dörflich-traditioneller es zugeht, um so sicherer gewinnt die CDU. Orte wie Hirschberg, Ladenburg und Heddesheim passen in das Schema. Sie liegen zwar im Speckgürtel der Großstadt, sind aber bislang häufig noch dörflich-traditionell bestimmt.

Georg Wacker führt "bevorzugt". Bild: CDU

Trotzdem gibt es einen Umbruch – nicht nur wegen Stuttgart21, sondern vor allem wegen der veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen. Und vor allem wegen der veränderten Kommunikation – erst durch die Telekommunikation, dann durch das Internet.

Als “stabiler” Faktor der Kommunikation wird immer noch die Zeitung begriffen. Die ist im süddeutschen Raum traditionell eher konservativ und “stützt” dementsprechend auch die vermeintlichen Wünsche der Leser.

Uli Sckerl (Grüne) wird am wenigsten berichtet. Foto: hirschbergblog.de



Unsere quantitative Analyse der Berichterstattung über die Kandidaten im Mannheimer Morgen hat ein eklatantes Missverhältnis von Bedeutung und Berichterstattung über die Kandidaten ergeben.

Der Kandidat Georg Wacker (CDU) dominiert mit großem Abstand die Berichte – rein quantitativ gesehen. Aber diese mediale Dominanz verschafft ihm natürlich enorme Vorteile bei der Wahl.

Interessant ist der Kandidat Gerhard Kleinböck (SPD). Er liegt in unserer Betrachtung zwar hinter Georg Wacker auf Platz zwei – aber unsere Betrachtung ist keine diffizile wissenschaftliche Auswertung.

Bei genauer Betrachtung hat Herr Kleinböck im Rhein-Neckar-Teil des Mannheimer Morgens vor allem im Februar jede Menge “Punkte” durch die Debatte um eine Fußgängerzone in Ladenburg geholt.

Dadurch hat er sich von den anderen zwei Kandidaten abgesetzt – es wäre allerdings ein Trugschluss zu glauben, dass er auch in der “Breite” eine höhere Wahrnehmung erhalten hätte. Die Wahrnehmung ist auf die Fußgängerzonen-Debatte begrenzt.

Ohne diese Aufmerksamkeit wäre Herr Kleinböck wahrscheinlich mindestens um eine “halbe Note” abgestürzt – zumindest, was die Berichterstattung im Mannheimer Morgen angeht.

Gerhard Kleinböck - hat in Ladenburg aufgeholt. Bild: SPD

Viel muss nicht gleichzeitig “gut” heißen – Herr Kleinböck hat sich durch einige seiner Auftritte und Forderungen keinen Gefallen getan, was ausgiebig im Mannheimer Morgen berichtet wurde. In der Rhein-Neckar-Zeitung kommt Herr Kleinböck meist sehr gut weg, schließlich ist der “Ladenburger Korrespondent” ein aktives SPD-Mitglied.

Umgekehrt hat der Kandidat Hans-Ulrich Sckerl (Grüne) bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil er Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des “brutalen” Polizeieinsatzes Ende September 2010 war. Hunderte von Verletzten aus den Reihen der Stuttgart21-Gegner hatte es gegeben. Und Sckerl war auch bundesweit in der Presse zitiert in Sachen Verdeckter Ermittler in Heidelberg. Ein Polizist hatte Studenten ausgespitzelt.

Doch diese “landespolitischen Themen” haben in einem Provinzblatt wie dem Mannheimer Morgen kein großes Gewicht – schon gar nicht im Regionalteil.

Stattdessen schiebt sich hier eine im Vergleich vollkommen bedeutungslose Hinterbänklerin, wie man Frau Dr. Birgit Arnold (FDP) bewertet werden kann, noch vor den vielzitierten und beachteten Grünen-Politiker Sckerl.

