Rhein-Neckar, 24. Dezember 2012. (red/ae) In den Wintermonaten steigt die Zahl der Wohnungseinbrüche. Oder doch nicht? Allein dadurch, dass es in den Wintermonaten früher dunkel wird, sind die Menschen verunsichert. Wir haben Martin Boll und Norbert Schätzle, Pressesprecher der Polizei in Mannheim und Heidelberg zum Thema befragt.
Von Alina Eisenhardt
Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wird alle vier Minuten in Deutschland eingebrochen. Die aktuellste Statistik zählt 132.595 Einbrüche im Jahr.
Entgegen des gängigen Vorurteils, die Wintermonate seien die “bevorzugte” Einbruchszeit, gibt es nur einen leichten Schwerpunkt der Einbrüche in den Wintermonaten. “Denn nicht nur in der dunklen Jahreszeit wird vermehrt eingebrochen. Auch in der Ferienzeit ist ein Anstieg zu verzeichnen”, sagt der Pressesprecher der Polizei Heidelberg, Norbert Schätzle. In den Wintermonaten können sich Einbrecher zwar im Schutz der Dunkelheit verstecken, doch in der Ferienzeit ist es oft ebenso leicht festzustellen, ob Bewohner verreist sind. Deshalb sind besonders im Oktober vermehrt Einbrüche festzustellen: Frühe Dämmerung und Ferienzeit treffen aufeinander, ideal für Einbrecher.
Überall kann eingebrochen werden
Es lässt sich nicht pauschal beantworten, in welche Immobilien bevorzugt eingebrochen wird. Ob Einfamilienhäuser oder Häuser mit vielen Wohneinheiten, überall wird eingebrochen. “Besonders gefährdet sind aber Häuser mit Garten und Terassentür”, sagt Martin Boll, Pressesprecher der Polizei Mannheim. Das hat mehrere Gründe: Erstens ist der Garten oft nicht einsehbar und zweitens kann der Einbrecher sich durch die Terassentür einen “idealen” Fluchtweg schaffen.
“Auch anonyme Häuser mit vielen Wohneinheiten sind betroffen”, so Norbert Schätzle. Dort fielen Fremde nicht auf. “Bevorzugt wird hier in das Erd- oder Dachgeschoss eingebrochen”, sagt Martin Boll. Im Erdgeschoss könne der Einbrecher besonders schnell flüchten, sollte er entdeckt werden. Im Dachgeschoss habe er dafür eine bessere Fluchtchance, da er eher hören könne, wenn jemand sich im Treppenhaus befände.
Selten nur ein Täter
“Alles, was sich schnell mitnehmen und weitergeben lässt, wird bevorzugt gestohlen. Also Bargeld, Kreditkarten, Schmuck, Handys, Tablets, Notebooks und Gold”, zählt Norbert Schätzle auf. “Oft arbeiten Einbrecher mit mindestens einem Komplizen”, ergänzt der Pressesprecher der Polizei Mannheim Martin Boll.
Das hat den Vorteil, dass man das Diebesgut innerhalb von ein paar Sekunden weitergeben kann. Sollte die Polizei einen Einbrecher erwischen, der das Beweismaterial bereits weitergegeben hat, ist ein Nachweis schwierig. Deshalb wird in Mannheim nur jeder vierte Einbrecher erwischt. In Heidelberg liegt die Aufklärungsquote sogar nur bei 10 Prozent.
Obwohl die Einbruchszahlen in Deutschland steigen, sinken sie wider Erwarten im Rhein-Neckar-Kreis. Im Jahr 2011 gab es beispielsweise in Mannheim 667 Einbrüche, in diesem Jahr sind es nur um die 400. Häufig wurde dabei in der Neckarstadt eingebrochen. Dort gibt es Immobilien des gehobenen Mittelstands und viele eng bebaute Straßenzüge.
DNA-Analyse á la Krimi
Immer wieder hinterlassen Täter DNA-Spuren, die zum Beispiel durch eine achtlos weggeworfene Zigarette gesichert werden können. “Allerdings spielt die Suche nach DNA eher eine untergeordnete Rolle, da die meisten Einbrecher sehr professionell und vorsichtig arbeiten. In den seltesten Fällen gehört ein Zigarettenstummel wirklich dem Einbrecher”, erklärt Martin Boll.
“Die Untersuchung der Spuren geht aber über die DNA-Analyse hinaus. Nach was genau wir suchen, verraten wir aber nicht, sonst achten die Einbrecher drauf”, so Norbert Schätzle.
Schutz vor Einbruch
Die Auswirkungen, die ein Einbruch auf das Opfer hat, sind verheerend: “Das eigene Zuhause ist für Menschen ihr Privatbereich, ihre sichere Burg. Dringt jemand in ihren intimsten Privatbereich ein, ist das oft sehr verstörend”, erklärt Martin Boll. Oft fühlen sich die betroffenen Menschen so sehr in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt, dass sie umziehen müssen. Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen bieten kostenlose Hilfe an – sie beraten vor Ort.
Man kann sich schon mit einfachen Mitteln effektiv vor Einbruch schützen. Die Tür abschließen, die Rolläden richtig runterlassen und im Sommer weder Fenster noch Türen offen stehen lassen, sind die günstigsten Alternativen.
Fährt man in den Urlaub, sollte man Zeitschaltuhren einsetzen und gute Sicherungssysteme an Türen und Fenstern anbringen. Wer sich ein teures Sicherungssystem nicht leisten kann, der kann auch eine Schraube diagonal im Türrahmen eindrehen. So kann ein Einbrecher die Tür nicht eintreten. Bemerkt der Einbrecher, dass er auf Hindernisse stößt, bricht er in der Regel den Einbruch ab.
Was die Sicherheit angeht, ist eine Beratung sehr sinnvoll, denn oft wissen die Menschen nicht, wo die Schwachpunkte sind. Die kostenlose Beratung der Polizei bietet auch eine Schwachpunktanalyse an.
Richtig auf Einbrecher reagieren
Stellt man sich vor, dass man auf einen Einbrecher trifft, stellt sich die Frage: Wie reagiert man richtig, wenn man einem Einbrecher gegenüber steht? Martin Boll und Norbert Schätzle kennen die Antwort: Auf keinen Fall den Helden spielen, sondern dem Täter eine Fluchtmöglichkeit lassen.
In aller Regel sind Einbrecher scheu und werden zu fliehen versuchen – wenn sich aber jemand in die Ecke gedrängt fühlt, kann das schlimme Folgen haben. Einrecher haben Werkzeuge wie Schraubendreher dabei, die auch Waffen sein können. Wer denkt oder weiß, dass ein Einbrecher in der Wohnung ist, sollte sofort die Polizei unter 110 anrufen.
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