Rhein-Neckar, 26. März 2012. Seit Herbst 2009 veröffentlicht Gabi ihre Kolumne. Thomas ist ein Stammleser. Woche für Woche liest er Gabis Kolumne – vor kurzem hat es ihn gepackt: Es soll auch mal die männliche Seite auf den Tisch kommen. Jetzt wieder. Thomas versucht sich heute an an der Frage: Gibt es ein Shopping-Gen bei Frauen?
Jetzt habe ich wieder viele Wochen geschwiegen und mir so Schwachsinnstexte wie über den Tupperabend reingezogen, immer in der Hoffnung, dass mal etwas Würze in die Mann-Frau-Diskussion kommt.
Nehmen wir doch Mal das Shopping-Verhalten des weiblichen Geschlechts unter die Lupe.
Und glauben Sie mir, ich weiß worüber ich schreibe, schließlich bin ich verheiratet und habe zwei Töchter.
Eines ist klar: Dieses Verhalten wird ihnen praktisch in die Wiege gelegt. Meine Töchter ging schon im Kindergartenalter mit Freuden in die Stadt und wo zog es sie hin: In die Spielwarenabteilungen der Kaufhäuser und genauer in die Regale, in denen sie die neueste Ausstattung für Barbie und Baby Born finden konnte. Und das ist erst der unsägliche Anfang.
In der Pubertät wirken Geschäfte wie H&M, New Yorker oder Hollister – Vorsicht, da wirds teurer – magnetisch, aber Gottlob außer dem väterlichen Geldbeutel wollen die Mädchen von meiner Seite kaum einen Beistand.
Anders ist es da mit der Angetrauten. Meine Frau, und ich liebe und schätze sie sehr, ist geradezu versessen aufs Shoppen.
Ist sie alleine unterwegs, durchstreift sie stundenlang die Läden nach passenden „Kleinigkeiten“, wie sie das so schön nennt. Das kann ein T-Shirt sein oder auch ein hübsches Tuch, ein Gürtel – „genau in der Farbe, wie ich ihn schon immer gesucht habe“ oder auch nur ein neuer Nagellack. Alles Dinge, die sie garantiert nicht braucht und die ich dann auch noch erkennen und kommentieren muss, wenn sie sie trägt.
„Schatz, das steht Dir aber besonders gut“
Habe ich die erste Hürde genommen und ihr neues Shirt entdeckt, reicht es bei weitem nicht, „neu, was“ zu sagen, sondern da muss zumindest ein „Schatz, das steht Dir aber besonders gut“ über meine Lippen kommen, sonst ist der Abend gelaufen.
Das ist auch so typisch Frau, die Verbindung von Aufmerksamkeit und echter Zuneigung zu knüpfen. Bin ich im Stress und mit meinem Kopf schon bei der Arbeit und vergesse sie beim Abschied zu küssen, kann das ohne Probleme in einen Streit „à la unsere Beziehung ist nicht mehr wichtig für dich“ ausarten.
Und da Männer, und da nehme ich mich nicht aus, äußerst konfliktscheu in Gefühlsfragen sind, versuche ich das tunlichst zu vermeiden. Küsse sie liebevoll beim Abschied und beim Heimkommen und wenn sie mir strahlend entgegentritt, versuche ich es mit der Bemerkung „warst du beim Friseur, deine Haare sehen einfach toll aus“. Damit treffe ich oft ins Schwarze und wenn nicht, habe ich ihr dennoch ein Kompliment gemacht.
Aber nun gut, wir waren ja beim Shoppen und meine Frau liebt es, wenn ich sie begleite.
Meine Damen, wissen Sie eigentlich, wie elend sich ein Kerl auf den Stühlen neben der Umkleidekabine fühlt? Den schadenfrohen – aber manchmal auch nachfühlenden – Blicken der vorübergehenden Männer ausgesetzt und dem Blick der eigenen Frau, wenn sie aus der Kabine kommt.
Ich bin jetzt ganz ehrlich, oft versichere ich ihr ganz schnell, dass das ausgesuchte Kleidungsstück ganz großartig aussieht, nur um dieser Tortur zu entkommen.
Gefangener im Schuhgeschäft
Das Ganze wird nur noch gesteigert durch den Besuch eines Schuhgeschäfts.
„Was meinst du, Schatz, passen die Pumps oder Stiefeletten besser zu meinem neuen Hosenanzug“, fragt sie mit erwartungsvollem Blick während sie mir die Schuhe vorführt.
„Ich würde die Pumps nehmen“, sage ich, weil ich weiß, sie erwartet ein Statement. „Meinst Du wirklich, ich glaube die Stiefeletten passen besser“, entgegnet sie.
„Ja, du hast Recht, nimm die Stiefeletten“, antworte ich folgsam. „Ach, ich weiß nicht, vielleicht doch besser die Pumps …“
Das geht dann endlos so weiter, werde ich ungeduldig, laufe ich Gefahr, dass sie sich gar nicht entscheidet und wir noch ein weiteres Geschäft aufsuchen. Beharre ich auf meine erste Entscheidung, kann das eine endlose Diskussion zur Folge haben.
So befinde ich mich in einer Endlosschleife und habe nur das dringende Bedürfnis, irgendwo in Ruhe – und am besten allein – ein Bier zu trinken.
Versuche ich sie meinerseits mit in einen Baumarkt zu schleppen, verweist sie mich darauf, dass unser Sohn gerne einen Männerausflug machen und sie dabei nicht stören möchte.
Ist Shoppen genetisch verankert?
Insgeheim vermute ich, dass Shoppen bei Frauen genetisch verankert ist, direkt vom Beerensammeln zur Einkaufmall. Wer vollgepackt mit vielen Tüten nach Hause kommt, war erfolgreich.
Diese Analyse macht auf alle Fälle klar, dass Frauen und Männer in vielerlei Hinsicht nicht zueinander passen können. Und würden Frauen das einsehen, könnte auch alles hervorragend laufen.
Meldet sich ihr Shopping-Bedürfnis, sollten sie sich eine Freundin schnappen und dies mit ihr stundenlang zelebrieren und nicht mit aller Gewalt den Ehemann mitschleppen, da ist Frust vorprogrammiert. Das ist ähnlich wie bei Liebesfilmen – aber das ist jetzt ein anderes Thema.
Wären Frauen so einsichtig wie Männer, könnten wir uns alle viel Ärger sparen, davon bin ich überzeugt und das musste jetzt mal gesagt sein.
Anmerkung der Redaktion:
Thomas ist Ende Vierzig, lebt in der Region Rhein-Neckar, ist verheiratet und hat drei Kinder.
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