Mit einer objektiven Berichterstattung, die sich an Inhalten und Relevanz der Themen orientiert, hat die Berichterstattung im Mannheimer Morgen meist wenig zu tun. Viel eher mit der der Bestätigung der “redaktionellen Linie”, die es aber nicht gibt, weil die Redaktion keine Linie hat.

Beim MM wird von “oben” durchgereicht, was und wer “ins Blatt” kommt. Georg Wacker ist der Spitzenkandidat, der “bevorzugt” berichtet wird.

Die anderen fallen demgegenüber klar ab, auch wenn Herr Kleinböck kurz eine “Bühne” geboten wurde.

Das System der provinziellen Berichterstattung hat lange funktioniert – jedenfalls solange es kein Internet gegeben hat. Langsam aber sicher verschieben sich die Aufmerksamkeiten.

Mit ziemlicher Sicherheit darf man annehmen, dass die apokalyptischen Zustände in Japan “vor Ort” eine kleine Rolle spielen werden – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass gerade die baden-württembergische CDU die Atomenergie ohne Zweifel immer unterstützt hat.

Herr Wacker taugt als “Ausstiegskandidat” ebensowenig wie Frau Dr. Arnold. Entweder hatten sie keine oder eine linientreue Haltung zur Atomenergie.

Im Mannheimer Morgen ist die Hinterbänklerin Arnold wichtiger als der Innenexperte Sckerl. Foto: hirschbergblog.de

Falls Sie sich äußern und in der Zeitung mit Aussagen zu einem Ausstieg zitiert werden sollten, darf man das getrost als “dummes Geschwätz” abtun, weil sie erstens keine Einflussträger in der Sache sind und zweitens wenig Ahnung haben.

Gerhard Kleinböck hingegen hat eine klare Linie bezogen – auch in unserer Umfrage unter Landtagskandidaten und seinem Beitrag “Was mir sonst wichtig ist…”. Für ihn war vor Wochen schon der Atomausstieg eine klare Präferenz.

Uli Sckerl ist vollkommen unverdächtig in Sachen Atompolitik einen Schlingerkurs zu fahren. Er fordert den Ausstieg schon lange konsequent und vernünftig.

Das Problem aus seiner Sicht muss dabei sein, dass er im Gegensatz zu Herrn Wacker nur zu einem Drittel in der Zeitung überhaupt stattfindet.

Interessant ist, dass die Grünen teils konservativer als die “Konservativen” sind, was die Medien angeht – deren Engagement in “alternativen” Medien wie Internetauftritten, Foren und Blogs ist weitaus “überzeugender” als das der Grünen.

Noch bestimmen vielerorts die Zeitungen die “Wahrnehmung” und manipulieren diese als Monopolisten.

Doch das wird sich ändern. Im Wettbewerb um Wahrnehmung beschreiten alle ein neues Feld mit dem neuen Medium Internet.

Und wer eine Google-Abfrage zu den Kandidaten macht, stellt fest, dass Georg Wacker auch hier mit über 40.000 Treffern weit vorne liegt, vor Herrn Kleinböck mit 27.000 Treffern und vor Frau Dr. Arnold mit 24.000 Treffern. Uli Sckerl landet bei gut 7.000 Treffern.

Obwohl der MM hier nicht direkt manipulieren kann, trägt doch die Dominanz der Berichterstattung, die auch im Internet gezählt wird, dazu bei.

Die restliche fehlende Aufmerksamkeit ist selbstverschuldet.

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2 Kommentare zu Die parteiische Zeitung steuert die Wahrnehmung und manipuliert die freie Meinungsbildung

  1. Leser F on Dienstag, 15. März 2011 at 19:42

    Das ist ja nett ausgewertet, aber manchmal habe ich das gefühl, daß die Redaktion des heddesheimblog die vermeintlich fehlende Berichterstattung über die Grünen wieder wettmachen will die kommen hier ja immer gut weg, vielleicht wegen ihrer Internetaffinität?

    Außerdem sollte man zu Bedenken geben, daß Wacker Staatssekretär und Regierungsmitglied ist und allein schon deshalb vielleicht mehr Berichte bekommt, weil er Ehrungen undsoweiter vornimmt. Auch heißen die höhere Anzahl an Erwähungen Wackers ja auch noch nicht, daß über ihn im Kontext positiv oder eher negativ berichtet wurde.

    Aber Sie können ihre politsche Ausrichtung auch immer weniger verbergen, Sie sagen ja immer, Sie schreiben subjektiven Journalismus, der ist also auch in gewisser Weise subjektiv in politische Richtungen gefärbt. Das sieht man an Ihren Kommentaren und Meinungsartikeln. Warum sagen Sie nicht offen, daß Sie selbst auch bei der Landtagswahl einen Regierungswechsel wollen? Da sollten Sie zu Ihren Lesern so ehrlich sein, das zuzugeben.

    • weinheimblog on Donnerstag, 24. März 2011 at 15:28

      Guten Tag!

      Wir haben uns auch gefragt, wie es denn wohl um unsere Berichterstattung – rein quantitativ – bestellt ist.

      Sie können das selbst ausprobieren, indem Sie in der Suche die Nachnahmen der Kandidaten eingeben.

      Auf dem Rheinneckarblog lautet das Ergebnis:
      Georg Wacker – 15 Treffer
      Gerhad Kleinböck – 11 Treffer
      Uli Sckerl – 11 Treffer
      Dr. Birgit Arnold – 10 Treffer

      Beim heddesheimblog lautet das Ergebnis:
      Georg Wacker – 25 Treffer
      Gerhad Kleinböck – 13 Treffer
      Uli Sckerl – 18 Treffer
      Dr. Birgit Arnold – 11 Treffer

      Vermutlich haben Sie recht, dass Herr Wacker als Regierungsvertreter häufiger vorkommen kann und im Zuge der Hauptschulreform als zuständiger Staatssekretär häufiger genannt wurde.

      Sie schreiben weiter, die Anzahl sage nichts über einen positiven oder negativen Kontext aus.

      Das haben Sie gut beobachtet: Davon steht auch nichts im Text, sondern ausdrücklich, dass es eine quantitative Analyse ist.

      Weiter schreiben Sie:
      “Aber Sie können ihre politsche Ausrichtung auch immer weniger verbergen…”

      Angesichts der Zahlen müssten Sie jetzt schlussfolgern, dass wir eher CDU-lastig berichten…

      Tun wir aber nicht, sondern wir berichten überparteilich. Wenn Sie alle Blogs zusammennehmen und sich dann die Verteilung anschauen, stellen Sie fest, dass Herr Wacker leicht führt, gefolgt von Herrn Sckerl und den anderen.

      Ganz sicher hat das mit seiner Funktion zu tun – tatsächlich ist es aber auch gerade deshalb notwendig, die anderen MdLs nicht aus dem Fokus zu verlieren.

      Und ganz sicher haben Sie recht damit, dass wir kritisch und auch subjektiv berichten.

      Wenn Sie daran interessiert sind, nicht nur eine vorgefasste Meinung als Gerücht in die Welt zu streuen, dann lesen Sie diesen Text:
      http://hirschbergblog.de/2010/09/29/offener-brief-der-redaktion-an-die-grune-liste-hirschberg/

      Und wenn Sie eine “Ausrichtung” anhand der Grünen-Werbung vermuten: Damit verdienen wir Geld und alle Parteien sind herzlich aufgerufen, bei uns Werbung zu schalten.

      Vielleicht reden Sie mal mit der von Ihnen bevorzugten Partei, ob das keine gute Idee wäre, die attraktiven Werbeplätze nicht nur der Partei zu überlassen, die Sie offensichtlich nicht leiden können.

      Einen schönen Tag wünscht
      Das weinheimblog

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